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Walter Sauer (Hg.): Von Soliman zu Omofuma. Afrikanische Diaspora in Österreich 17. bis 20. Jahrhundert, StudienVerlag, Innsbruck/Wien/Bozen 2007, 269 S., ISBN-10: 3-7065-4057-6. 29,90 €

Als im Mai 1999 Marcus Omofuma, ein in Österreich um Asyl nachsuchender Nigerianer, bei seiner Abschiebung mit dem Flugzeug unter qualvollen Umständen starb, führte dies in der Alpenrepublik zu einer heftigen Diskussion über Asylpolitik, Integration und Rassismus. Der Vorfall gab auch den Anstoß zu dem vorliegenden Sammelband, der der Geschichte der afrikanischen Diaspora Österreichs vom 17. bis zum 20. Jahrhundert gewidmet ist.

Der Herausgeber des Werkes, Walter Sauer, hat sich bereits mit zahlreichen einschlägigen Veröffentlichungen zum Thema einen Namen gemacht. Leben heute ca. 40.000 Menschen afrikanischer Herkunft (mit und ohne Staatsbürgerschaft) im Lande, war es in den Jahrhunderten zuvor eine noch viel verschwindend kleinere Minderheit von afrikanischen Migranten, die ihren Weg nach Österreich fand. Die frühere Habsburgermonarchie, die nicht zum Kreis der europäischen Mächte gehörte, welche Überseekolonien ihr eigen nannten, wies aus diesem Grund vergleichsweise wenig Berührungspunkte mit dem afrikanischen Kontinent auf.

Die Beiträge der sechs Autoren/innen sind chronologisch geordnet. Es wird dem Schicksal schwarzer Menschen im Wien des 17. und 18. Jahrhundert nachgespürt, darunter dem Lebensweg des auch europaweit bekanntesten Altafrikaner Österreichs, des „Hofmohren“ Angelo Soliman, dem es nicht erspart blieb, nach seinem Tode ausgestopft und ins Museum gestellt zu werden. Es folgt die Geschichte weiterer Migrantengruppen des 19. Jahrhunderts, den „mohrischen“ Dienstboten, Artisten/innen und Missionsschülern wie den afrikanischen Studenten an den österreichischen Universitäten. Ein weiteres Kapitel befasst sich mit dem (Über-)Leben von Afrikaner/innen unter dem NS-Regime. Zu den im KZ Mauthausen ermordeten Afrikanern gehörte der Malinese Tiémoko Garan Kouyaté. Der Kommunist war zuvor in dem in Hamburg ansässigen „Internationalen Gewerkschaftskomitee der Negerarbeiter“ engagiert. Die beiden abschließenden Aufsätze haben die marokkanischen Soldaten der französischen Befreiungsarmee in Vorarlberg wie der afro-österreichischen Diaspora in der Zeit nach 1945 zum Gegenstand.

Der Sammelband kann für sich in Anspruch nehmen, unter Verwendung vieler bisher unbekannter Archivquellen die erste systematische historische Bestandsaufnahme der afrikanischen Migration nach Österreich zu sein. Er reiht sich ein in die mittlerweile erfreuliche Vielzahl von Publikationen und Projekten zum „Black Europe“. Die Autor/innen erinnern daran, dass Österreich keineswegs nur „weiß-germanisch“, sondern multikulturell war und entscheidend geprägt und bereichert wurde durch seine Zuwanderergruppen, wozu die „visible minority“ der Afro-Österreicher zählt.

Joachim Zeller

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