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koloniale Personen

Reihe: Freiburger Persönlichkeiten der Kolonialgeschichte

Audio-Beitrag vom 13.2.2007:

Propaganda von Kolonialoffizieren nach ihrer Rückkehr nach Freiburg: Die Beispiele Max Knecht und Wilhelm Winterer (6:19 Min., 6 MB) Anhören

 

 

cover Wegmann - Max Knecht

Ausführliche Informationen in:

Heiko Wegmann:

Vom Kolonialkrieg in Deutsch-Ostafrika

zur Kolonialbewegung in Freiburg.

Der Offizier und badische Veteranenführer

Max Knecht (1874-1954)

hgg. vom Arbeitskreis Regionalgeschichte Freiburg e. V., Reihe Alltag und Provinz Band 16, Rombach-Verlag, Freiburg i. Br. 2019, 580 Seiten, 15 x 22,4 cm, Paperback, ISBN 978-3-7930-9943-7; € 34,- (DE)

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älterer Beitrag aus 2006-2010:


Maximilian Knecht (1874-1954), 1. Vorsitzender der Oberbadischen Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft

von Heiko Wegmann

"Wenn heute das Ausland weiß, dass wir uns nie mit dem Kolonialraub abfinden werden, so ist das ein Verdienst der Deutschen Kolonialgesellschaft. Die Abteilung Freiburg darf mit Befriedigung feststellen, daß auch sie ihr Teil zu diesem Aufklärungskampf beigetragen hat." Max Knecht in der Breisgauer Zeitung vom 24.11.1932 (ganzer Artikel)

Inhalt

1. Zur Person

Maximilian (Max) Otto Konrad Alfred Knecht wurde am 06.04.1874 in Basel (Schweiz) geboren. Seine Laufbahn als Berufssoldat begann 1892. Vor seinem Eintritt in den Kolonialdienst diente er im Füsilier-Regiment "General-Feldmarschall Graf Blumenthal" (dem Magdeburgischen Nr. 36) und wurde am 26.01.1903 zum Oberleutnant befördert. Vom 06.11.1905 bis zum 31.05.1908 war Knecht Angehöriger der „Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika“ (vgl. Staatsarchiv Freiburg / StAF D 180/2 lfde Nr. 215131). Die Ausreise in das "Schutzgebiet" trat er am 12.11.1905 von Genua aus mit den Oberleutnants Graf v. Freyen-Seyboltstorff Herr zu Syboltstorff, und Brentzel an. Die Nach einem Bericht der Ostafrikanischen Zeitung war er während des Maji-Maji-Krieges (siehe dazu www.majimaji.de und die Rubrik Hintergrundtexte) Oberleutnant in der 15. Kompagnie unter Hauptmann Wunderlich und nahm Ende 1905 an der Morogoro-Strafexpedition des Majors von Schleinitz teil1. Auf Kaiserliche Order vom 08.06.1906 bekam er den Königlichen Kronen-Orden 4. Klasse mit Schwertern verliehen (siehe Deutsches Kolonialblatt Nr. 12, 15. Juni 1907, S. 425). Auch der Kaiserliche Gouverneur Graf von Götzen erwähnt Knecht einmal in seinem Buch "Deutsch-Ostafrika im Aufstand 1905/06" (Berlin 1909) im Zusammenhang mit Kämpfen am Lijunge-Berg und anschließenden "Streifzügen" (S. 190). Knecht hat während der Zeit in Ostafrika Tagebuch geschrieben, von dem ein Teil in Familienbesitz und ein Teil verschollen sein soll.

Seit 1908, dem Jahr der Rückkehr aus DOA, war Knecht Mitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG). Bei der DKG-Jahrestagung vom 3.-7.6.1912 in Hamburg firmierte er als Hauptmann und Kompanie-Chef des Freiburger Infanterie Regiments 113. Zwar wurde sein Wohnort mit Freiburg angegeben, er gehörte aber zu diesem Zeitpunkt noch der DKG-Abteilung Halle a.d. Saale an (Bundesarchiv, R 8023 / 760, Paginierung 3). Dem Freiburger Infaterie Regiment 113 gehörten auch einige andere Kolonialoffiziere wie Wilhelm Winterer und der Kommandeur der Schutztruppe für Deutsch-Südwestafrika, General Berthold von Deimling an. Knecht blieb dem Regiment auch später eng verbunden, so führte ihn das Mitgliederverzeichnis der Kameradschaft ehemaliger 113er Ende 1936 als Mitglied (siehe Stadtarchiv Freiburg, SAF K2/11). Er nahm als Offizier am Ersten Weltkrieg teil, in dem er schwer am Oberschenkel verletzt wurde. 1920 schied er im Range eines Oberstleutnants aus dem Heer aus. Ab 1921 arbeitete er im Bankhaus J. A. Krebs als angestellter Rechts- und Steuerberater, bis er sich 1931 als Steuerberater selbständig machte. Am 26.11.1939 wurde er erneut zum Militär einberufen und stieg schließlich zum Oberst auf. Im hier primär betrachteten Zeitraum firmierte er stets als Oberstleutnant a.D.

Von 1922 bis 1934 war Max Knecht Freiburger Stadtverordneter der rechten nationalliberalen Deutschen Volkspartei (Stresemann-Partei, siehe zur DVP: Deutsches Historisches Museum). Das Einwohnerbuch von 1933 führt ihn auch als Mitglied des Straßenbenennungsausschusses. Die DVP unterstützte Knechts koloniale Tätigkeit und schaltete z.B. 1929 eine Werbeanzeige für einen von ihm veranstalteten Kolonialvortrag von Gouverneur a.D. Schnee im Paulussaal (siehe Freiburger Zeitung 20.11.1929 und 22.11.1929). Knecht gehörte zu denjenigen, die ihr Mandat auch nach der Gleichschaltung 1933 behielten und im Bürgerausschuss bis zu dessen gänzlicher Aufhebung am 06.03.1934 blieben. Das amtliche Einwohnerbuch der Stadt Freiburg aus 1943 benennt Knecht als Mitglied des städtischen Beirats für das Finanzwesen, des Beirats für das Stiftungswesen und schließlich noch für das Theaterwesen. Mal wird er dabei als Oberstleutnant z.V., mal als Wirtschaftsprüfer geführt (SAF: Dwa 130 Ex 1 HB Abt. VI, S. 8f.).

Neben dieser Tätigkeit erwarb Knecht zahlreiche Mitgliedschaften in militaristischen Vereinen und bekleidete dort Ämter (s.u.). Das langjährigste Amt dürfte der erste Vorsitz der Oberbadischen Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG) mit Sitz in Freiburg gewesen sein, den er von 1925 bis 1936 inne hatte. Der Vereinssitz befand sich durchgängig in seiner Wohnung in der Günterstalstraße 68 (während des NS-Regimes zeitweise umbenannt in Adolf-Hitler-Str. 354). Nach dem Kommerzienrat Julius Mez und den Professoren Eugen von Phillippovich, Ludwig Neumann Neumann und Wolfgang Michael war er der erste (Ex-)Kolonialoffizier in diesem Amt. Wie Recherchen von www.freiburg-postkolonial.de in den Akten der DKG im Bundesarchiv Berlin ergeben haben, war Knecht auf Reichsebene der aktivste Vorsitzende des Freiburger Ortsvereins. Bereits Jahre vor Übernahme des Amtes besuchte er Hauptversammlungen der DKG (etwa die Hamburger Tagung vom 3.-7. Juni 1912, siehe Bundesarchiv, R 8023 / 760, Paginierung 3). Als Vertreter der Freiburger Abteilung nahm er dann später an diversen Hauptversammlungen und Vorstandssitzungen der DKG teil, bis er auch persönlich in deren Vorstand gewählt wurde. Ab 1933 gehörte dem Vorstand neben Knecht und einigen anderen z.B. auch der NS-Reichsjugendführer Baldur von Schirach an (Bundesarchiv, R 8023 / 800, Paginierung 96, 97).

Max Knecht
Das Bild zeigt Max Knecht, den SS-Standartenführer und "Präsident der Kriegerwohlfahrtsgemeinschaft Baden, mit der Wahrung der Tradition der Kriegerkameradschaften des Landes Baden beauftragt" in seiner Uniform als Wehrmachtsoffizier.

2. Koloniale Stadtpolitik

2.1 Mitgliedschaft der Stadt bei der DKG

Knecht pflegte in diesen Jahren engen Kontakt mit den Freiburger Oberbürgermeistern Dr. Karl Bender (Zentrum) und Dr. Franz Kerber (NSDAP). Sie standen - wie auch viele untergeordnete Stellen der Stadtverwaltung - seinen kolonialen Ambitionen überaus aufgeschlossen gegenüber, wie die Akten im Stadtarchiv Freiburg zeigen (siehe im Folgenden SAF C3/VIII/31/6, keine Paginierung vorhanden). Am 29.07.1926 trat er an die Stadt mit der Bitte heran, zahlendes Mitglied der Deutschen Kolonialgesellschaft zu werden. Er schrieb an OB Bender: „Durch den Vertrag von Versailles ist Deutschland seines in wachsendem Aufblühen befindlichen Kolonialbesitzes beraubt worden. Dadurch sind dem deutschen Volk ausserordentlich wertvolle Rohstoffgebiete und ausserordentlich wichtige Exportgebiete für die deutsche Wirtschaft entzogen worden. (…) Es gilt das deutsche Volk in weitestem Umfange von der Notwendigkeit überseeischem Besitzes zu überzeugen.“ Bender forderte zunächst noch die Satzung an und holte eine Stellungnahme des Rentenamtes ein, und nachdem sich da alle einig waren, beschloss der Stadtrat am 08.09.1926 den Beitritt zur DKG mit einem jährlichen Beitrag von 100 Mark.

2.2 Koloniale Schulerziehung und ethnographische Sammlungen

1928 wandte sich Knecht an Bender, um dessen Unterstützung bei der kolonialen Indoktrination der Freiburger LehrerInnen und SchülerInnen zu erhalten. Ihm wurde umgehend ein persönlicher Termin eingeräumt. Im Gesprächsprotokoll Benders vom 22.10. heißt es: "Beim Unterzeichneten ist heute Oberstleutnant a.D. K N E C H T erschienen, mit dem man die Angelegenheit besprochen hat. Man hat darauf hingewiesen, dass gewisse Widerstände der Schule vielleicht verursacht worden seien durch gelegentlich ungeschickte Vertretung der Kolonialinteressen. Für die weitere Beeinflussung der Jugend kommen insbesondere in Frage:

  1. die Abgabe entsprechender geeigneter Bücher für die Schulbibliotheken.
  2. die Abhaltung von Vorträgen für die Geschichts- und Geographielehrer und die älteren Schüler.
  3. die baldige Wiederaufstellung und der Ausbau der ethnographischen Sammlung und die Verwertung dieser Sammlung bei Vorträgen für die Jugend.

Bei dieser Gelegenheit stellte man dem Erschienenen auch anheim, ob er sich nicht durch Vermittlung seiner Freunde für den weiteren Ausbau dieser ethnographischen Sammlung einsetzen wolle. Herr Oberstleutnant a.D. K N E C H T sagte dies zu. Man ermächtigte den Erschienenen, bei der zunächst sich empfehlenden Fühlungnahme mit den Schulleitungen wegen Förderung des Kolonialgedankens bei der Jugend sich auf den Unterzeichneten zu berufen.

Unklar ist, ob der Verweis auf die "gelegentlich ungeschickte Vertretung der Kolonialinteressen" auf eine konkrete ablehnende Haltung einer Schule gegenüber Knecht persönlich gemünzt ist, die möglicherweise den Anlass des Gesprächstermins dargestellt haben könnte. Dies wäre jedenfalls die einzige kritische Bemerkung, die sich nach Aktenlage ein OB gegenüber dem offensichtlich in Freiburg sehr angesehenen Knecht erlaubt hätte. Bender versuchte allerdings "zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen", indem er gleichzeitig Knecht für den Ausbau der ethnografischen Sammlung einspannte. (Am 3.8.1928 hatte der Bürgerausschuss die Sanierung und Umgestaltung des Adelhauserklosters und der Gerberauschule für die Museen für Natur- und Völkerkunde beschlossen und insofern herrschte wohl gerade eine Art neue "Aufbruchstimmung"). Gleich am 24.10.1928 folgte ein Schreiben Benders an die Direktion der städtischen Sammlungen:

"Unter heutigem Datum hat Herr Oberstleutnant a.D. K n e c h t als I. Vorsitzender der Oberbadischen Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft mit dem Unterzeichneten die Frage besprochen, in welcher Weise sich der Kolonialgedanke, insbesondere bei der Jugend fördern liesse. Dabei wurde seitens des Unterzeichneten auch nachdrücklichst darauf hingewiesen, dass die Belehrung der Jugend anhand der Sammlungen durch geeignete Vorträge wohl der wirkungsvollste Weg wäre, das Verständnis und Liebe für den Kolonialgedanken zu wecken. Herr Oberstleutnant a.D. Knecht wurde gebeten, bei seinen Freunden für den Ausbau der ethnographischen Sammlungen der Stadt Freiburg durch Überweisung von Sammlungsgegenständen Privater und überzähliger Stücke aus anderen grösseren Sammlungen zu wirken. Er stellte dies auch in Aussicht. Vielleicht dürfte es sich empfehlen, dass die Sammlungsdirektion unter sachgemäßem Eingehen auf die Gedankengänge des Oberstleutnant Knecht – Förderung des Kolonialgedankens bei der Jugend – diese Anregung bei Herrn Oberstleutnant Knecht weiter betreibt."

Wie Vorstandsprotokollen der DKG auf Reichsebene zu entnehmen ist, befasste sich Knecht auch später noch intensiv mit dem Thema Schule. Auf einer Sitzung meldete er sich bspw. so Wort: "Es ist ausserordentlich bedauerlich, dass wir nicht in der Lage sind, von Reichs wegen in bezug auf die Verbreitung des kolonialen Gedankens in den Schulen einen Einfluss auf die Länder auszuüben. (...) Man sieht aus diesem Beispiel, dass eine Einzel-Einwirkung nichts Durchgreifendes erzielen kann, wenn nicht von oben herab ein entsprechender Druck ausgeübt wird. Das kann nur geschehen, wenn in diesen Schulbüchern die entsprechende koloniale Literatur aufgenommen wird." (BArch 8023/785, Paginierung135f., Jahr unklar).

Es sei am Rande erwähnt, dass Knechts Tochter Sigrid das Amt der Schriftführerin des Bundes deutscher Pfadfinderinnen, Burg Freiburg i. Br. bekleidete (siehe Adressbuch der Stadt Freiburg 1933, Abteilung IV, S. 76). Daneben existierte auch ein Kolonial-Jugend-Korps, Abteilung 139, das vermutlich identisch mit der Jugendgruppe des Vereins ehemaliger Kolonialkrieger und -Deutscher war, mit dem Knecht eng verbunden war (s.u.).

2.3 Koloniale Vorträge in Freiburg

Man kann Max Knecht als den aktivsten Kolonialpropagandisten und -revisionisten Freiburgs bezeichnen, auch wenn es davon noch eine ganze Reihe anderer gab. So organisierte er über die Jahre zahlreiche gut besuchte Veranstaltungen mit prominenten Rednern wie etwa Gouverneur a. D. Schnee (siehe die Rubrik Orte, z.B. an der Uni und im Paulussaal, dort z.T. auch Veranstaltungsberichte), bei denen in aggressiv-imperialistischem Ton deutscher Kolonialbesitz gefordert und als Überlebensnotwendigkeit für Deutschland dargestellt wurde. Dazu wurden regelmäßig auch die OBs und der Gemeinderat eingeladen. Die Veranstaltungen kreisten um die ehemaligen deutschen Kolonien, es wurde aber auch über die Kolonialpolitik anderer Länder, insbesondere Italiens, referiert. Dazu kamen eher landeskundliche Veranstaltungen, die aber in einen mal weiteren, mal konkreteren kolonialen Kontext gestellt wurden. Einige dieser Veranstaltungen wurden mit der 1925 gegründeten "Geographischen Gesellschaft Freiburg" zusammen organisiert, die im Geographischen Institut der Universität ihren Sitz hatte. Enge Verbindungen zeigen sich darin, dass Knecht eines der exklusiven Gründungsmitglieder der Gesellschaft war (siehe dazu ausführlich: Heiko Wegmann: "Die Welt ist mein Feld" - Die koloniale Vortragstätigkeit der Geographischen Gesellschaft Freiburg ab 1925 21 Seiten, 730 KB pdf). Knecht nutzte selbst gemeinsame Veranstaltungen wie die mit dem Tibet-Forscher Filchner am 21.11.1928 im Paulussaal zu kolonialen Einlassungen: „Der Saal war vollbesetzt: viele, viele mußten wegen Mangel an Platz wieder umkehren; die geistige Gemeinschaft der Stadt Freiburg hat sich mit diesem Massenandrang ein ehrendes Zeugnis ausgestellt. Herr Oberstleutnant a. D. Knecht begrüßte im Namen der oben genannten Gesellschaften den kühnen Forscher und die in so großer Zahl erschienenen Zuhörer mit herzlichen Worten, wobei er seinem Bedauern Ausdruck gab, daß Dr. Filchner fremden Ländern seine Forschungstätigkeit widmen müsse anstatt deutschem Ueberseeland. Hoffentlich ist der Tag nicht mehr fern, der Dr. Filchner als Forscher und Entdecker in deutschen Kolonien sehe. (Lebhafter Beifall) Als Dr. Filchner das Podium betrat, begrüßte ihn stürmisches Händeklatschen: ein Deutscher wurde gefeiert, der mit seinem Leben sich für die Wiedergeburt seines Vaterlandes einsetzte, allen Schwierigkeiten und unsäglichen Mühen zum Trotz das gesetzte Ziel erreichte. (...) Herr Geheimrat Aschoff faßte die Freude über den gelungenen Abend und den Stolz, daß Wilhelm Filchner unser ist, in dem Satz zusammen: Wo ein Wille, da ist ein Weg.“ (Freiburger Zeitung, 22.11.1928. ganzer Artikel).

Anzeige aus der Freiburger Zeitung vom 14.02.1927, 2. Morgenausgabe, 4. Seite

Andere Veranstaltungen wurden im Rahmen der "Kolonialen Arbeitsgemeinschaft Freiburg i. B." organisiert, die ausserden noch aus dem Frauenverein vom Roten Kreuz für Deutsche über See und dem erwähnten Verein der Kolonialkrieger und Kolonialdeutschen bestand (siehe dazu die Rubrik Institutionen). Der Freiburger Kolonialkriegerverein bezeichnete Knecht im Jahre 1933 als sein "ehemaliges und langjähriges Mitglied" (siehe Kolonial-Post, Nr. 4, 23.04.1933, S. 48). Auch in einer ganzen Reihe weiterer Vereinsberichte in dieser Zeitschrift wurde Knecht aufgrund von ihm organisierter Veranstaltungen oder eigener Vorträge oder wegen seiner Teilnahme an Mitgliederversammlungen erwähnt, (siehe hierzu die Pressedokumentation auf freiburg-postkolonial ab 1929). 1930 wird er in einem Bericht auch als Vorsitzender der Kolonialarbeitsgemeinschaft bezeichnet.

3. Kolonialausstellungen

3.1 Deutsche Kolonial-Wanderausstellung 1929

In den 1920er und 30er Jahren gab es mehrere Anläufe zu Kolonialausstellungen in Freiburg. Am 21.2.1929 wandte sich z.B. der Leiter der Deutschen Kolonial-Wanderausstellung Berlin, Fr. Riebisch, an OB Bender, um die gerade in Karlsruhe gezeigte Ausstellung auch nach Freiburg zu bringen. Diese umfasste die Abteilungen Technologie, Kulturarbeit, Zoologie, Geologie, Auswanderungswesen und Schiffahrt, Münzwesen in den Kolonien, Kolonial-Literatur und Ethnographie. Angefragt wurden nicht nur die kostenlose Zurverfügungstellung mehrerer Hallen für je 2-3 Tage und drei städtische Arbeiter, sondern auch ein umfassendes Besuchsprogramm: "Das Ministerium des Kultus und Unterrichts hat den Besuch der Ausstellung während der Unterrichtszeiten erlaubt. Der Eintrittspreis für die Schüler beträgt 20 Pfg. und werden dieselben mit einem eingehenden Vortrag, besonders über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Rohstoffversorgung geführt. Etwa 120 Schüler können immer zugleich die Ausstellung eine Stunde lang besuchen. Von Seiten des Schulamtes dürfte wohl ein genauer Besuchsplan aufgestellt werden, um einen reibungslosen Besuch zu gewährleisten."

Knecht unterstützte dies und schrieb am 27.02.1929 an Bender: "Nach uns mündlich und schriftlich gewordenen Beurteilungen über die koloniale Wanderausstellung, ist diese in jeder Beziehung unterstützungswert. Wir dürfen daher auch unsererseits die Bitte aussprechen, die Bestrebungen des Herrnm Riebisch zu unterstützen. Wir erlauben uns dabei mitzuteilen, dass die Stadtverwaltung Karlsruhe auch in der grossen Kälteperiode der jüngsten Zeit der Ausstellung eine geheizte Halle zur Verfügung gestellt hat. Ganz besonders hatte sich das Schulamt Karlsruhe für die Ausstellung interessiert." Es kam jedoch anders, Bender sagte Friebisch ab, weil der - vorgegebene - Zeitpunkt kurz vor den Ferien sowie eine Grippewelle dagegen sprächen. "Vielleicht kann später zu geeigneter Zeit die gewiss sehr sehenswerte Ausstellung auch hierbgezeigt werden." Friebisch fand sich damit nicht ab und versuchte die Stadtverwaltung u.a. mit der Behauptung unter Druck zu setzen, dass Bender doch Knecht schon eine verbindliche Zusage gegeben habe, währenddessen Knecht bestritt, dies behauptet zu haben. Ein weiteres Angebot einer umfangreichen Kolonialausstellung erreichte den OB Bender im August 1932 aus Utrecht (Holland), das aber nunmehr aus finanziellen Gründen abgelehnt wurde.

3.2 NS-Marine- und Kolonialausstellung 1933

1933 beteiligte sich Max Knecht nunmehr unter dem Hakenkreuz an der Freiburger Marine- und Kolonialwoche des Wehrwissenschaftlichen Amtes des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB). Teil dieser Aktionswoche war auch eine Marine- und Kolonialausstellung im Colombischlössle. Der NSDStB untermauerte in einem Schreiben vom 26.7.1933 seine Forderung an die Stadt, kostenlos das Colombi-Schlössle zur Verfügung zu stellen, auch mit der "weitestgehenden Unterstützung" durch Oberstleutnant Knecht (SAF C 4 /I/1/3).

Die Presse berichtete von der Eröffungsfeier im Hörsaal I der Universität: "Oberstleutnant Knecht leitete seinen wirkungsvollen Vortrag ein mit Verlesung der Schandparagraphen des Versailler Vertrages, in denen Deutschland unter dem lügnerischen Vorwand, daß es unfähig sei, Kolonien zu verwalten, sein überseeischer Beistz entrissen worden ist. Der Artikel 119 des Versailler Vertrages habe eine 30-jährige segensreiche Arbeit Deutschlands auf kolonialem Gebiete beendet. Es werde aber der Tag kommen, an dem der koloniale Ehrenschild rein und glänzend wie bisher über deutschem Kolonialbesitz gehalten werde. Leider sei die Kolonialfrage nach Kriegsende lange Zeit stiefmütterlich behandelt worden. Die nationale Revolution habe auch auf dem Gebiete der kolonialen Bewegung einen neuen Zug hineingebracht. Sein Ruf: 'Deutschland muß wieder Kolonialmacht werden' fand bei den Zuhörern begeisterten Widerhall." (Freiburger Tagespost vom 20.11.1933, siehe auch Der Alemanne vom 20.11.1933). Seine - später in Abrede gestellte - koloniale NS-Begeisterung drückte sich auch darin aus, dass er offizielle Briefe recht schnell nach der NS-Machtübernahme mit der Kombination "Mit kolonialem Gruss Heil Hitler!" unterzeichnete.

Bild: Einladungskarte der Deutschen Kolonialgesellschaft an den Oberbürgermeister. Auf der Tagesordnung der Mitgliederversammlung 1933 steht das Thema Kolonialwoche (SAF C 4/VIII/31/6; siehe auch die Ankündigung in der Freiburger Zeitung vom 28.07.1933 Artikel).

3.3 Die "Große Deutsche Kolonialausstellung" 1935

Den absoluten ‚Höhepunkt’ der Propagandatätigkeit Knechts bildeten zweifellos die große Tagung des Reichskolonialbundes und die Kolonialausstellung Mitte Juni 1935 in Freiburg. Bereits 1932 hatte er OB Bender um Unterstützung ersucht, die Jahrestagung für 1935 nach Freiburg zu holen (aufgrund der Konkurrenzsituation zwischen willigen Städten waren die davor liegenden Termine bereits vergeben). Bender sicherte die Einladung Freiburgs zu, wollte sie aber nicht wie angefragt gleich ein paar Tage später auf der DKG-Kolonialkundgebung im Paulussaal offiziell aussprechen. Doch bereits am 03.01.1933 schrieb Bender an Knecht: "... Mit Interesse habe ich davon Kenntnis genommen, dass im Jahre 1935 die Oberbadische Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft in Freiburg ihr 50jähriges Jubiläum feiern kann. Spätestens für den gleichen zeitpunkt ist von der Stadt die Wiedereröffnung der ethnographischen Sammlungen (...) vorgesehen. Aus diesen Anlässen würde es die Stadtverwaltung Freiburg und mit ihr die gesamte Bürgerschaft mit aufrichtiger Freude begrüssen, wenn Freiburg im Breisgau für die grosse Kolonialtagung der deutschen Kolonialgesellschaft im Jahre 1935 als Tagungsort bestimmt werden würde. Freiburg als Sitz einer der angesehendsten deutschen Universitäten mit ihren zahlreichen Instituten der exacten Wissenschaften wäre ganz besonders dazu berufen, der Deutschen Kolonialtagung einen würdigen und inhaltlich wertvollen verlauf zu sichern. (...) Die Stadtverwaltung würde es sich zu hoher Ehre anrechnen und wäre zu grösstmöglicher Mitarbeit bereit (...)." (SAF C 4/VIII/31/6). Dieses Schreiben ging mit Bitte um Unterstützung des Antrags innerhalb der DKG in Kopie an Gouverneur a.D. Seitz und Pater Sonnenschein, den Leiter der kolonialen Kreuzlandschule Neersen. Tatsächlich gelang es Knecht, seinen Vorschlag innerhalb der DKG und gegen vier andere Städte durchzusetzen und so wurde er mit Unterstützung der Stadt Leiter der Freiburger Tagung 1935 (den Aufbau der Ausstellung delegierte er an Wilhelm Winterer vom Kolonialkriegerbund Freiburg). Bei diesem Anlass vereinigten sich koloniale und NS-Bewegung wie sonst wohl selten im ‚Dritten Reich’.

Von Max Knecht unterzeichnete Einladung zur Eröffnung der Kolonialausstellung (Fotos: H. Wegmann)

Die Tagung des Reichskolonialbundes wird noch ausführlich auf freiburg-postkolonial.de vorgestellt. Das folgende Bild ist einem Artikel aus der Kolonial-Post über die Tagung entnommen (zum Text) und zeigt Knecht mit Nazi- und Kolonialgrößen auf dem Weg zur Pflanzung einer Kolonial-Eiche vor der Freiburger Universität. Die Ausstellung fand in der städtischen Festhalle im Stadtgarten statt (siehe Heiko Wegmann: "Die 'Große Deutsche Kolonialausstellung' in der städtischen Festhalle von Freiburg i.Brsg." zum Artikel).

Kolonialeiche

4. Militärvereine, SS-Ehrendegen und Entnazifizierung

Im Einwohnerbuch der Stadt Freiburg von 1922 firmiert Knecht als 1. Vorsitzender des Deutschen Offiziersbundes in Freiburg. Ebenfalls 1922 wurde er Mitglied des Badischen Kriegerbundes, der dem Kyffhäuserbund angeschlossen war. 1930 wurde er 1. Vorsitzender des Breisgau-Verbandes des Badischen Kriegerbundes. 1935 wurde der Badische Kriegerbund in Landesverband Baden im Reichskriegerbund umbenannt und am 01.07.1936 übernahm Knecht den Vorsitz des Landesverbandes. Im Urteil der Spruchkammer des Badischen Staatskommissariats für politische Säuberung (Entnazifizierung) von 1948 heißt es dazu: „Im Jahre 1937 wurde der Betroffene ohne Antrag und ohne seine Mitwirkung gem. einer Vereinbarung des Reichskriegerbundes in die SS übernommen. Da er im Reichskriegerbund eine leitende Stellung inne hatte, erhielt er sofort den Rang eines SS-Obersturmbannführers. Später wurde er zum Standartenführer befördert. Einen SS-Sturm oder eine Standarte hat der Betroffene nie geführt. Im Jahre 1938 wurde der Betroffene in die NSDAP übernommen, wobei seine Mitgliedschaft auf den 1.5.1937 rückdatiert wurde. Ein Rang oder Amt hat er in der Partei nicht bekleidet. Ausserdem war der Betroffene noch ohne Rang und Amt Mitglied der NSV, des NSKOV, des NS-Rechtswahrerbundes und des Reichskolonialbundes.“ (StAF D 180/3, lfd. Nr. 840; NSV = NS-Volkswohlfahrt, NSKOV = Nationalsozialistische Kriegsopferversorgung). Die Spruchkammer stufte ihn zunächst als "Minderbelasteten" ein. In der Urteilsbegründung wurde ihm u.a. angelastet, bei zahlreichen Anlässen ostentativ in der Öffentlichkeit die Uniform eines SS-Obersturmbannführers bzw. SS-Standartenführers getragen zu haben, obwohl der verbrecherische Charakter des Nazismus und besonders der SS zu diesem Zeitpunkt durchaus bekannt gewesen seien.

Die Interpretation der Spruchkammer, Knecht sei "ohne seine Mitwirkung" in die SS übernommen worden, erscheint recht wohlwollend bei einem so hohen Funktionär des Reichskriegerbundes, welcher die Vereinbarung mit der SS geschlossen hatte. Offensichtlich beließ er es auch nicht nur beim öffentlichen Tragen seiner SS-Uniform, denn neben der Beförderung zum Standartenführer wurde ihm 1939 auch der Ehrendegen der SS verliehen: "Auszeichnung Freiburger SS.-Führer. Am Tage des 50. Geburtstages des Führers hat der Reichsführer SS dem SS-Standartenführer Oberstleutnant a.D. Knecht, Freiburg, und dem Freiburger Polizeidirektor Obersturmbannführer Sacksofsky den Ehrendegen der SS verliehen." (Freiburger Zeitung vom 22.4.1939, 1. Ausg., 3. S.).

FrZ 1939

Wenige Tage später wurde er auf der Feier der Freiburger Kameradschaft ehemaliger Baltikum- und Freikorpskämpfer im Löwenbräukeller zusammen mit SS-Standartenführer Gunst zu deren Ehrenmitglied ernannt: Die Freiburger Zeitung berichtete unter dem Titel "Hakenkreuz am Stahlhelm - Alter Freikorpsgeist lebt auch in Freiburg" von der Feier: "(...). Im Verlaufe des Abends wurden unter lebhaftestem Beifall die SS-Standartenführer Gunst und Knecht zu Ehrenmitgliedern der Freiburger Kameradschaft ernannt; damit hatten in SS-Standartenführer Gunst ein verdienter Baltikumer und alter Mitkämpfer des Führers und in SS-Standartenführer Oberstleutnant Knecht ein verdienstvoller Offizier der alten Wehrmacht und einsatzbereiter Führer im heutigen RG-Reichskriegerbund die ihnen gebührende Ehrung erhalten. (...)" (Freiburger Zeitung, 02.05.1939, siehe Artikel).

Von November 1939 bis März 1943 wurde Knecht erneut zum Militär eingezogen und war beim Wehrbezirkskommando Freiburg, wo er mit dem Rang eines Oberst ausschied. Die Spruchkammer lastete ihm dies nicht einmal an, da diese Tätigkeit „unpolitisch“ gewesen sei. Sie merkte jedoch an, dass er sich dem wahrscheinlich unter Hinweis auf seine 60%ige Kriegsbeschädigung und sein damals fortgeschrittenes Alter hätte entziehen können (StAF D 180/3, lfd. Nr. 840). Vom 09.07.1945 bis zum 22.12.1945 befand er sich aufgrund seines Ranges in Freiburg in Haft und wurde dann ohne Auflagen entlassen.

Knecht fand sich später mit der Einstufung als Minderbelastetem keineswegs ab und reichte 1950 ein Gnadengesuch ein, in dem er sehr nachdrücklich beantragte, zum reinen Mitläufer herunter gestuft zu werden. Schließlich schrieb das Badische Staatssekratariat: „Praktisch ist der Betroffene auf den angegebenen Termin zum Mitläufer umgestuft aufgrund der Verkürzung der Bewährungsfrist“ (zum 1.6.1950). In einem der Entlastungsschreiben, das Knecht seinem Gesuch beigelegt hatte, schrieb der Freiburger Rechtsanwalt und ehemalige Stadtverordnete Arnold Mutter 1950: "Über seine politische Einstellung habe ich nie etwas Unrechtes gehört." Ein weiteres Entlastungsschreiben, das schon beim Verfahren 1948 vorgelegt wurde, stammte vom Prälaten des Caritas-Verbandes Dr. Kreutz, der sich selbst für den Verein für das Deutschtum im Auslande engagiert hatte.

5. Präsident der Museumsgesellschaft 1934-1950

Die 'Personalie' Arnold Mutter verweist auf einen weiteren Tätigkeitsbereich von Max Knecht. Mutter war Mitglied der Museumsgesellschaft Freiburg und wurde 1950 zu deren stellvertretendem Präsidenten gewählt. Dieser Verein besteht bereits seit 1807 und feiert 2007 sein 200jähriges Bestehen mit einer Ausstellung im Stadtmuseum und einem Jubiläumsband: Benz/ Dold/ Kalchthaler (Hg.): 200 Jahre Bürgerkultur. Die Museumsgesellschaft Freiburg i.Br. e.V. (Herder Verlag, Freiburg 2006). Max Knecht, der Begünstigte des oben genannten 'Persilscheins', war von 1934 bis 1950 Präsident der Museumsgesellschaft und gehörte dem Vorstand auch nach 1950 weiter an. In seinem Buchbeitrag zur Geschichte der Gesellschaft schreibt der aktuelle Präsident (2007) über Knecht: "Es folgte ihm dann 1934 Oberstleutnant a.D. Dr. Max Knecht. (...) Nach dem Abitur wurde er, wie auch schon sein Vater, aktiver Offizier. Er war in den Jahren 1905 bis 1908 bei der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika; er sprach französisch und kisuhaeli. Er soll von kleinem Wuchs, aber wachem Geist, beweglich, gewissenhaft, pflichtbewußt und voll Tätigkeitsdrang gewesen sein. Im I. Weltkrieg war er in Flandern eingesetzt und kam verletzt durch einen Knieschuß mit verkürztem und versteiftem Bein zurück. 1920 schied er aus dem aktiven Militär-Dienst aus. Bei seiner Wahl 1934 hatte sicher Gewicht, daß man in der Gesellschaft annahm, daß ein Offizier gegenüber der NS-Partei einen guten Stand hat. Dr. Knecht führte die Gesellschaft durch die ganze NS-Zeit hinweg bis in die Nachkriegszeit. In den ersten 5 Jahren nach dem Kriege war die Gesellschaft ohnehin durch die französische Kommandantur mit einem Verbot belegt. (...) Die wenigen Akten, die in der Nachkriegszeit angelegt wurden, sind aus Papiermangel oft auf der Rückseite von vorbenutztem Papier geschrieben. Dr. Max Knecht nahm sich der dringlichsten Angelegenheiten an, unterstützt von Adolf Kuenzer, Rechtsanwalt Mutter und einigen alten Vorstandskollegen." (Dold: S. 36f.).

Plakat Museumsgesellschaft Bild: Werbung für die Ausstellung im Freiburger Museum für Stadtgeschichte zu 200 Jahren Museumsgesellschaft Foto: Heiko Wegmann (2007)

Ulrich Dold stellt sich damit in gewisser Weise in die Tradition des Schreibens des Vorstandsmitglieds Mutter aus 1950 und schreibt einen völlig unhaltbaren Mythos fort. Mit der Formulierung, Knechts Offiziersdasein habe die Position der Gesellschaft gegenüber der NS-Partei gestärkt, wird Knecht gar in Richtung Gegnerschaft zum NS gerückt. Das ist tatsächlich ein Niveau der Geschichtsaufarbeitung wie in den 1950er Jahren, wobei sich Ministerpräsident Oettinger 2007 eines ähnlichen 'Kunstgriffs' in seiner Freiburger Lobrede auf Ex-Marinerichter und NSDAP-Mitglied Hans Filbinger bediente. In keiner der recherchierten Quellen taucht übrigens auch nur ein einziger Hinweis darauf auf, dass Knecht wie in jenem Artikel behauptet, einen Doktor-Titel gehabt haben könnte (in einem einzigen Artikel im "Alemannen" wurde ihm allerdings auch schon einmal ein "von Knecht" spendiert). Auf jeden Fall ging die Präsidentschaft Knechts auch in kolonialistischer Hinsicht nicht spurlos an der Museumsgesellschaft vorbei. So stellte sie im Juni 1935 Räume ihres elegenten Baus Ecke Kaiser-Josephstr./ Münstergasse für Sitzungen des Führerrates des Akademischen Kolonialbundes und dessen Mitgliederversammlung sowie für die Vorstandssitzung und Mitgliederversammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft zur Verfügung. Während der Tagung war in der Museumsgesellschaft zudem das Pressebüro des Reichskolonialbundes und des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft untergebracht (siehe Freiburger Zeitung, 14.06.1935, Artikel). Ende 1935 kumulierten Knechts verschiedene Ämter in einer gemeinsamen Veranstaltung von Deutscher Kolonialgesellschaft, dem Reichsverband deutscher Offiziere und der Museumsgesellschaft mit Hans Jannasch, dem ehemaligen Militärinstrukteur der Kaiserlich Abessinischen Armee (weitere Einzelheiten siehe hier)

6. Fazit

Wie dieser Artikel und die dokumentierten Presseartikel zeigen, hatte Knecht aber nicht nur keine Berührungsängste mit der Nazi-Herrschaft, sondern machte in verschiedenen Verbänden Karriere, legitimierte und nutzte das Nazi-System und schmückte sich mit SS-Rang, -Uniform und -Ehrendegen. In dem eingangs zitierten Artikel hatte Knecht seine Weltsicht - kurze Zeit vor der Machtergreifung der Nazis - so dargestellt: "Deutschland kann ohne Kolonialbesitz nicht leben. Das haben die letzten 18 Jahre zur Genüge bewiesen. Die Raumnot fordert gebieterische Erweiterung der der heimischen Grenzen. Gebiete, vielfach so groß wie unser Vaterland, gehörten uns, waren durch Verträge mit den eingesessenen Bewohnern in unseren Besitz gekommen und in knapp drei Jahrzehnten in mustergültiger Weise erschlossen und dem deutschen Volke dienstbar gemacht worden. (...) In eigenen Kolonien muss die heranwachsende deutsche Jugend sich den Wind um die Nase wehen lassen, dort soll sie sich stählen können für den Kampf des Lebens."

Sein langjähriges, unermüdliches Eintreten für die Kolonisierung und Unterdrückung ferner Länder, verbunden mit all den rassitischen Denkweisen und deutschem Überlegenheitsgefühl - auch all dies galt seinen Entlastungszeugen nicht als Unrecht. Dabei war er nicht einfach ein "Kind seiner Zeit", sondern vielmehr ein Protagonist seiner Zeit. Schließlich gab es auch Offizierskollegen aus dem MajiMaji-Krieg in Deutschostafrika (und dem ersten Weltkrieg), bei denen der Wahnsinn des Kolonialkrieges zu einer Hinwendung zum Pazifismus führte: Etwa bei Hans Paasche, dem Sohn des Reichstagsvizepräsidenten. Paasche wurde am 21.5.1920 hinterhältig von ehemaligen Freikorps-Angehörigen erschossen, die von der Reichswehr übernommen worden waren. Dabei sollen sie gegrölt haben: "Hakenkreuz am Stahlhelm, /Schwarz-weiß-rot das band, / Die Brigade Erhardt / werden wir genannt" (zit. nach P. Werner Lange 2005, S. 161 in Becker/Beez (HG)). Max Knecht ließ sich dagegen wenige Montae vor Beginn des Überfalls auf Polen zum Ehrenmitglied der Freiburger Freikops-Kameradschaft küren.

Heiko Wegmann

Erste Fassung: 2006. Letzte Aktualisierung: 14.01.2010. Dieser Artikel wird erweitert um Angaben zu Knechts Tätigkeit für die DKG, andere Institutionen und zu seiner Beteiligung am Maji-Maji-Krieg.

1 Siehe Deutsch-Ostafrikanische Zeitung, 02.02.1907; Kurt Freiherr von Schleinitz trat am 22.7.1900 als Hauptmann in die "Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika" ein. Von 1907 bis 1914 war er Kommandeur der Schutztruppe und musste dann seinen Abschied nehmen, weil er die von Askari begangenen Grausamkeiten an Zivilisten nicht ahndete. Dieses Vorgehen gehörte bei vielen Offizieren zur erklärten Strategie. Zurück

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