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Vortrag von Konsul Carl Singelmann über Deutschlands Interesse am portugiesischen Kolonialbesitz

Freiburger Zeitung, No. 59, Donnerstag, 29.02.1912, Abendausgabe, Seite 1

In der Oberbadischen Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft sprach gestern Abend Herr Konsul Carl Singelmann aus Braunschweig über Deutschlands Interesse am portugiesischen Kolonialbesitz. Einleitend bemerkte der Redner, daß das Expansionsfeld für deutsche Kolonien in Westafrika läge. Auch nach dem deutsch-englischen Abkommen habe Deutschland hier das Vorkaufsrecht, wenn Portugal einmal seine Kolonien veräußern wolle. Bei der verwirrten Lage, in der sich dieses Land wegen des Kampfes zwischen republik und Monarchie befinde, könnte dies leicht eintreten, daher gelte es, deutsches Geld in jenen westafrikanischen Kolonien anzulegen. Der Vortragende ging nun auf die einzelnen Kolonien in diesem Gebiet ein und besprach ihre Bedeutung für den Handel. Für deutsche Erwerbungen kämen besonders die Inseln Sao Thomé und Principe, sowie das gebiet von Angola, das im Norden an Deutsch=Südwestafrika stößt, in Betracht. In diesen Gebieten gebe es schon große Baumwollanpflanzungen und auch die Ausfuhr von Kakao sei sehr groß. Diese Pflanzungen finden sich zum großen Teil schon in deutschen Händen, wie auch Teile dieser Gebiete sich gut für die Ansiedelung von Weißen eignen. Den größeren teil des Abends füllte die Vorführung von Lichtbildern aus Portugal und seinen westafrikanischen Kolonien aus. Das Mutterland mit schönen Landschaftsbildern und seinen Prachtbauten wurde gezeigt, dann die einzelnen Kolonien mit ihren landschaftlichen Schönheiten, Anpflanzungen und ihrer einheimischen Bevölkerung. Besonders interessant waren auch die Vorführungen der Forts, die die Portugiesen in Angola gegen die wilden Stämme der Ovambo errichtet haben. Mit dem Wunsche, daß in Deutschland das Interesse für koloniale Erwerbungen immer mehr wachsen möge, schloß der Vortragende seine mit großem Beifall aufgenommenen Ausführungen.


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