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Dokumentation:

Zur Freiburger Kolonialtagung 1935

 

Koloniale Rundschau, Zeitschrift für Länder-, Völker- und Staatenkunde, Jahrgang XXVII, Heft 1, Januar 1936, S. 77ff.

Kolonial-forstwirtschaftliche Ausstellung

auf der deutschen Kolonialtagung in Freiburg i. Br.

16.6.-7.7.1935

Das Institut für ausländische und koloniale Forstwirtschaft an der Forstlichen Hochschule Tharandt, Abteilung der Technischen Hochschule Dresden, hat sich mit großem Erfolg an der diesjährigen Kolonialausstellung in Freiburg beteiligt.

Die Schau des Instituts zeigt 4 Gruppen:

  1. Welt- und Kolonialforststatistik. Es galt hierbei aufzuzeigen, wie ungleich der Wald auf der Erde nach Fläche, Waldtypen und politischen Besitz verteilt ist, welchen Waldbesitz je Kopf der Bevölkerung die Nationen der Erde haben (z.B. Belgien 23 ha, dagegen Deutschland nur 0,2 ha) und wie groß der regionale Kolonialwaldbesitz einiger großer Mächte ist. Rußland, England, die vereinigten Staaten, Holland, Belgien, Frankreich und Brasilien beherrschen allein zusammen 87,6% der Waldfläche der Erde. In den Rest von 12,4% müssen sich mehr als 50 Nationen teilen, unter ihnen Deutschland. Ferner wurde für obige Mächte gezeigt, wie groß ihr potentieller Holzzuwachs und wie groß andererseits ihr Holzbedarf ist, daß sie vielfach ihre Holzvorräte bei weitem nicht auswerten können1)
  2. Deutschland und die Weltforstwirtschaft. Es steht heute fest, daß hingegen für Deutschland Kolonialbesitz auch hinsichtlich der Versorgung mit Holz und sonstigen Walderzeugnissen eine Lebensfrage ist. Der deutsche Bedarf an Holz je Kopf der Bevölkerung beträgt seit etwa 80 Jahren unvermindert 1 fm im Jahr. Seit dieser Zeit hat sich die Bevölkerung [Seitenumbruch von 77 auf 78] verdoppelt und sie wird weiter ansteigen. Der Bedarf ist heute insgesamt etwa 65 Millionen fm, die Eigenproduktion der in ihrer Leistung kaum wesentlich steigerungsfähigen deutschen Forstwirtschaft nur etwa 50 Millionen fm im Jahr. Der steigende Mehrbedarf muß also importiert werden. Früher bestand die Möglichkeit, diesen wesentlich aus Kolonialwald zu decken. Heute werden z.B. trotz Drosselung der übrigen Holzeinfuhr unverändert Hunderttausende von Tonnen Nutzholz allein aus Französich-Westafrika eingeführt, also aus Gebieten, die auch ehemaliges Kolonialland von uns umfassen. Hierzu kommen die hohen Mengen sonstiger tropischer Walderzeugnisse wie Gummi, Faserstoff, Gerbstoff, Medikamente usw. die heute aus fremder Hand eingeführt werden müssen. In zahlreichen Darstellungen und Bildern wird gezeigt, wie z.B. für England, Holland und Frankreich eigener Kolonialwaldbesitz und eigene Kolonialforstwirtschaft ungeheure volkswirtschaftliche Bedeutungen für das Mutterland.
  3. Deutschlands Führertum in der Weltforstwirtschaft. Man hat bekanntlich Deutschland die Befähigung zur Kolonialwirtschaft abgesprochen und ihm auch seinen Kolonialwald geraubt. Gleichwohl hat Deutschland den Gedanken nachhaltiger Forstwirtschaft auch in den Tropen am ehesten und in vollendendster Weise verwirklicht, haben, wie in einer großen Ehrentafel gezeigt, deutsche Forstmänner, wie v. Langen, v. Wangenheim, Fockel, v. Berg, v. Graf, Dietrich Brandis, Ribbentrop, Schlich, Fernow, Bennich, Mollier, Rößler und wie sie alle heißen, zum Segen der Völker deutsche Waldwirtschaft in den Urwäldern des Nordens und Ostens, Asiens, Afrikas und Amerikas eingeführt und die Probleme der Weltforstwirtschaft aufgezeigt. Wie für die älteste Forsthochschule, Tharandt, dargestellt wird, haben viele Hunderte von Auslandsdeutschen deutsche forstliche Ausbildung genossen.
  4. Koloniale Wald- und Holzforschung in Tharandt. Daß dennoch einzigartig an einer deutschen Forsthochschule das Kolonialwaldproblem intensiv weiterbearbeitet wird, zeigt ein Einblick in die Tätigkeit des Instituts für ausländische und koloniale Fortswirtschaft an der Forstlichen Hochschule Tharandt. Für eine Reihe wichtigster Kameruner Höhen wurden übereinander angeordnet gezeigt: Baumbild, Blatt- und Fruchtbild, Mikrophotographie von Hirn-, Radial- und Tangentialschnitt (Vergrößerung bis zu 700fach), Holzprobe und Legende mit technischen Daten. Ferner wurden zahlreiche Darstellungen gebracht, die zeigen, wie Holzproben bei der Fällung im Urwald gewonnen und sonach mechanisch-technische (Druck-, Biegungs-, Zug- und Gewichtsmessungen) und mikroskopische Untersuchungen von Kolonialhölzern sowie Vergleiche mit deutschen Hölzern in Tharandt durchgeführt werden. Es ist zu erkennen, daß eine Reihe tropischer Hölzer infolge ihrer spezifischen Eigenschaften manchen unserer Edelhözer überlegen sind und für die Technik daher kaum entbehrt werden können. Eine illustrierte Waldkarte von Afrika gibt Einblick in die dortigen Waldverhältnisse und Holzarten.

Abschließend wird ein Überblick über das umfassende kolonialforstliche Arbeitsgebiet des Institutes gewährt. Seine Forschung zerfällt in die Bearbeitung der [Seitenumbruch von 78 auf 79] wirtschaftspolitischen und der wirtschaftstechnischen Probleme des Kolonialwaldes, umfaßt also koloniale Forstpolitik, Fragen der Kolonialforstwirtschaft und der Verwertung kolonialer Forstprodukte. Das Arbeitsgebiet der Lehre umfaßt reiche Lehrsammlungen (von ausländischen Hölzern, Waldkarten der Erde usw.), den Vorlesungsbetrieb und Institutsbetrieb, insbesondere Arbeiten der Studenten und Doktoranden über kolonialforstwirtschaftliche Themen.

Auf das Arbeitsgebiet „Aufklärung“ des Instituts wurde besonders hingewiesen. Es zerfällt in die Herausgabe der selbständigen internationelen Zeitschrift für Weltforstwirtschaft (mit zahlreichen holzwirtschaftlichen Abhandlungen) und der Forstlichen Rundschau, ferner die periodische Berichterstattung und Erstattung von gutachten über alle Fragen der ausländischen und kolonialen Forstwirtschaft an deutsche Behörden (insbesondere das Reichsforstamt), Unternehmungen und Holzfirmen, sowie Werbung für die deutsche forstwirtschaftliche Arbeit im Ausland. Durch mehrsprachige Flugblätter und Informationen unterrichtet das Institut laufend das Ausland über Möglichkeiten forstlicher Ausbildung in Deutschland. Im Zusammenhang damit stehen die regelmäßig im Auslandsinstitut veranstalteten Studienreisen prominenter Ausländer nach Deutschland und Mitteleuropa. Ein wichtiger Posten der Aufklärungsarbeit besteht schließlich in regelmäßigen Ausstellungen und Mitteilungen an die Presse.

Die Ausstellung fand bei den anwesenden Führern der Kolonialbewegung und Vertretern der Holzindustrie außerordentliches Interesse. Die wichtige und einzigartige Vorarbeit des Instituts für die Nutzbarmachung künftigen deutschen Kolonialwaldbesitz wurde restlos anerkannt.

Dr. Fr. [Dr. M. Francke]

1 Als Rechnungsgrundlage wurde hier vorsichtshalber die potentielle Durchschnittsleitung für Waldgebiete der nördlichen Zone mit 3 fm, der Tropen mit 2fm, der Savannenwälder mit 0,5fm je ha, der Bedarf in gemäßigten Klimaten mit 1 fm, in tropischen mit 0,5 fm je Kopf und Jahr angenommen.


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