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Pressedokumentation:

Kolonialtagung: Frauenbund der deutschen Kolonialgesellschaft, Frauenverein vom Roten Kreuz für Deutsche über See, "Kraft durch Freude"-Fahrt zur Tagung, "Vor der Eröffnung der Kolonialausstellung", "Pflanzung einer Kolonialeiche"

Freiburger Zeitung, 16.06.1935, Sonntagsausgabe, 6. Seite

Deutsche Kolonialtagung in Freiburg

Die Tagungen vom Freitag nachmittag
(Schluß vom Samstagblatt)

In der öffentlichen Mitgliederversammlung des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft
gab die Bundesvorsitzende, Frau Agnes von Boemcken, ihrer herzlichen Freude Ausdruck, daß ein so großer Kreis von Zuhörerinnen und Zuhörern sich eingefunden hatte.
Die Leiterin der Pressestelle des Frauenbundes, Frau Eva Mac-Lean, berichtete über den Versand von Büchern und neuesten deutschen Zeitschriften, den der Frauenbund über Südwest- und Ostafrika ausgedehnt hat, um die deutschen Menschen in Afrika in stetiger geistiger Verbundenheit mit der alten Heimat zu halten. Aus dem regen Briefwechsel, der sich daraus zwischen den Sendern hier und den Empfängern in Afrika entwickelt hat, ist ersichtlich, wie das Verständnis für das heutige Deutschland, die Liebe und Bewunderung für unseren großen Führer gerade durch diesen ständig neuen deutschen Lesestoff bis in das weltentlegenste deutsche Haus vorgedrungen ist. Wesentliche Punkte, die bei dem Zeitschriften- und Bilderversand zu beachten sind, ist Aktualität und Anpassung an Wünsche Einzelner.
Herr Erwin Petzold, der lange Jahre als Leiter einer deutschen Schule tätig gewesen ist, erst in Südwestafrika an der Deutschen Realschule in Lüderitzbucht, zuletzt in Lupembe in Ostafrika, von wo er erst vor wenigen Monaten zurückgekehrt ist, sprach über die deutschen Schul- und Erziehungsfragen unserer deutschen Jugend in Afrika. Ebenso notwendig, wie es ist, daß von der Heimat aus gute deutsche Schulen und Schülerheime in Südwest- und Ostafrika unterhalten werden, und mit einer reichlichen Zahl von Freistellen ausgestattet werden, ebenso nötig ist es andererseits, daß die heranwachsende deutsche Jugend, die vielfach schon ist Ostafrika geboren ist, einige Jahre zur Berufs- und Grundausbildung nach Deutschland kommt. Nur so kann ein Deutschtum in den Kolonien leistungsfähig und tief innerlich deutsch erhalten bleiben. Herr Petzold begrüßt es daher, daß der Frauenbund gerade diesen Aufgaben seine Hauptarbeitskraft in noch verstärktem Maße widmen will. Wie nötig es ist, möge das Beispiel zeigen, daß Lupembe die einzige deutsche Schule in einem Bezirk ist, der größer ist als Deutschland.
Ueber die große Bedeutung wahrhaft nationalsozialistischer Jugenderziehung, gerade auch dieser deutschen Jugend aus Uebersee, sprach dann Frau Studiendirektorin Hedwig Förster (im Reichs- und Preußischen Ministerium für Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung, Berlin). Sie betonte, daß nationalsozialistische Haltung und Lebensgestaltung nicht aus theoretischer Beschäftigung mit nationalsozialistischem Schrifttum, sondern nur aus dem Erlebnis des neuen deutschen Menschen und des neuen deutschen Staates gewonnen werden können. Entscheidend ist deshalb für die Pflege deutschen Lebens, deutschen Volksgutes in Uebersee, daß die koloniale deutsche Jugend in den entscheidenden jugendlichen Jahren das neue deutsche Leben in der Heimat selbst mitlebt. Frau Direktorin Förster gab im Laufe des Vortrages eine Reihe von praktischen Vorschlägen, vor allen den, daß die jungen Afrikadeutschen in nicht nur sittlich hochstehenden, sondern fest im neuen Deutschtum verankerten Familien untergebracht werden.
Alle Vorträge zeigten, wie die Heimat durch Hilfeleistungen verschiedenster Art dazu beitragen kann, die Verbundenheit zwischen dem Deutschtum in Afrika und dem deutschen Vaterlande zu erhalten. Es ist gerade eine Aufgabe der deutschen Frau, mitzuhelfen, daß die deutschen Menschen in Afrika nie das Gefühl bekommen, von der Heimat vernachlässigt und vergessen zu sein.
Die Bundesvorsitzende, Frau von Boemcken, schloß die Versammlung im Gedenken an unseren Führer, der all unserm Tun höchstes Vorbild ist.

In der Mitgliedertagung des Vereins für Deutsche über See

vom Deutschen Roten Kreuz im Kaufhaus, dankte zunächst die Leiterin des Verbandes, Frau Herzogin Adolf Friedrich zu Mecklenburg, den aus allen Teilen des Reiches zahlreich erschienenen Vertreterinnen. Neben den zahlreichen Vertreterinnen konnte sie viele Gäste, Vertreter der Behörden und befreundeter Organisationen begrüßen.
Sie gedachte der im letzten Jahr verstorbenen Mitglieder des Vereins und schloß in dieses Gedenken auch die Toten des erschütternden Explosionsunglückes, unter dessen Eindruck wir noch alle stehen, ein. Warmer Dank galt auch dem gastgebenden Freiburg, das die Abhaltung der ganzen Tagung in diesem schönen Rahmen ermöglicht hat.
Für den Gau Baden und die Abteilung Freiburg, deren Ehrenvorsitzende, Frau Großherzogin Hilda von Baden ebenfalls anwesend war, dankte in kurzen Worten die Leiterin des Gaues, Frau Fürstin von Hohenzollern.
Nach kurzen Worten des stellvertretenden Vorsitzenden des Roten Kreuzes, Obergruppenführer Dr. Hocheisen, erstattete der Schatzmeister des Verbandes, Direktor Jachymski, Bericht über die finanzielle Lage des Verbandes.
Der eigentliche Jahresbericht, den die stellvertretende Vorsitzende, Frau von Lekow, gab, zeigte, wie mit Hingabe und Opferfreudigkeit von seiten aller Mitglieder daran gearbeitet wird, den Deutschen in Südwest und Ostafrika, in Angola und in Südamerika zu helfen. Durch diese Opferfreudigkeit ist es trotz der gegenwärtigen schwierigen Lage gelungen, im letzten Jahr sowohl in Südwest wie in Ostafrika je eine neue Schwesternstation zu errichten.
Frau Meyer-Waldeck berichtete dann von dem geplanten Mutterhaus für die Schwesternschaft des Vereins, das diesem die notwendige Unabhängigkeit verleihen soll, und die dort auszubildenden Schwestern von Anfang an auf die besonderen Aufgaben, die ihrer harren, vorbereiten soll.
Denn wie so ganz anders als in der Heimat die Stellung und die Arbeit einer Rot-Kreuz-Schwester in Uebersee ist, ging aus dem Bericht, den Schwester Rose Oehl aus ihrer Arbeit im Jringa-Hochland gab.
Von dem Leben der Deutschen in Südwestafrika, von den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen unserer alten Kolonie, wie sie sich unter der Mandatsherrschaft entwickelt haben, erzählte frisch und interessant Frau Eva Mac Lean, die im vergangenen Jahr längere Zeit das Land bereist hat.

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Am Abend besuchten viele Tagungsteilnehmer die zu Ehren der Kolonialtagung vom Stadttheater herausgebrachte Aufführung des Kolonialstückes „Deutsch-Südwest“ an ihrer Spitze Gouverneur i. R. Dr. Schnee. Ueber die Aufführung wird an anderer Stelle berichtet. – Anschließend trafen sich die Mitglieder der Verbände zu ein paar Stunden zwangloser Geselligkeit mit den Freiburger Freunden. Die Mitglieder der Deutschen Kolonialgesellschaft hatten den „Kopf“ zu ihrem Aufenthalt gewählt, die des Deutschen Kolonialkriegerbundes den „Bären“. Der Frauenverein für Deutsche über See traf sich im Europäischen Hof, der Frauenverbund der Deutschen Kolonialgesellschaft im Friedrichsbau. Allgemein herrschte beste Stimmung über den guten Verlauf der Tagung und den schönen Aufenthalt in Freiburg.

Wir machen nochmals auf den großen Webeabend des Reichskolonialbundes im Paulussaal, Dreisamstraße 8, aufmerksam. Die Emporen des Saales sind für die Freiburger Volksgenossen reserviert. Außerdem sind auf dem Platz vor dem Saal Lautsprecher aufgestellt, und es bietet sich auch dort Gelegenheit, den Ablauf des Festaktes zu verfolgen.

Kraft durch Freude

Zug von Urlaubern nach Freiburg

Am Samstag nehmen etwa 650 Urlauber aus [?] kurzen Aufenthalt in Freiburg. Ankunft des Zuges 13.04 Uhr. – Sonntag, 16. Juni, besuchen anläßlich der Kolonialtagung 1200 Volksgenossen aus dem Gau Rheinpfalz unsere schöne Breisgaustadt. Der Zug trifft gegen 6.20 Uhr in Freiburg ein und verläßt uns 17.05 wieder. Wir heißen die Arbeitskameraden in Freiburg herzlich willkommen.

Vor der Eröffnung der Kolonialausstellung

Ueber Freiburg wehen Fahnen und in den einzelnen Lokalen laufen die Besprechungen und Versammlungen der verschiedenen Kolonialverbände. Bereits am Donnerstag hat General von Lettow-Vorbeck in einer Kundgebung der Deutschen Arbeitsfront im Paulussaal gesprochen, und damit, ohne besonders darauf abzuheben, [?] Massen auf die Kolonialtagung hingewiesen. Während nun bereits all die vielen Veranstaltungen – lange und sorgsam vorbereitet – im Flusse sind, während aus allen Gauen Deutschlands noch Teilnehmer im festlich gestimmten Freiburg eintreffen, ist man drunten in der Festhalle dabei, die große Kolonialausstellung, die die Monate Juni und Juli durch dauern wird, aufzubauen und ihr letzte Gestaltung zu geben.

Vor der Festhalle ist noch gar nicht viel zu merken, noch kommen und gehen nicht die Scharen der Besucher: nur ein paar Gutselstände und Eisbuden sind auf der Stadtgartenseite aufgeschlagen worden. Wenn man aber durch eine der Nebentüren in das Innere der Halle gelangt, bietet sich einem ein anderes Bild. Zunächst ist man fast etwas verblüfft, von der Menge der Eindrücke, fast scheint einem alles noch ein wirres Durcheinander, große Kisten werden durch den Raum gezogen, Transparente gemalt, Schriftreihen aufgeklebt und in all den vielen Sonderabteilungen der Ausstellung die einzelnen Schaustücke aufgebaut. Aber wenn man sich einige Zeit in der Festhalle aufgehalten und mit dem seit Wochen unermüdlich an dem Zustandekommen der Ausstellung arbeitenden Major a. D. Dr. Winterer gesprochen hat, wenn man dann noch von Herrn Hübner, der die im Jahre 1933 geschaffene Ausstellung durch alle deutschen Gaue führt, die nötigen Erläuterungen bekam, hat man über die werdende Ausstellung bald die richtige Uebersicht gewonnen.
Was einem zuerst auffällt, was gewissermaßen die ganze Ausstellung beherrscht ist eine Riesenkarte von Afrika, auf der durch besondere Farben die alten deutschen Kolonien in Afrika hervorgehoben sind. Darüber stehen in Riesenbuchstaben die Worte: Immer daran denken – immer dafür wirken! Man sieht dann die vielen Abteilungen, alle noch im Aufbau begriffen, hier Naturfrüchte und daraus gewonnene Erzeugnisse, dort Verkehrseinrichtungen in den Kolonien. Eisenbahnen, Poststationen und wieder wo anders Modelle von Siedlungen, eine völkerkundliche Schau usw. Die forstwirtschaftliche Hochschule Tharandt bei Dresden ist mit einer ganz vorzüglichen Darstellung ihrer Arbeit und ihrer Leistungen vertreten. Und dann die Missionen, das hygienische Institut, die Kolonialliteratur und noch vieles, vieles mehr.

Es wäre verfehlt, jetzt schon auf alle Einzelheiten eingehen zu wollen, es wäre jetzt während des Aufbaus auch noch gar nicht möglich, ein allumfassendes Bild zu zeichnen, aber eines kann und muß schon jetzt festgestellt werden: Die Kolonialausstellung in Freiburg ist keine Ausstellung schlechtweg, kein nur zur Schau stellen von trockenem Material, nein, sie stellt sich mitten in die Aufbauarbeit unseres Volkes hinein, sie ist eine Lehrschau, die ganz hervorragend geeignet ist, den kolonialen Gedanken, die Notwendigkeit deutscher Kolonisation, deutschen Kolonialbesitzes jeden Besucher erleben zu lassen. Hierdurch wird sie in der breiten Oeffentlichkeit den schon durch die Tagungen wachgerufenen kolonialen Gedanken noch verstärken und vertiefen.

Pflanzung einer Kolonialeiche in afrikanische Erde

Als Abschluß der großen Kundgebung des Reichskolonialbundes auf der Freiburger Deutschen Kolonialtagung wird vor der Neuen Universität in Freiburg eine Eiche gepflanzt, deren Wurzeln gebettet werden in afrikanische Erde, die von den Gefallenen-Grabstätten in Deutsch-Südwestafrika entnommen ist. So wird die Eiche in afrikanisch-deutschem Boden wurzeln, ein Symbol der Vereinigung des Mutterlandes mit den uns rechtmäßig zugehörigen deutschen Kolonien. Die Pflanzung der Eiche wird der Präsident des Deutschen Kolonial-Kriegerbundes, Reichsstatthalter Ritter von Epp, vornehmen.

Münsterturmbeleuchtung

Zu Ehren der in Freiburgs Mauern anläßlich der Reichskolonialtagung sich aufhaltenden Gäste wird der Münsterturm in den Nachtstunden bis Mitternacht in der bekannten wirkungsvollen Art angestrahlt werden. Fremde wie Einheimische sind immer wieder von neuem von der schlichten Größe des Freiburger Münsterturmes ergriffen, und es gibt nicht wenige, die unsere Münsterturmbeleuchtung vom künstlerischen Standpunkt aus der Heidelberger Schloßbeleuchtung bei weitem vorziehen.


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