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Freiburger Zeitung, 25.08.1905, 1. Blatt, 1. Seite
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Deutsch-Afrika.
Hamburger Kenner der Verhältnisse in Deutsch-Ostafrika sehen die Lage als sehr ernst an. Der Hamb. Korrresp. erfährt, daß der in Liwale ermordete Kaufmann Eimer Plantagenverwalter der Hamburger Firma Traun, Stürken & Co. war, deren Kautschukkulturen die hervorragendsten in Ostafrika seien. Inwieweit die Plantagen verwüstet wurden, darüber liegen noch keine Nachrichten vor. Sollten auch im Norden der ostafrikanischen Kolonie die Wahehe losbrechen, so würde, meint das Blatt, eine wahre Katastrophe bevorstehen.
Der Kommandant des Kreuzers Bussard meldete vom 22.: Oberleutnant zur See Paasche schlug am 19. und 20. August erfolgreich einen Angriff auf sein Lager zurück. Er meldet, daß alles wohl sei und er nordwestlich nach Kowoni weiter vorrücke. Am 25. trifft voraussichtlich eine Abteilung der Schutztruppe in Ryambwiki ein. Der Aufstand breitet sich südlich von Kilwa and der Grenze des Lindi-Bezirks aus.
Die Nordd. Allg. Ztg. meldet: Ueber die Lage im Gebiet südlich von Manerango berichtet der Gouverneur Graf Götzen, daß dort Anzeichen der Unbotmäßigkeit hervorgetreten seien, die ihn veranlasst haben, den Bezirksamtmann Böder und 95 Mann dort zu lassen. Aus den Matumbibergen ist Major Johannes für seine Person nach Dar-es Salaam zurückgekehrt und hat gemeldet, daß die Ordnung aufrecht erhalten werden kann, wenn eine Kompagnie bis auf weiteres dort bleibe.
Der nach Ostafrika beorderte Kreuzer Seeadler, der bereits am 22. ds. Kap verlassen hat, trifft am 26. September in Dar-es-Salaam ein.
Bei der Benachrichtigung des generals von Trotha von einem Wechsel auf dem Gouverneursposten in Windhuk ist - so wird aus Berlin berichtet - dem general zugleich unter Anerkennung seiner militärischen verdienste die bestimmte Erwartung ausgesprochen worden, daß er noch bis zum Oktober auf seinem Posten ausharren werde. Vielfach wird davon gesprochen, daß dann die fernere Leitung der militärischen Maßnahmen im südwestafrikanischen Aufstandsgebiete dem Obersten Deimling anvertraut werde, dessen gesundheit nach einem mehrmonatigen Aufenthalt in der heimat wieder hergestellt ist.
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Freiburger Zeitung, 25.08.1905, 1. Blatt, 2. Seite
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Generalmajor Leutwein,
der frühere Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, hat, wie wir schon erwähnten, seit einigen Tagen in Freiburg Wohnung genommen. Generalmajor Leutwein hat soeben, nachdem ihm kürzlich eine hohe badischen Ordensauszeichnung zuteil geworden ist, vom Kaiser den Kronenorden 2. Klasse mit Schwertern erhalten und ist à la suite ausgeschieden und mit Pension verabschiedet mit Erlaubnis zum Tragen der Schutztruppen-Generalsuniform.
Der jetzige Generalmajor a.D. hat die afrikanischen Strapazen offenbar gut überstanden: ein Bild kraftvoller Männlichkeit konnte man den ehemaligen Gouverneur, eine echt soldatische Gestalt, in den jüngsten Tagen gelegentlich in unseren Straßen sehen. Die jetzigen Verhältnisse in den Kolonien haben dem früheren Gouverneur recht gegeben. Seine Politik, den Aufständischen zwar derbe Zuchtmittel zu zeigen, ihnen dann aber auch die Hand zur Versöhnung zu reichen, scheint jetzt wieder befolgt werden zu sollen. Freilich ist die Lage mittlerweile insofern viel schwieriger geworden, als unter den Aufständischen einzelne befürchten, unter allen Umständen den Kopf zu verlieren, und so lieber weiter im Kampfe ausharren. In diesem Kleinkrieg aber werden die Aufständischen, an ein unstätes Leben viel mehr gewöhnt als unsere Soldaten, natürlich weniger Anwandlungen zur Kriegsmüdigkeit zeigen.
Generalmajor a. D. Leutwein ist über zehn Jahre lang in Südwestafrika tätig gewesen. Er ist am 9. Mai 1849 im Badischen geboren und 1868 als Fahnenjunker in das 5. badische Inf.-Regt. (jetzt 113) eingetreten, in dem er 1869 zum Leutnant befördert wurde und sich 1870/71 das Eiserne Kreuz 2. Klasse erwarb. Als Hauptmann war er, so berichtet die Voss. Ztg. weiter, von 1887 bis 1892 Lehrer an den Kriegsschulen in Neisse und in Hersfeld und kam dann in das Inf-Rgt. 46 in Posen, in dem er im Januar 1893 zum Major aufrückte. Im November desselben jahres wurde er zum Auswärtigen Amt kommandiert und ging 1894 als Landeshauptmann nach Südwestafrika, wo er den Aufstand der Witbois unter ihrem Häuptling Hendrik Witboi und 1896 den der Kana-Hottentotten glücklich niederschlug. 1898 wurde er zum Gouverneur des Schutzgebietes ernannt und rückte 1899 zum Oberstleutnant und zwei Jahre später zum Obersten auf. Das Kommando der Schutztruppe hatte er im vorigen Jahre an Generalleutnant v. Trotha abgegeben und wurde, nachdem er noch einige zeit der Zivilverwaltung in Windhuk vorgestanden hatte, im Herbst v. J. nach Deutschland beurlaubt. Im April d. J. wurde ihm der Charakter als General verliehen.
Der jetzige Gouverneur Lindequist hat unter leutwein bereits in den Kolonien gearbeitet, dürfte also die Leutweinsche Politik - wenngleich, wie erwähnt, unter widrigeren Bedingungen - fortzusetzen berufen sein.
Mit Generalmajor Leutwein ist sein Sekretär, der in den afrikanischen Kämpfen viel genannte Feldwebel Cordes, in Freiburg eingekehrt. |
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Freiburger Zeitung, 25.08.1905, 2. Blatt, 2. Seite
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