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Freiburger Zeitung, Nr. 233, Donnerstag, 05.10.1905, 1. Blatt, 1. Seite
Allgemeine Umschau.
Ueber Englands Feindschaft gegen die Deutsche Kolonialpolitik
spricht sich, wie die Kreuzzeitung schreibt, ein amerikanisches Blatt folgendermaßen aus: Zwischen Kap und Kairo ist heute nicht alles Land britisch. Um die Verbindung zwischen Norden und Süden herzustellen, muß die große Ueberlandbahn entweder den Kongofreistaat oder Deutsch-Ostafrika durchqueren. Und weder Deutschland noch der Freistaat dürften gewillt sein, zu einem fremden Unternehmen, welches ihnen politisch und wirtschaftlich Schaden bringen müsste, ihre Zustimmung zu geben. Doch die Art Cecil Rhodes, des Urhebers des großen Planes, hat auch die Wege durch den Kongostaat und durch Deutsch-Ostafrika gewiesen. Seit längerer Zeit schon wird die Welt von England aus mit Klagen über furchtbare Unbilden, welche die Eingeborenen im Kongo zu erleiden haben, überschüttet. So wird systematisch Stimmung gemacht und wieder einmal die Hysterie, der Humanitätsdusel, in den Dienst der britischen Brutalität gestellt. Was nützt es, daß englische Forscher selbst jene Klage als unberechtigt zurückweisen, Albion bereitet den Weg für sich, um auch im Kongo unter der Maske des Verteidigers der Humanität und brüderlichen Liebe festen Fuß zu fassen. Und in Deutsch-Ostafrika ist nach den neuesten Nachrichten der Aufstand vom Ozean bis zum Njassa-See entflammt. Auch dort ist die britische Hinterhand ersichtlich. Auch dort, wie in Deutsch-Westafrika [sic!], wo nur durch passive und aktive britische Unterstützung die Herero- und Witboihorden das Feld behaupten. Wenn es zum Kriege zwischen Deutschland und England gekommen wäre, und was hat daran gefehlt, so wäre das erste gewesen, daß die Engländer Deutsch-Ostafrika genommen hätten. Dann wäre für sie die große Lücke ausgefüllt gewesen, die sich für die Ausführung der Idee Cecil Rhodes und seiner Erben, ein Größerbritisches Afrika vom Kap bis Kairo zu errichten, schiebt. Die Engländer haben es nicht zum Kriege kommen lassen, weil sich diesmal niemand gefunden hat, der für sie die Kriegskosten bezahlen wollte. Die offiziösen Trompeten haben wieder die Klangfärbung der Friedensschalmeien angenommen. Aber die zehn Pfeiler, welche die Brücke über den Sambesi. Dieses Wunder moderner Ingenieurkunst, tragen, tragen auch den Cecil Rhodes, welcher nie den Frieden gewollt hat und welcher der Urheber der Idee gewesen ist, trotz Kongofreistaat und trotz Deutsch-Ostafrika ein britisches Afrika vom Kap bis Kairo zu schaffen.
Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg
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