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Freiburger Zeitung, 19.08.1904, 1. Blatt, 1. Seite
Allgemeine Umschau. Die südwestafrikanischen Farmer erklären sich bedingungsweise bereit, ihre Tätigkeit auf den Farmen wieder aufzunehmen. Nachdem bekannt gegeben war, dass der Gouverneur in einer von der Kolonialgesellschaft, Ortsgruppe Windhuk, auf Samstag, den 2. Juli, einberufenen Versammlung auch Ansichten über die Wiederaufnahme der Betriebe auf den verlassenen Farmen seitens der Eigentümer zu hören wünsche, fanden sich am 30. Juli die Mitglieder des Vereins der Farmer für den Bezirk Windhuk zu einer Besprechung ein, bei welcher Gelegenheit einstimmig folgende Entschließung gefaßt wurde:
Die Farmer des Bezirks Windhuk erklären sich bereit, die Tätigkeit auf ihren Farmen wieder aufzunehmen, sofern sich diese Tätigkeit auf vorbereitende Arbeiten erstreckt, die einer eventuellen Wiederaufnahme der Farmen notwendigerweise vorausgehen müssen, vorbehaltlich:
1) baldmöglicher Entschädigung für die durch den Herero-Aufstand erlittenen Verluste in einer Höhe, die ihnen gestattet, den Betrieb in bisheriger Weise aufzunehmen;
2) Sicherheit für Leben und Eigentum;
3) vorläufiger Verpflegung in angemessener Weise;
4) Anlieferung des allernotwendigsten Baumaterials, Handwerkszeugs usw. auf die betreffenden Farmen;
5) Ueberweisung der nötigsten Arbeiter;
6) sofortiger Verfrachtung von Saat- und Pflanzgut;
7) käuflicher Überlassung einer bestimmten Anzahl Kühe und Färsen aus den sich jetzt im Besitz der Truppe und der Regierung befindenden etwa 2000 Stück betragenden Rinderbestände auf Konto der Entschädigung nach Schätzungswert, und zwar unter Berücksichtigung der Ansprüche der mitgeschädigten Farmer in anderen Bezirken des Aufstandsgebietes. Um diese Rinder überhaupt der Kolonie zu erhalten, erscheint eine baldige Verteilung als dringend ratsam.
Es ist zu hoffen, daß die Bedingungen anerkannt und den Wünschen der Farmer Rechnung getragen wird, damit der wirtschaftliche Niedergang aufgehalten wird und wieder bessere Verhältnisse eintreten. Nach den Worten des Kaisers bei der Audienz der Ansiedler darf man annehmen, daß alles aufgeboten werden wird, die Farmer zu befriedigen.
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Freiburger Zeitung, 19.08.1904, 1. Blatt, 2. Seite
Die Niederwerfung des Herero-Aufstandes. Zu dem erfolgreichen Angriff des Generals v. Trotha gegen die Hereros bei Waterberg schreibt die Nordd. Allg. Ztg.:
Das deutsche Volk wird mit hoher Befriedigung die Kunde von dieser mit reichem Erfolg gekrönten militärischen Aktion aufnehmen, die in Aussicht stellt, daß der zähe Widerstand der Aufständischen demnächst völlig gebrochen sein wird. Das hohe Lob, das Generalleutnant v. Trotha dem Mut und der Tüchtigkeit seiner Truppe spendet, wird überall freudigen Widerhall finden.
Nach diesem ersten kräftigen Schlag des Generals erinnert man sich der Vorwürfe, die in einer Reihe von Blättern gegen denselben erhoben wurden, mit denen man sogar soweit ging, seine Ernennung zum Oberkommandierenden als einen Mißgriff zu bezeichnen. Es ist das alte Lied das ewig neu bleibt: Bei uns in Deutschland ist man stets mit der Kritik bei der Hand. Am bedenklichsten ist dabei vor allem, dass es meist gänzlich unberufene sind, die sich solche abfällige Kritik erlauben. Das ist freilich ein recht billiges Verfahren, es ist aber im höchsten Grade verwerflich und ein Krebsschaden unserer Nation. Das ewige Nörgeln und Kritisieren ist vielen in Fleisch und Blut übergegangen und meist bilden sie sich noch ein, ein Recht dazu zu haben. Man hat Trotha vor allem die Verzögerungspolitik vorgeworfen durch die den Hereros das Entkommen ermöglicht worden sei, u. es gab verschiedene Blätter, die das Entrinnen bereits als vollendete Tatsache hinstellten. Wenn man Trotha den Beinamen eines Cunctators, eines Zauderers beilegte, weil er nicht gleich blindlings auf den Feind eindrang, so kann dieser Beiname nur ein ehrenvoller sein. Der General, der die schwere Verantwortung für die ihm gestellten Aufgaben in erster Linie zu tragen hat, muß mit Vorbedacht an die Erfüllung seiner Aufgaben herantreten. Des Generals v. Trotha Plan ist, wie bekannt, der, die Hereros möglichst eng zu umfassen und sie dann niederzuwerfen. Bevor jedoch die Einkreisung vollzogen war, konnte und durfte er nicht zum Angriff übergehen, denn dann hätte er nicht nur das Entrinnen des Feindes ermöglicht und den Feldzug auf Jahre hinaus verlängert, sondern auch das Leben vieler seiner tapferen Leute nutzlos aufs Spiel gesetzt. Nun, da die Voraussetzung zum Angriff gegeben, hat der General zum ersten Schlage ausgeholt, wie wir gesehen haben mit viel Erfolg und verhältnismäßig geringen Verlusten an Menschenleben. Damit soll natürlich nicht gesagt sein, dass der Verlust von 24 tapferen Offizieren und Soldaten an sich ein geringer wäre, es soll nur hervorgehoben werden, daß in Berücksichtigung der Verhältnisse - man denke nur an die Deckung des Feindes, der aus dichtestem Dorngebüsch die Kugeln gegen unsere Wackeren sandte - der Erfolg nicht zu teuer erkauft war, so schmerzlich die Verluste auch sind. Die gegen den Oberkommandierenden erhobenen Vorwürfe waren also in höchstem Grade unangebracht und wir freuen uns heute um so mehr dies feststellen zu können, als wir von Anfang an die geübte Kritik als eine durchaus ungerechtfertigte und unbegründete angesehen haben. Auch Gouverneur v. Leutwein wird ein Anteil an dem Erfolge beizumessen sein, denn er hat seinem Nachfolger namentlich bezüglich des Geländes wertvolle Informationen zukommen lassen. Die Berichterstattung des Generals ist großzügig und klar.
Auf die weitere Entwicklung des Kampfes läßt sein Telegramm ebenfalls Schlüsse zu. Darnach dürfte nach Verlegung des Weges gegenüber der Hauptmacht des Feindes Sturm und Kampf auf dem Plateau des Waterberges selber nahen. Das rote Felsplateau, grasbewachsen, quelldurchrauscht, mit eingelagerten Wiesen und Akazienwäldern, 40 Kilometer von Westen nach Osten lang und 15 Kilometer von Nord nach Süden breit, wird das “letzte Aufräumen” sehen. Bitteren Kampf wird es noch geben. Und den oben als gefallenen gemeldeten tapferen Offizieren und Mannschaften wird noch mancher Kamerad folgen. Der Busch ist hier und da noch sehr dicht. Aber wenigstens der gefährliche Dornbusch, der nach Trothas Meldung noch in einem Teil des Vorgeländes angetroffen ward, verschwindet auf dem Geröll und Plateau wenigstens gänzlich.
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Von den fünf gefallenen Offizieren hat Hauptmann Gansser früher im württembergischen Militärdienst gestanden und dann eine längere Reihe von Jahren der deutsch-ostafrikanischen Schutztruppe angehört. Er war, wie wir der Voss. Ztg. entnehmen, am 7. Februar 1887 im Inf.-Regt. 125 Offizier geworden; von 1892 bis 1895 war er zum Kadettenhaus in Potsdam und dann zur trigonometrischen Abteilung der Landesaufnahme kommandiert. Am 9. Dezember 1896 trat er in die Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika und wurde im April 1899 dort Hauptmann. Nach einem etwa sechsjährigen Aufenthalt in Ostafrika zurückgekehrt, wurde er als Kompagniechef im Gren.-Regt. 119 in Stuttgart angestellt. Im April d. J. war er nach Südwestafrika gegangen, wo er ebenso, wie die anderen vier jetzt gefallenen Offiziere, dem 1. Feldregiment angehört hat. Oberlt. Egmont v. Lekow ist am 18. August 1894 im Königin Elisabeth-Regiment Offizier geworden und am 20. April 1899 in die Schutztruppe für Südwestafrika getreten, wo er sich für tapferes Verhalten den Kronenorden 4. Klasse mit Schwertern erwarb. Nach seiner Rückkehr im Jahre 1902 wurde er zur Dienstleistung bei dem 3. Garde-Ulanenregiment kommandiert und im vorigen Jahre in dieses Regiment versetzt. Schon im Januar d. J. ging er mit den ersten Transporten als Oberleutnant nach Südwestafrika zurück. Lt. Seebeck, der ebenfalls seit Januar d. J. der Schutztruppe angehörte stand seit August 1895 als Offizier im Inf.-Regt. 17 in Mörchingen, machte im Sommer 1900 die Expedition gegen China im 4. Ostasiat. Inf.-Regt. mit und wurde nach seiner Rückkehr in das Inf.-Regt. 138 in Straßburg eingestellt. Lt. Wolf Werner Graf von Arnim war am 11. April 1876 geboren und im August 1897 im 2. Kür.-Regt. Offizier geworden. Im folgenden Jahre wurde er in das Regt. der Gardes du Corps versetzt und war im Jahre 1900 mehrere Monate zur Botschaft in Washington kommandiert. Der Schutztruppe gehörte er seit April d. J. an. Am selben Zeitpunkt war auch Lt. Leplow in die Schutztruppe eingetreten, der vorher in sächsischen Diensten gestanden und seit Januar 1900 dem Inf.-Regt. 133 in Zwickau als Offizier angehört hat. Von den verwundeten Offizieren ist Oberleutnant Alfred Streccius am 3. Juni 1874 zu Mühlhausen geboren, kam aus dem Kadettenkorps als Fähnrich am 22. März 1893 zum Infanterie-Regiment v. Manstein (schleswigschen) Nr. 84. Am 18. August 1894 wurde er Leutnant, am 27. Januar 1904 Oberleutnant. Am 20. März d. J. trat er zur Schutztruppe über. Der leichtverwundete Major Karl Ludwig von Mühlenfels ist seinerzeit als Avantageur [Offizieraspirant] beim großherzoglich mecklenburgischen Jägerbataillon, das in Colmar steht, eingetreten.
Freiburger Stadtanzeiger. Auszeichnung. Dem Hoboisten [Oboenspieler] Wesche vom Inf.-Regt. Nr. 113 wurde von Sr. Maj. dem Kaiser von Japan für geleistete Dienste während der Expedition in Ostasien (damals im 1. Ostasiatischen Inf.-Regt.) der Orden zur aufgehenden Sonne 7. Klasse (dem Grade etwa dem Ritterkreuz 2. Klasse entsprechend) verliehen. Herr Wesche gründete nach Beendigung der Expedition die Musikkapelle der Pekinger Besatzung und leitete dieselbe ein Jahr lang. Seit Herbst 1902 ist er wieder beim Regiment Nr. 113. Der Orden ist aus Silber mit Emaillefassung, künstlerisch vornehm gearbeitet. Ein feines schwarzes Etui ist demselben beigegeben.
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Freiburger Zeitung, 19.08.1904, 1. Blatt, 3. Seite
Neuestes und Telegramme. Aus Deutsch-Südwestafrika. Berlin, 17. August. (W. B.) General v. Trotha meldet aus Hamakari: Der Feind ist nach dem Gefechte am 11. August in voller panikartiger Flucht unter Zurücklassung von sehr vielem Vieh, Habseligkeiten und zahlreichen Leichen hauptsächlich in östlicher Richtung zurückgegangen. Ich verfolgte starke feindliche Kräfte mit den vereinigten Abteilungen Deimling und Mühlenfels mit einem Gewaltmarsch bis in die Gegend von Otjatjewa, wo gänzlicher Mangel an Weide und Wasser und die Trennung des Feindes die Einstellung der Verfolgung bedingte. Zahlreiches Vieh wurde erbeutet. v. Estorff verfolgte von Norden umfassend und schlug heute, am 15., Hererobanden, die den Omuramba abwärts zogen. Der Feind hatte große Verluste. Diesseits tot fünf Mann, verwundet Oberleutnant Bischoff, Leutnant v. Meien und fünf Mann.
Der Berl. Lokal-Anz. meldet aus Ombuatjipiro: Nachdem das Hauptquartier am 9. August hier eingetroffen war, wurde am 10. August ein Erkundigungsritt auf Hamakari unternommen. Hierbei wurde Leutnant Salzmann am rechten Unterschenkel ungefährlich verwundet.
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