Presse-Dokumentation auf freiburg-postkolonial.deVortrag von Bernhard Schwarz über Kamerun in Müllheim |
Oberrheinischen Anzeiger (Müllheim), Donnerstag, 25. November 1886, 2. Seite Lokales.
Müllheim, den 24. Nov. Die Entwicklung des Kamerunhinterlands ist durch die Verträge mit England und Frankreich nach Nordosten und Osten hin bis in’s Ungemessene uns gesichert, und entsendet der Südosten nach allen ihm gewordenen Mitteilungen schiffbare Flüsse in den Kongo, so daß sich ein unermeßliches Ausfuhrgebiet uns eröffnet. Elfenbein, Palmöl, Gummi, (erst durch die Deutschen dort entdeckt,) sind jetzt schon immer steigend Ausfuhrartikel. Die Mangrovenbäume der riesigen Sumpfwaldungen sollen werthvollen Gerbstoff in der Rinde und äußerst hartes Nutzholz enthalten, und beginnt bereits eine Berliner Gesellschaft deren Verwerthung. Leider hängt uns Deutschen immer noch etwas affenartig Kleinliches aus unseren Verfallzeiten an: wir spötteln und witzeln abfällig über Neuforschungen, wo die Amerikaner und Engländer schweigend sofort Unternehmungskapitalien zusammenschießen. So z. B. ist König Bell in Kamerun in unserm Volksmund eine Art Schellenköniglein; in Wirklichkeit ist er ein Großhändler, Herr von 80 Handlungshäusern mit etwa 10 Millionen Mk. Vermögen. Der Raum reicht für heute nicht, all‘ die lehrreichen hoffnungerregenden Belehrungen wieder zu geben. Da der sehr zahlreiche Besuch großes Interesse für diese nationalen Entwicklungen bethätigte, dürfte bald ein ähnlicher Vortrag über Deutsch-Ostafrika nachfolgen, das noch unendlich viel wichtiger ist für unsere nationale und wirthschaftliche Entwicklung. Zurück zum Jahr 1886 der Pressedokumentation |