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Pressedokumentation:

Paulussaal: "Protestversammlung gegen den Raub unserer Kolonien" und "Für unsere Kolonien"; Berufung von Dr. Johannes Bell zum Reichskolonialminister

Freiburger Zeitung, 13.02.1919, 1. Ausgabe, 1. Seite

FrZ

Freiburger Zeitung, 13.02.1919, 1. Ausgabe, 2. Seite

Tageskalender. "Paulussaal. 8 Uhr: Große Protestversammlung gegen die Absichten der Entente, uns widerrechtlich unsere Kolonien zu nehmen."

Ankündigung

Freiburger Zeitung, 14.02.1919, 1. Ausgabe, 2. Seite

"Protestversammlung gegen den Raub unserer Kolonien. Freiburg, 13. Febr. Wegen Absichten der Entente, uns widerrechtlich unsere Kolonien zu nehmen, hatten die politischen Parteien im Verein mit der Oberbadischen Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft zu einer großen Protestversammlung nach dem Paulussaal eingeladen. Dem Ruf waren zahlreiche Männer und Frauen aller Bevölkerungsschichten gefolgt, die den Ausführungen der Redner beifällig folgten. Zum Schluß nahm die Versammlung einstimmig folgende Resolution an:

Die große im Paulussaal zu Freiburg im Breisgau tagende Versammlung deutscher Männer und Frauen, einberufen von der Deutschen Kolonialgesellschaft im Verein mit sämtlichen politischen Parteien erhebt flammenden Protest gegen alle Absichten der Feinde, uns am Friedensschluß unsere Kolonien zu nehmen. Im Vertrauen auf das Wort des Präsidenten Wilson, auf die Erfüllung jener 14 Punkte, denen auch die Entente zugestimmt habe, hat das deutsche Volk die Waffen niedergelegt. Es hat auch auf die Erfüllung des 5. Punktes vertraut, der eine gerechte Regelung der kolonialen Besitzansprüche verspricht. Deutschlands Anspruch auf kolonialen Besitz aber beruht auf der Stärke seiner Bevölkerung, auf der Größe seiner wirtschaftlichen Interessen, auf den unabweisbaren Bedürfnissen von Industrie, Handel und Landwirtschaft. Es fordert Kolonialbesitz, weil es schon in den kurzen 30 Jahren seiner Kolonialbetätigung vor dem Kriege sich einen Ehrenplatz unter den kolonisierenden Nationen gesichert hat, weil es, wie irgend eine andere Nation berufen ist, mit seinem Geiste, seiner Wissenschaft, seiner Technik an der Kolonisierung der Welt, an der Verbreitung menschlicher Kultur mitzuarbeiten. So stimmt die Versammlung ein in den Chor derjenigen, die überall im deutschen Vaterlande ihre Stimme erheben. Sie wendet sich an Regierung und Nationalversammlung und bittet sie, tatkräftig einzutreten für unsere kolonialen Interessen eingedenk des Wortes: Diejenige Nation, die am meisten kolonisiert, ist die erste der Zeit, und wenn sie es heute nicht ist, so wird sie es morgen sein."

Kundgebung 1

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Freiburger Zeitung, 14.02.1919, 2. Ausgabe, 1. Seite

"Für unsere Kolonien. Freiburg, 14. Febr.

Es ist besonders in der schweren Zeit ein jeden wahren Vaterlandsfreund stärkendes und aufrichtendes Gefühl, wenn er sieht, wie sich alle Parteien um einer großen nationalen Sache willen einmütig zusammen finden. Dies war gestern abend im vollbesetzten Paulussaal der Fall, wo man energisch gegen den beabsichtigten Raub unserer Kolonien durch die Feinde Verwahrung einlegte. Die Versammlung leitete der Vorsitzende der oberbadischen Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft, Herr Prof. Dr. Michael, der in seinen Begrüßungsworten darauf hinwies, daß wir hier um unser Recht betrogen würden. Es gelte, laut dagegen Einspruch zu erheben und der Regierung den Rücken zu stärken. Früher hatten auch die Engländer unser moralisches Recht auf die Kolonien anerkannt. Tausende von Askaris hätten im Kriege vortrefflich ihre Treue für Deutschland bewiesen und so den Beweis erbracht, daß unsere Eingeborenenpolitik auf dem richtigen Wege gewesen sei.

Der erste Redner, Herr Erster Staatsanwalt Eichbacher sprach zunächst seine Genugtuung darüber aus, daß der Abend im Zeichen der Einigung stehe. Ein großer Fehler sei, daß uns in diesem Kriege oft nicht klar geworden sei, was auf dem Spiele stehe. Haß und Rachsucht der Franzosen und die erbarmungslose Machtgier der Engländer wollen uns die Kolonien rauben. Dagegen stehe der fünfte Punkt der 14 Bedingungen Wilsons, der eine gerechte Besitzverteilung der Kolonien auf Grund weitherziger und unparteiischer Auffassung fordere. Wir hätten die Eingeborenen sittlich und wirtschaftlich gehoben und von rechts und Gerechtigkeit wegen gehörten sie unser[?] und müssten daher uns bleiben.

Als Vertreter der christlichen Missionen beleuchtete dann Herr Prälat Dr. Werthmann die engen Beziehungen zwischen Kolonien und Heidenmissionen. Beide seien aufeinander angewiesen. Vor dem Kriege hätten 440 deutsche Missionsstationen bestanden und 270000 Heiden seien heute Christen. Er würdigte die Kulturarbeit der Missionare und erinnerte an die schmachvollen Leiden durch die grausame Behandlung durch die Feinde während des Krieges. Wir hätten ein Recht auf unsere Kolonien namens der Gerechtigkeit und der christlichen Religion, die die Heidenbelehrung gebiete, dann namens des Kulturfortschritts der Menschheit und der Interessengemeinschaft der weißen Rasse. Gerade die Feinde hätten das Ansehen der Weißen in den Kolonien unverantwortlich geschändet. Den Missionaren dürfe ihr Arbeitsfeld nicht genommen werden.

Herr Prof. Dr. Hoeniger wies in seinen Darlegungen darauf hin, daß wie vor dem Kriege, so auch jetzt uns von Osten und Westen große Gefahren drohten. In Rußland suche der Bolschwismus eine Diktatur einer Klasse aufzurichten und im Westen wolle man die Diktatur einer Klasse von Staaten. Gegen diesen Bolschewismus einer Völkervereinigung müsse aufs schärfste protestiert werden. Der beabsichtigte Raub sei ein Bruch der Voraussetzungen des Waffenstillstandes. Wie die Franzosen immer wieder wegen der Wegnahme von Elsaß-Lothringen protestiert hätten, so müßten wir es jetzt tun. Auch die jetzt geraubten Kolonien blieben in unseren Herzen unsere Kolonien und nehmen hieße noch lange nicht, für immer behalten.

Ueber die Stellung der Sozialdemokratie und der Arbeiterschaft zu den Kolonien sprach dann Herr Stadtrat Engler und zeigte, wie seine Partei im Laufe der Zeit ihren Standpunkte geändert habe. Er empfahl den Versuch einer genossenschaftlichen statt kapitalistischen Bewirtschaftung der Kolonien. Dann zeigte er, wie enge das Wohl der Arbeiterschaft mit dem Besitz von Kolonien verknüpft ist. Durch sie erhielten wir Absatzgebiete und die Möglichkeit, unabhängig vom Auslande Rohstoffe zu erhalten. Diese volkswirtschaftlichen Vorteile verdienen die allergrößte Beachtung. Redner erinnerte auch daran, wieviel Deutsche uns in Amerika kulturell und wirtschaftlich verloren gegangen sind und noch gehen. Für sie brauchen wir Siedlungsgebiete. Leider wären unsere bisherigen Kolonien für dauernde Ansiedelung wegen des Klimas noch wenig geeignet. England hätte am wenigsten Grund, uns unsere Eingeborenenpolitik vorzuwerfen. Man solle nur hören, wie die Schwarzen in Mannheim hausen und wie es dort in manchen Straßen auf Anordnung der Feinde zugehe. Auch vertrage sich der Völkerbund nicht mit dem Gewaltfrieden. Aus einem solchen Frieden müsse ein Krieg hervorgehen, aus Not geboren. Nur was auf das Remi aufgebaut sei, habe Dauer.

Der letzte Redner, Herr Prof. Dr. Fischer, schilderte in warmherziger Weise aus seiner Anschauung die Menschen in unseren Kolonien. Eingeborene und unsere Landsleute draußen sind miteinander verwachsen; alle gehören zu uns. Farmer, Kaufleute und die Schutztruppe leisten dort fern von der Heimat eine segensreiche Kulturarbeit. Sie alle wollen deutsch bleiben. Wie könne man bei gewissen Klassen von Eingeborenen von Selbstbestimmungsrecht reden, das man den Elsässern nicht einmal zubillige. Der Gedanke sei zum Lachen. Mit Wehmut müsse man an die Heldengrabhügel in Afrika denken. Alle hätten die Treue gehalten. Daher müsse man laut die Stimme erheben, daß es weit über die Grenzen des Vaterlandes vernehmbar werde: Unsere Kolonien müssen uns bleiben, sie waren deutsch und sollen es auch fernerhin sein! -

Die gehaltvollen, überzeugenden, von echt vaterländischer Sorge getragenen Darlegungen und Verwahrungen sämtlicher Redner fanden bei den zahlreichen Zuhörern begeisterten Beifall und lebhafte Zustimmung und einstimmig wurde die schon im heutigen Morgenblatt mitgeteilte Entschließung angenommen."

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Kolonialkundgebung

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