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Vortrag von Bernhard Schwarz über Kamerun in Müllheim

Oberrheinischen Anzeiger (Müllheim), Donnerstag, 25. November 1886, 2. Seite

Lokales. Müllheim, den 24. Nov.
Der Colonialverein hat uns gestern Abend einen hohen Genuß bereitet. Herr Dr. Schwarz aus Thüringen, der im Auftrag des Reichskanzlers das Hinterland von Kamerun durchforscht hat, hielt im Rathaussaal Vortrag über Kamerun und dessen Hinterland. Als erster Europäer hatte er das Mbudikumgebiet hinter Kamerun quer über den Kraßstrom, sowie die Kororosagebirgslandschaft mit 50 Trägern durchreist, um mit Robert Flegel in Adamana zusammenzutreffen. Der Vortrag schilderte zunächst den landschaftlichen Aufbau des Kamerungebirgsstocks von 50 deutschen Quadrat Meilen Umfang, dessen Götterberg gegen 5000 Meter hoch ist, sodann das vorliegende niedere Geländ [sic] der Flußmündungen im sog. Kamerundelta. Hinter dem Bergstock ostwärts üppigste Landschaften von ernstem Urwald, und jenseits des Kraßstrom beginnt Hochgeländ [sic], übersäht mit Städten bis zu 5000 Einwohnern und niedlichen Dörfern von fortgeschrittener Entwicklung.

Die Entwicklung des Kamerunhinterlands ist durch die Verträge mit England und Frankreich nach Nordosten und Osten hin bis in’s Ungemessene uns gesichert, und entsendet der Südosten nach allen ihm gewordenen Mitteilungen schiffbare Flüsse in den Kongo, so daß sich ein unermeßliches Ausfuhrgebiet uns eröffnet. Elfenbein, Palmöl, Gummi, (erst durch die Deutschen dort entdeckt,) sind jetzt schon immer steigend Ausfuhrartikel. Die Mangrovenbäume der riesigen Sumpfwaldungen sollen werthvollen Gerbstoff in der Rinde und äußerst hartes Nutzholz enthalten, und beginnt bereits eine Berliner Gesellschaft deren Verwerthung. Leider hängt uns Deutschen immer noch etwas affenartig Kleinliches aus unseren Verfallzeiten an: wir spötteln und witzeln abfällig über Neuforschungen, wo die Amerikaner und Engländer schweigend sofort Unternehmungskapitalien zusammenschießen. So z. B. ist König Bell in Kamerun in unserm Volksmund eine Art Schellenköniglein; in Wirklichkeit ist er ein Großhändler, Herr von 80 Handlungshäusern mit etwa 10 Millionen Mk. Vermögen. Der Raum reicht für heute nicht, all‘ die lehrreichen hoffnungerregenden Belehrungen wieder zu geben. Da der sehr zahlreiche Besuch großes Interesse für diese nationalen Entwicklungen bethätigte, dürfte bald ein ähnlicher Vortrag über Deutsch-Ostafrika nachfolgen, das noch unendlich viel wichtiger ist für unsere nationale und wirthschaftliche Entwicklung.


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