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Presse-Dokumentation:

Ausstellung der Frauengruppe des Reichskolonialbundes zugunsten deutscher Farmer in Lushoto (Ostafrika) in der städtischen Frauenarbeitsschule Freiburg

Freiburger Zeitung, 04.09.1936, Abendausgabe, S. 6

Jetzt schon an Weihnachten denken? Eine Ausstellung der Frauengruppe Freiburg des Reichskolonialbundes.

Noch freuen wir uns der schönen Spätsommertage, des Wanderns, des Schwimmens und der Luftbäder – wir so im allgemeinen. In aller Stille hat da aber eine Gruppe von Frauen unserer deutschen Volksgenossen im fernen Afrika gedacht, um ihnen zum Weihnachtsfest das Gedenken der alte Heimat recht lebendig und fühlbar zu machen. Wenn man die reich gedeckten Tische im Obergeschoß der Frauenarbeitsschule sieht, strahlt einem sofort die Liebe und Freudigkeit entgegen, mit der hier die Frauengruppe Freiburg des Reichskolonialbundes am Werke war. Seit Wochen kam ein Teil ihrer Mitglieder zusammen, warme Wollsachen, Strümpfe, Pullover fertigzustellen, die, wohl gegen unseren [sic!] landläufige Vorstellung, auch in Afrika sehr nötig gebraucht werden. Eine besonders treue Helferin hatte die unermüdliche Leiterin Frau Ganter in den Lehrerinnen und Schülerinnen der Frauenarbeitsschule selbst gefunden. Aus den angeschafften Stoffen haben sie fertige Bettwäsche genäht. Damit kein Stückchen umkäme, wurden ganz entzückende, künstlerisch wirkende Kleidchen aus den abfallenden Resten hervorgezaubert. Dadurch werden die Gaben nicht nur zu einem nützlichen und schönen Geschenk, sondern können den Frauen und Müttern draußen wieder eine Anregung sein, sich Bescheidenstes in geschmackvoller Form zunutze zu machen. Die jungen Mädchen der Schule kamen während der Pausen herauf und sahen sich selbst die ausgestellten Sachen an. Immer wieder brach ihre eigene Freude hervor, die es ihnen machte, diese Kasperlfiguren mit den Märchenköpfen auch ja recht eindrucksvoll zu kleiden, den Püppchen in den Babykörbchen eine möglichst vollständige Aussteuer mitzugeben. Auch die Schülerinnen der Hindenburgschule haben Püppchen reizend eingekleidet. Ein ganzer Tisch mit Spielzeug wird vielen Kindern Freude bringen.

Einer der Tische trug Gaben, die der Schule in Lutshote [Lushoto] zugute kommen sollen, für die unsere Ortsgruppe arbeitet. Eine Maßstabfabrik in Lahr hatte Material für den Zeichenunterricht in reicher Fülle zur Verfügung gestellt: Buntstifte, Zeichenblocks, Bilder, Jugendbücher und Klassiker für die Schulbibliotheken, und was sonst wünschenswert ist, ist mit Liebe zusammengetragen.

Der Sinn der Arbeit für die Afrikadeutschen war in besonders einfühlsamer Weise gestaltet in einem künstlerischen Quartett, das von einer Lehrerin der Frauenarbeitsschule erdacht und unter Mithilfe künstlerisch empfindender Freunde fertiggestellt wurde. Nur gute Photos oder einwandfreie Drucke schöner charakteristischer Stätten Deutschlands, besonders auch unserer Schwarzwaldheimat, waren zu Gruppen vereinigt und mit Kunstschrift gekennzeichnet. Motive vom Titisee, Lenzkirch, Schönau, ja eine Photographie von Leo Schlageter und seinem Vater vermögen ein so lebendiger Gruß von uns an die fernen Brüder sein, wie es schöner nicht gedacht werden kann.

Es sollten sich noch recht viele einen Einblick verschaffen in die Liebe, mit der hier an eine Weihnachtsbescherung gegangen wurde.


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