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Fotogalerie:

„Mohren“- Ein Stereotyp in der Alltagskultur

von Joachim Zeller und Heiko Wegmann, Sept. 2008 (zuletzt aktualisiert/erweitert: 6.4.2017)

freiburg-postkolonial.de mit Google durchsuchen:

 

Siehe zum Thema auch den Eintrag "Mohr/Mohrin" in:

Susan Arndt/Antje Hornscheidt (Hg.):

Afrika und die deutsche Sprache. Ein kritisches Nachschlagewerk, Unrast-Verlag 2004

Malte Hinrichsen und Wulf D. Hund: Metamorphosen des 'Mohren'. Rassistische Sprache und historischer Wandel, in: Gudrun Hentges u.a. (Hg.): Sprache - Macht - Rassismus, Berlin 2014, S. 69-96.

 

Rezension:

Rita Gudermann:

Der Sarotti-Mohr. Die bewegte Geschichte einer Werbefigur

cover

 

 

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Extern:

Barbara Riesche:

"Schöne Mohrinnen, edle Sklaven, schwarze Rächer" - Schwarzendarstellung und Sklavereithematik im deutschen Unterhaltungs-Theater (1770 - 1814), München 2007, pdf, 2,5 MB Zum Text

 

Nduka-Agwu, Adibeli und Daniel Bendix: Die weiße Darstellung ‘Afrikas’ in der deutschen Öffentlichkeit. Wie ein Kontinent genormt, verformt und verdunkelt wird (2007) Zum Text

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Ob „Mohrenstraßen“, „Mohren-Restaurants“, „Mohren-Apotheken“ oder „Mohren“ als Dekorationsfiguren für das Wohnzimmer - ganz zu Schweigen von der Werbefigur des „Sarotti-Mohren“ -, auch heute noch ist die Begrifflichkeit und sind solcherart Bilder in der Alltagskultur zu finden. Das Wort „Mohr“ ist, was die deutsche Sprache betrifft, die älteste Bezeichnung für Menschen afrikanischer Herkunft und erhielt im Laufe der Zeit eine unterschwellig oder direkt abwertende Konnotation. In der visuellen Kultur erscheint als "Mohr" meist die Klischee-Figur eines schwarzen Menschen mit Kulleraugen, großen Lippen, orientalisch gekleidet in Pumphosen und Turban oder sie tritt dem Betrachter fast unbekleidet mit Bastrock entgegen. Egal ob klein und niedlich oder selten auch einmal groß und aufrecht: die Botschaft besteht immer darin, schwarze Hautfarbe und das Dasein als Diener zu verknüpfen.

Wie auch immer, der „Mohr“ trägt seine dunkle Haut zu Markte, zumal in der Werbeindustrie, die sich besonders des Fremden und Exotischen als Blickfang bediente. Als Stereotyp war der „Mohr“ nahezu in jedem Kontext einsetzbar, er gehörte zu den beherrschenden Figuren der populären Bilderwelt der Zeit um 1900. Sehr fragwürdig ist, dass „Mohren“-Figuren nach wie vor in der Schilderkunst genutzt werden, so zum Beispiel von Kaffeehäusern oder, wie oben erwähnt, von „Mohren-Apotheken“. Heutzutage ist die Bezeichnung „Mohr“ wegen ihrer kolonialistischen und rassistischen Konnotationen gänzlich obsolet. In der Lebensmittelindustrie hat man den Begriff weitgehend gestrichen. Süßgebäcke wie der früher sogenannte „Mohrenkopf“ tragen nun den meistens Namen „Schokokuss“, allerdings gibt es auch heute noch viele Ausnahmen wie "Mohrenwaffeln" oder "Mohren-Eisbecher".

Die Bildergalerie, die von Zeit zu Zeit weiter ausgebaut wird, zeigt Beispiele vor allem aus dem deutschsprachigen Raum. Wir verweisen für detailliertere Informationen zur Geschichte des Begriffes auf den Wikipedia-Eintrag.

Mohr Goldschmied

Oben: Goldschmiedemeister "Mohr" in Jena, Foto: Joachim Zeller (2008). Unten: "Mohrenwaffel" im Automaten im Bahnhof Frankfurt a. M.. Foto: H. Wegmann (2010)

Mohrenwaffel

Eismohr

Ein krasses Beispiel: "Eismohr" mit extrem stereotypisierten Gesichtszügen: Stand auf dem Oktoberfest München 2009, (Foto: [muc] 2009).

Sarotti 1

Der Sarotti-Mohr, der bis auf den heutigen Tag zu den bekanntesten Figuren der deutschen Werbegeschichte gehört, war stets ein fester Bestandteil des Exotismus-Diskurses in Deutschland. Die Figur hatte der Werbekünstler Julius Gipkens in den letzten Monaten des Ersten Weltkrieges kreiert. Zeigte das Bildzeichen damals noch „Drei Mohren mit Tablett“, wurde 1922 die klassische Sarotti-Mohren-Figur ins Markenregister eingetragen. Man vermutet, dass die heute noch so benannte Mohrenstraße in Berlin-Mitte, in der sich zeitweise die Sarotti-Fabrik befand, den Grafiker dazu inspirierte, einen Mohren als Markenzeichen zu wählen. Der Sarotti-Mohr erschien fortan in unzähligen Variationen auf den Schokoladenverpackungen, auf Postkarten oder Tassen; ebenso fand er als Nippesfigur seinen Weg in die Haushalte und Kinderzimmer. Er überstand sogar den Rassenfanatismus der Nazis, die 1934 den auf den Hl. Mauritius zurückgehenden Mohrenkopf aus dem Coburger Stadtwappen eliminierten.

 

Sarotti 2

Man muss zweimal hinsehen, um das Neue an dieser Figur wahrzunehmen: Nicht mehr der süße kleine „Sarotti-Mohr“ tritt uns hier entgegen, sondern ein Magier, der mit Sternen jongliert. Die Marketing-Experten der Stollwerk-AG verpassten im Jahr 2004 den Produkten der Marke Sarotti ein neues Logo. Dies kann wohl vor allem als eine Reaktion auf die anhaltende Kritik gesehen werden, die Figur verkörpere das rassistische Stereotyp des „dienstbaren Negers“, das Bild vom Afrikaner als subalternem Wesen. Die den Zeitgeist widerspiegelnden Wandlungen von der schwarzen Dienerfigur zum modernen Zauberer ist jedenfalls reklametechnisch raffiniert gelöst worden, ist doch der Wiedererkennungswert noch immer gegeben; auf diese Weise wird wohl die Figur für viele Konsumenten bei ihren eiligen Einkäufen weiterhin der „Mohr“ bleiben, auch wenn seine Haut nunmehr gülden schimmert.

Zwei Mohren Mischung

Verpackung der "Zwei Mohren Mischung" der Firma Sarotti. (Bild: Peter Weiss, www.postcard-museum.com)

Sarotti

Sarotti: Steinstraße München (Foto: [muc] 2008).

Mohren-Cacao

"Mohren-Cacao, A.L. Mohr Actien-Gesellschaft Altona-Bahrenfeld", vor 1914, (Rückseite des Werbebildes). Die Bahrenfelder Margarinefabrik Mohr setzte zu Werbezwecken sogar „waschechte Mohren“ ein, die die Aufgabe hatten, bei Straßenaktionen kleine Musterpackungen der „Mohra“-Margarine zu verteilen. (Bildquelle: Willi Goffart. Es ist dem Bildband entnommen: Joachim Zeller: Bilderschule der Herrenmenschen. Koloniale Reklamesammelbilder, Berlin 2008, S. 223).

Foto unten: Vollmilch-Bonbons der Firma "Cavendish & Harvey Confectionery GmbH/Kaltenkirchen, Germany". Der nette Afrikaner darf den weißen Kunden die Kakaobohnen präsentieren. Exotischer Kitzel hat dem Geschäft noch nie geschadet (Dose und Foto: Heike Vogt, 2010).

Bonbons

zum Mohren

Bilder oben und rechts:

Restaurant „Zum Mohren“ in der Judengasse in Salzburg/Österreich. Eine beliebte Süßspeise in solchen Lokalen ist unglaublicherweise auch der „Mohr im Hemd mit Schokoladensauce und Vanilleeis“. Fotos: Joachim Zeller (2008)

zum Mohren

 

zum Mohren

Bayreuth

"Mohren-Stuben. Classical Bar" in Bayreuth. Foto: Dierk Schmidt (2009)

Bild rechts: Füße statt Schuhe putzen - Reklamemarke der Firma Kavalier, Schuhcreme, Union Augsburg, um 1915. Solche Dastellungen reduzieren Menschen afrikanischer Herkunft auf ihre Hautfarbe. Foto: Joachim Zeller (2009)

Kavalier

"Kaufen sie Mohren-Seife!", Werbeplakat, um 1900. Das Bild arbeitet vor allem mit dem Kontrast von Weiß und Schwarz. Das Produkt, die Seife, verspricht dem Konsumenten, sich "weißwaschen" zu können. Seife wird hier zum Fetisch der (weißen) Zivilisation.

Screenshot: die-kameruner.de (2010)

Der Name der Frankfurter Karnevalsgarde "Die Kameruner" geht auf eine ähnliche 'Assoziation' von Dreck und schwarzer Hautfarbe zurück. Auf der Vereinswebsite heißt es zum heimtlichen Frankfurter Stadtteil Gallus: "In den 20er Jahren entstanden Wohnsiedlungen wie Hellerhof- und Friedrich-Ebert-Siedlung, die das Bild des Gallus prägten. Ein Relikt aus dieser Zeit ist der Spitzname 'Kamerun' -Seitenhieb auf schwarze, rauchende Fabrikschlote und rußverschmierte Arbeiter." Hängen geblieben ist offensichtlich nicht nur der Name, sondern auch das stereotype Kinder-Logo.

Coburg Mohrenwappen

„Mohrenkopf“-Stadtwappen auf einem Kanaldeckel in der Coburger Fußgängerzone. Foto: Hubertus Habel (2008)

Das Coburger Stadtwappen geht auf den heiligen Moritz (St. Mauritius) zurück, dem auch die Hauptkirche der Stadt geweiht ist. Der oberägyptische Legionär Mauritius hatte als Christ um 300 n. Chr. den Märtyrer-Tod erlitten. Von Otto I. als Patron des Kaiserreiches etabliert, fanden vom 10. bis zum frühen 13. Jahrhundert drei Übertragungen von Reliquien des in St. Maurice d’Agaune begrabenen heiligen Mauritius in die Zentrale des ottonischen Reiches, Magdeburg, statt. Da diese Prozessionen die alte Fernverbindung entlang der heutigen B 4 nutzten und vermutlich im Coburger Vorgängerort Trufalistat Station machten, dürfte hierdurch das Mauritius-Patrozinium der städtischen Hauptkirche entstanden sein. Der „morenkopff“ wurde fortan zum Symbol der bürgerlichen Stadt. 1934 schaffte die nationalsozialistische Stadtverwaltung den „Coburger Mohr“ ab und ersetzte ihn durch ein neues Wappen mit gestürztem Schwert und Hakenkreuz-Knauf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in Coburg der "Mohrenkopf" erneut eingeführt. Obgleich der „Coburger Mohr“ keine Reminiszenz aus kolonialer Vergangenheit ist, sondern von seiner Genese her ein bürgerschaftliches Symbol, d.h. lokal- bzw. innenpolitisch motiviert gewesen ist, empfinden viele Menschen afrikanischer Herkunft dieses Wappenbild als diskriminierend.

Mohrengasse

Die Mohrengasse in Schmalkalden, Thüringen. Detailbild siehe unten. Foto: Jörg Schaaber (2006)

Mohrenstrasse

"U-Bahnhof Mohrenstraße" in der "Mohrenstraße" in Berlin-Mitte. Seit Jahren gibt es heftige Auseinandersetzungen um das Für und Wider einer Umbenennung des Straßennamens und damit auch des U-Bahnhofes. Unbekannte, die ganz offensichtlich mit der Bezeichnung nicht einverstanden sind, haben durch das Einritzen von ö-Strichelchen auf dem U-Bahnschild das Wort in "Möhrenstraße" verwandelt. Ein Eingriff, der sich wahrscheinlich als subversiver Beitrag zu dieser Debatte versteht. Foto: Joachim Zeller (2008)

Pink Rabbit

Am 12.02.2009 kam es zu einer Umbennenungsaktion im Rahmen der Kampagne Pink Rabbit der Naturfreundejugend Berlin. Die Mohrenstrasse wurde durch einen Hasen erneut in Möhrenstrasse abgewandelt. In der Erklärung heißt es u.a.:

"Die bisherige Bezeichnung der heute umgetauften Möhrenstraße ist ein Teil kolonialer Geschichte und ein Zeichen rassistischer Kontinuität im Stadtbild Berlins. Der Begriff „Mohr“ ist kein neutraler Begriff, sondern eine rassistische und abwertende Kennzeichnung von Schwarzen Menschen, die in Deutschland klar mit einem kolonialen Kontext verbunden ist. (...) Während die benachbarte Friedrichstraße nach einem Individuum, dem feudalen Herrscher Friedrich I. benannt ist und der nahe gelegene Gendarmenmarkt auf eine Berufsbezeichnung verweist, bezeichnet die M-Straße Menschen auf Grund ihrer Hautfarbe – zudem mit einem Begriff, der auch heute noch eine klar rassistische Bedeutung hat.

Pink Rabbit

Der Straßennahme ist eine rassistische Projektion weißer Phantasien, die schwarze Menschen als unterlegen und kulturlos darstellt. Er verweist auf die Geschichte von Sklaverei und kolonialer Herrschaft. Seit Jahren fordern daher verschiedene AktivistInnen der Black Community eine Umbenennung. Dies ist bisher nicht gelungen, allerdings ist der Umgang mit dieser Forderung symptomatisch. In Diskussionsrunden bezeichneten Vertreter der Berliner CDU die Forderung mehrfach als „absurd“ und bestritten einfach den rassistische Gehalt dieses Begriffes. (...) Wir haben keine Lust, deutsche Geschichte abzufeiern und koloniale Kontinuitäten zu verdrängen oder stillschweigend hinzunehmen. Wir stricken nicht mit an deutschen Mythen. Möhrchen statt Märchen!"

Zitat und Fotos von der Website Pink Rabbit

Tucher

Auch im Markenzeichen dieser in Nürnberg ansässigen Bierbrauerei findet sich bis heute der Kopf eines "Mohren", hier als Aufdruck auf einem Bierkrug. Der "Mohr" tauchte zuerst im Familienwappen der Patrizierfamilie Tucher auf und wurde dann von der mit ihr verbundenen Brauerei übernommen. Ebenso hat die Nürnberger Landgemeinde Simmelsdorf aufgrund der historischen Verbundenheit mit dieser Familie das Bild eines "Mohren" in ihr Wappen aufgenommen. Bekanntlich wird die stereotype Darstellung von "Mohren" nach wie vor in der Produktwerbung benutzt, so etwa auch im Logo der Wiener Kaffeerösterei Julius Meinl. Der "Meinl-Mohr" trägt heutzutage in seiner modernisierten Form einen hohen roten Fez. Für den Vertrieb in den USA hat der Meinl-Konzern das schwarze Gesicht durch eine goldene Farbe ersetzt; zur Begründung heißt es, dass dies aus Gründen der political correctness notwendig sei. Foto: Joachim Zeller (2009)

Sammelbüchse

Das Klischee vom hilfsbedürftigen "Anderen" findet sich auch in Gestalt solcher Sammelbüchsen. Bis vor wenigen Jahrzehnten standen solche Figuren noch in vielen Kirchen. Man warf ein paar Geldstücke hinein und das schwarze Heidenkind bedankte sich mit einem Kopfnicken bei seinem weißen Spender. In den Spendendosen zu Gunsten der Mission in Übersee kam ganz unverblümt ein wohltätiger Paternalismus gegenüber Afrika und AfrikanerInnen zum Ausdruck. (Sammlung Joachim Zeller)

"Mohren-Cafés"

Gasthaus zum Mohren in der Freiburger Nussmannstraße, Freiburger Zeitung vom 11.2.1911

cafe kolanda

Cafe Kolanda mit Mohren-Stereotyp beim Martinstor in Freiburg i. Br., Foto: Andreas Flamme (2007)

 

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Mohren

"Mohren"-Schild des Hotels zur Traube in Freyburg an der Unstrut, Foto: Joachim Zeller (2008)

Mohrencafe

Mohrencafe

links und oben: "Mohrencafé" in Naumburg, Fotos: Joachim Zeller (2008)

 

Tazza d'Oro

Bildausschnitt oben und Bild unten: Caffè Tazza d'Oro, Rom, Via dei Orfani, in der Nähe des Pantheons. Fotos: Jörg Schaaber (2008)

Mohrengasse

Die Mohrengasse in Schmalkalden, Thüringen. Foto: Jörg Schaaber (2006)

Mohrencafe

Bild oben und rechts: „Mohren“-Café zwischen der Getreidegasse und dem Universitätsplatz in Salzburg/Österreich, Fotos: Joachim Zeller (2008)

Mohrencafe

Eine exotisierende „Mohren“-Büste findet sich auch an dem Kaffee "De Moriaan" in Maasluis (bei Rotterdam). Foto: J. Zeller (2012).

Gaper

Das heutige Kaffeehaus "de vergulde Gaper" in Amsterdam - "Gaper" bedeutet so viel wie der „Gähner“ oder der  „Maulaufreißer“. Foto J. Zeller (2012)

"Mohren-Apotheken"

Mohren

"Mohren-Apotheke" in Weißenfels an der Saale, Foto: Joachim Zeller (2008) .

Apothekerschrank

Apothekerschrank in der Dauerausstellung "Historisches Museum des Hochstifts Paderborn" im Kreismuseum Wewelsburg, (die Wewelsburg liegt südlich von Paderborn), Foto: Jörg Schaaber (2006

 

Bayreuth

"Mohren-Apotheke" in Bayreuth. Wie auf den nebenstehenden Bildern zu sehen ist, arbeitet die traditionelle Werbung an den Schaufenstern weiter mit krassen Stereotypisierungen. 3 Fotos: Dierk Schmidt (2009)

Bayreuth

Bayreuth

Mohren-Apotheke

"Mohren-Apotheke" in Torgau. Foto: Joachim Zeller (2007)

Folgende Fotos unten: Solche stereotypen „Mohren“-Büsten mit aufgerissenem Mund und herausgestreckter Zunge mit einer Pille darauf hingen früher in den Niederlanden oft über dem Eingang von Apotheken oder Drogerien. Foto: eine Büste in Brielle (bei Rotterdam).

"Grosse Geldlotterie des Museums für Völker- und Länderkunde" in Stuttgart, Freiburger Zeitung, 14.01.1911

Bastrock

Metzgerei "Zum Mohren", Maienfeld, Schweiz. Foto: Joachim Zeller (2007)

Mohrenwitz

Die stereotype Tradierung der Gesichtszüge wird in diesem so gen. "Mohrenwitz" thematisiert, erschienen im Breisgauer Bilderblatt (Beilage der Breisgauer Zeitung) vom 6.3.1910, S. 5

Mohrenwaffel

Die rassistische Lebensmittelbezeichnung "Negerkuss" ist heutzutage weitgehend von den Verpackungen verbannt (wenn auch nicht aus dem Alltagssprachgebrauch) und durch Schokokuss ersetzt worden. Bei Jagdfeld haben sie allerdings einen 'an der Waffel'. Foto: J. Zeller (2007).

Diener

Diener

 

Manche Rollenzuweisungen halten sich hartnäckig: Aufblickender Diener in einem Reisebüro in der Freiburger Wilhelmstraße. Der Laden befindet sich mittlerweile in der Moltkestr. Fotos: Martina Backes (2006)

Weihnachtskaffee

Kaffee-Werbung mit stilisiertem Mohrenmotiv in der Freiburger Zeitung, 19.12.1936, 1. Blatt, S. 6

 

 

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Mohrenfigur

"Mohren"-Figur an einem Geschäft in Tangermünde. Foto: Joachim Zeller (2007)

 

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"Mohren"-Figur im Park von Sanssouci in Potsdam. Foto: J. Zeller (2008). Diese Sandsteinskulpur erinnert daran, dass seit Ende des 17. Jahrhunderts sog. „Hofmohren“ im Dienst der in Preußen regierenden Hohenzollern standen. Der damaligen Mode unter der Feudalaristokratie folgend, waren am Berliner Hof Schwarze als persönliche Lakaien oder als Trompeter und Pauker beim Militär angestellt. Nicht zuletzt sollten die Afrikaner als Statussymbole und Sinnbilder der weitreichenden Machtansprüche der absolutistischen Regenten dienen. Die Tradition der schwarzen Militärmusiker in der preußischen Armee wurde bis zum Ersten Weltkrieg aufrechterhalten.

"Mohren"-Figuren im Behnhaus/Drägerhaus in Lübeck. Foto: Joachim Zeller (2002)

Afrika

Kinderzimmer-Allegorien in Frauengestalt von "Afrika" und "Asien". Freilichtmuseum Detmold, Haus Stahl.

Asien

Fotos: Jörg Schaaber (2006)

Benedikt

"Benedikt der Mohr" (um 1526 - 1589), Franziskaner-Mönch, russische Ikone. Benedikt stammte aus einer armen Familie, seine Eltern waren aus Äthiopien nach Sizilien verschleppte Sklaven; er war Bergbauer und Viehhirt. Er trat in ein Kloster der Franziskaner ein. Seine Mitbrüder achteten ihn wegen seiner Lauterkeit „wie einen Engel”. Später arbeitete Benedikt am Standrand von Palermo in einer Klosterküche, wo er mehrere Jahre Dienst tat und 1578 zum Oberen gewählt wurde. Benedikt wurde 1743 selig und 1807 heilig gesprochen; er war der erste Schwarze, der heilig gesprochen wurde.

Möhringen

Brunnenfigur der "Mohrin" als Wahrzeichen der Stadt Möhringen.

Mohr Achmed

Parade unter den Linden“ (in Berlin), Ölgemälde aus dem Jahr 1839 von dem Hofmaler Franz Krüger (1797-1857). Am unteren Bildrand ist der orientalische Kleidung tragende „Mohr Achmed“ zu sehen, der 1828 erstmals erwähnte, langjährige Diener des Prinzen Carl von Preußen. Erstes künstlerisches Zeugnis für die Präsenz von „Mohrenpagen“ am preußischen Hof ist ein Gemälde des Berliner Hofmalers Paul Karl Leygebe (ca. 1710). Weiterhin tauchen auf den Anfang des 18. Jahrhunderts von Antoine Pesne und Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff geschaffenen Adelsporträts - etwa vom jungen Friedrich II. - wiederholt schwarze, in glänzender Livree gekleidete Pagen auf.

Mohr Achmed

Auch diese, den Kontrast der weißen und schwarzen Hautfarbe betonenden Herrscherbilder präsentieren die Afrikaner lediglich als emblematisches Attribut, als Statussymbole der absolutistischen Regenten. Kritik an der feudalen „Mohrenmode“ äußerte bereits der französische Schriftsteller Louis-Sébastien Mercier (1740-1814). In seinem, in den Jahren 1781-88 erschienen Werk „Tableau de Paris“ findet sich ein Kapitel über die „Hausnegerlein“, in dem die dekadenten Marotten des reichen Adels aufs Korn genommen werden.

Hl. Mauritius

Sandsteinskulptur des Hl. Mauritius als „Mohr“ im Dom St. Mauritius und Katharina in Magdeburg (um 1250). Bei dem Hl. Mauritius handelt es sich wie etwa bei Melchior, einem der Hl. Drei Könige, um ein uneingeschränkt positives Bild von Menschen afrikanischer Herkunft. Foto: Joachim Zeller (2007)

 

Ignatius Fortuna

Ignatius Fortuna (geb.: unbekannt / gest.: 1789). Dieser war "Kammermohr" der Essener Fürstäbtissinnen Franziska Christine von Pfalz-Sulzbach und Maria Kunigunde von Sachsen. Ausschnitt aus einem Gemälde

2017 semaine anticolonial

Semaine anticoloniale et antirassiste, Paris 4.-20. März 2017. Titelblatt des Programmheftes zu einer kolonialkritischen Veranstaltungsreihe in der französischen Metropole (siehe auch www.anticolonial.net). Das Cover zeigt die Abwandlung eines älteren Werbemotivs der Kakaomarke „Banania“ mit einem Senegal-Schützen und dem Slogan „Y’a bon, Banania!“:

Foto: Sammlung J. Zeller

Diese Darstellung wird leicht abgewandelt bis heute von dem Unternehmen als Markenzeichen verwendet. Solche exotisierend-stereotype Imaginationen von Schwarzen in der weißen Populärkultur konterkarierend, ist die Figur des Senegal-Schützen nicht wie bisher mit dem „Banania-Grinsen“, sondern mit zornigen Gesichtszügen und den Mittelfinger zeigend ins Bild gesetzt worden. An seinen Kleidern klebt Blut, das Blut der Gegner, gegen die er für Frankreich während des Ersten Weltkriegs gekämpft hat? Das alte Banania-Werbeplakat ist schon früher auf Ablehnung vor allem von Menschen afrikanischer Herkunft gestoßen. Eine prominente Stimme ist die des senegalesischen Dichters und Politikers Léopold Sédar Senghor. In den „Schwarzen Hostien“ (1948) findet sich ein Gedicht, in dem der Autor davon träumt, alle Werbeplakate der Kakaomarke „Banania“ von den Häuserwänden in Frankreich zu reißen. Die ikonoklastischen Phantasien Senghors lassen erahnen, wie sehr eine solche Stigmatisierung das Selbstbild von Schwarzen verletzt haben muss.

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