iz3w-Sonderausgabe 300 (Mai/Juni 2007):Schwerpunkt Namibia |
Siehe zu Namibia auch die Beiträge in der Rubrik Hintergrundtexte |
Altlasten - Namibias langer Weg in die Unabhängigkeit Editorial | S. 22 Andauernde Geduldsprobe - Konflikte 17 Jahre nach dem Ende der Apartheid | Reinhart Kößler | S. 23 - 25 »Kontrollierter Wandel« - Über die Vorbedingungen der nationalen Versöhnungspolitik | Tobias Müller | S. 26 - 27 Das Gefangenen-Drama der Swapo - Wie eine humanitäre Tragödie zum politischen Spielball wird | Justine Hunter | S. 28 Symbolische Politik - Landreform in Namibia | Lotte Arndt und Reinhart Kößler | S. 30 Made in Namibia - Der Fall Ramatex: Auslandsinvestitionen gegen Massenarbeitslosigkeit? | Herbert Jauch | S. 32 -33 Die Abwärtsspirale - Aids und Armut | Lotte Arndt | S. 34 - 35 100 Jahre Etoscha-Park - Naturschutz und Willkür gegenüber den Hai||om | Ute Dieckmann | S. 36 -37 Ewige »edle Wilde« - Tourismus als kolonialrevisionistische Konsumkultur | Eberhard Rothfuß | S. 38 - 39 »Krieg auf niedriger Stufe« - Schwul-lesbischer Alltag in Namibia | Dag Henrichsen | S. 40 -41 Keine Wiedergutmachung? - Der Genozid an den Herero und Nama wird Thema im Bundestag | Rolf-Henning Hintze | S. 42 - 43 Ansonsten im Heft: Politik und Ökonomie 3 Editorial 4 Gegend-Darstellung - Eine Interviewreihe mit internationalistischen Zeitschriften und Projekten Le Monde diplomatique, Jungle World, Lateinamerika-Nachrichten, Informationsbüro Nicaragua, Liga, der überblick, Asienhaus, Aktion 3.Welt Saar 12 Klimapolitik: Privatisierung der Luft Freiwillige Abgaben auf Flugreisen zielen in die falsche Richtung von Christian Stock 13 Simbabwe: »This Struggle is worth dying for« - Zivilgesellschaftliche Gruppen im Kampf für Demokratie von Dennis Mutschler 14 Nicaragua: Sozial, populistisch, konservativ - Die neue Regierung tanzt auf allen Hochzeiten von Timm B. Schützhofer 16 Postkolonialismus: Und wenn es mehr Welt gäbe... - In Portugal beginnt langsam eine kritische Debatte über das koloniale Erbe von Nikolai Brandes und Stella Lu Lorenz Kultur und Debatte 44 Kunst: Die anderen Wahrheiten - Postkoloniale Kunst erschafft Gegenerzählungen von Sebastian Stein 48 Postkolonialismus: Diffuses foucaultianisches Lebensgefühl? - Hans-Ulrich Wehlers Attacke gegen die postkolonialen Studien von Joachim Zeller 50 Film: Verschlungene Wege - Das freiburger film forum zu »Migration und Kultur« von Rosaly Magg 51 Film-Rezensionen 52 Rezensionen 56 Szene 58 Tagungen / Impressum |
Das Heft hat 60 Seiten, kostet 5,30 € + Porto und kann über den Buchhandel oder direkt bestellt werden bei: informationszentrum 3. welt - iz3w Tel: 0049 (0) 761 / 740 03 Themenblock-Editorial "Zu Besuch in Namibia" »Über Nacht und ohne Zeitverschiebung geht es in eine Tatsächlich: Nach der Debatte um den hundertsten Jahrestag des großen Kolonialkrieges im Jahr 2004 nimmt die Zahl der Reportagen und Reality-Shows zu, die dieses Land in den Mittelpunkt stellen. Von »Namibia op Platt« (Ohnsorg-Theater in Afrika) über »Wie die Wilden« (Sat1) bis zu »Das Afrika-Abenteuer« (Kabel1) reicht der Reigen. Auch der deutsche Heimatfilm »Afrika – Wohin mein Herz mich trägt« (ZDF) hat das ehemalige Deutsch-Südwest als Kulisse entdeckt. Die Tourismusbranche vor Ort ist zu erheblichen
Teilen in Händen der kleinen Minderheit von Namibia-
Deutschen. So manche/r TouristIn freut sich, in Afrika
deutsch reisen zu können. Deutschsprachige Buchläden
verkaufen passend dazu kolonialnostalgische Literatur.
Auf besondere Art davon angezogen fühlen sich deutsche
Burschenschaftler. Ihre chauvinistischen »Grenzlandfahrten
« führen sie nicht nur nach Ostpreußen oder Südtirol,
sondern eben auch in die namibische Wüste.
Im Dezember 2006 bewegte sich etwa eine Gruppe
der »Thuringia Braunschweig« auf Einladung eines Altherren
und seiner Frau für vier Wochen im Lande. Dort
übergaben sie Spenden der Studentenverbindung und
des Pro-Apartheid-Relikts »Hilfskomitee Südliches Afrika«
an deutsche Schulen. Sie protestieren damit gegen die
»Zwangsöffnung« der alten deutschen Schulen »für alle Damit das Schicksal der unschuldigen Reiter in der Waterbergschlacht gegen die Herero von 1904 »nie vergessen « werde, legten die Burschenschaftler tatkräftig selber Hand an. Sie leisteten praktische Entwicklungshilfe, indem sie die bei TouristInnen beliebten Schutztruppengräber instand setzten. Denn – was für ein Skandal – die deutsche Kriegsgräberfürsorge komme in Namibia nur für die Pflege der Gräber von Gefallenen der beiden Weltkriege auf! Als Gegengift gegen die immer wieder postulierte These vom Völkermord an den Herero und Nama solle neben der Spitzhacke aber auch zum Buch gegriffen werden, und so empfehlen die Kameraden den rechtsextremen Autor Claus Nordbruch. Anfang April gab es wieder einen Anlass zur Freude für die spendierfreudigen Altherren der Thuringia. Der deutsche Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) stattete dem Staatspräsidenten Pohamba anlässlich seiner Namibia- Familienreise einen Höflichkeitsbesuch ab. Anschließend erklärte der inkognito reisende Tourist, dass die deutsche Regierung eine Entschädigungszahlung in Folge des Herero-Krieges von 1904 ablehne. Die meisten deutschen Touristen in Namibia interessieren sich für Großwild und Natur, »Naturvölker« und Namibia-Deutsche. Der Großteil der Bevölkerung und der gesellschaftlichen Realität taucht auch in den Medien nur am Rande auf oder wird ganz ausgeblendet. In unserem Namibia-Themenschwerpunkt gehen wir dagegen aktuellen sozialen Problemen und Konflikten wie Aids, Globalisierung und Landfrage nach. Einleitend werden die vielschichtigen Auswirkungen der nationalen Versöhnungspolitik nachgezeichnet, die vor nunmehr 17 Jahren eingeschlagen wurde. So entsteht ein ganz anderes Bild vom »Land der Kontraste« (Reiseanbieter Tchibo). die redaktion |