Rezension von "El Negro - Eine verstörende Begegnung" |
Gaffendes Europa, ausgestopftes Afrika "Objekt-Nummer 1004" wurde regelmäßig mit schwarzer Schuhcreme eingerieben, auf dass die ausgebleichte Haut auch recht schön dunkel glänze. Denn "El Negro", wie sie ihn nannten, war schließlich die Attraktion in dem Gemeindemuseum von Banyoles, einem kleinen Ort in den spanischen Pyrenäen. Ein französischer, mit Exotika handelnder Geschäftsmann hatte den Leichnam des Mannes 1831 in Südafrika heimlich ausgegraben und nach Europa gebracht. Hier wurde er als ausgestopfter "Buschmann" dem gaffenden Publikum präsentiert, staubfrei in einer Museumsvitrine, ausstaffiert als richtiger "Wilder" mit Lendenschurz, Speer und Schild. Der niederländische Journalist Frank Westerman entdeckte den präparierten Schwarzen 1983 auf einer Spanienreise und war so beschämt, dass er sich später daranmachte, dessen Schicksal zu recherchieren. Herausgekommen ist eine Reportage, in der der Autor akribisch den Weg des mit ca. 27 Jahren gestorbenen Afrikaners, eines Khoisan, nachzeichnet. Zunächst 1888 auf der Weltausstellung in Barcelona als "Kaffer" und dann fast ein Jahrhundert lang in Banyoles ausgestellt, wurden seine sterblichen Überreste nach öffentlichen Protesten schließlich im Jahr 2000 nach Botswana überführt und beigesetzt. Diese Rezension erschien in: iz3w Nr. 291 (März 2006), S. 47 Siehe auch Deutschlandradio Kultur vom 29.11.2005 (mp3-Format) Sachbuch: El negro- eine verstörende Begegnung/Frank Westermann/Links-Verlag Sendezeit: 15:33, Autor: Susanne Nessler, live, Sendung: Kritik, Länge: 05:08 Minuten |