DokumentationDeutsch-Südwestafrika: Redakteur Müllendorf berichtet in Telegramm über das Vorgehen der 4. Kompagnie; schwere personelle und materielle Verluste durch Hereroaufstand; Lehrstellenangebot Kolonialwaren-Großhandlung |
Freiburger Zeitung, 18.02.1904, 1. Blatt, 2. Seite „Zum Herero-Aufstand. Der irrtümlich totgesagte Redakteur der Köln. Ztg., Müllendorf, sandte seiner Zeitung ein Telegramm aus Outjo vom 3. Februar, in dem es heißt: Ich wurde bei meiner Ankunft dort am 14. Januar durch den Hereroaufstand überrascht und fand Unterkunft auf der von Flüchtigen besetzten Station. Die 4. Kompagnie war seit dem 9. Januar nach Westen unterwegs. Ermordet wurden Peter-Outjo, Schwarz und Hoy im Westen, Frachtfahrer Lehr; von letzterem wurde nur noch das von Tieren zerfressene Gerippe gefunden. Mißhandelt wurden Grundwald, Nußmann und Weschralwitz; beraubt und bestohlen wurden viele andere. Die Herero sind überall auf Bestehlen bedacht. Die 4. Kompagnie wurde am 16. Januar bei Okaniante aus dem Hinterhalt beschossen. Sie führte ein Gefecht und stürmte eine Werft. Dabei wurde Feldwebel Glatzel schwer verwundet. Da Outjo bedrängt war, ist die Kompagnie am 19. Januar dorthin zurückmarschiert. Der Marsch war durch die vom Regen erweichten Wege sehr erschwert. Nachdem man bis auf 25 Kilometer auf Omaruru gelangt war, mußte umgekehrt werden, weil ein Teil der Mitreisenden abberufen und Peter unmittelbar am Lagerplatze ermordet und beraubt worden war. Die Kompagnie hatte Reservelandwehr eingestellt. Sie erkundete die Parisi [s?]berge, wo sie keine Herero fand. Am 27. Januar marschierte Hauptmann Kliefoth mit der Kompanie auf Omaruru. Am Etanoberg [gemeint ist wohl der Etanenoberg] fand ein Gefecht mit viehtreibenden Hereros statt, in welches auch die Artillerie eingriff. Kliefoth, der zu Pferde bei dieser hielt, wurde durch die Schulter geschossen. Die Herero räumten die Stellung; sie waren schwer erkennbar, da sie vom Wagen Peters geraubte Uniformen trugen. Auf deutscher Seite sonst keine Verluste. Die Herero, die teilweise mit Gewehren Modell 1871-1886 bewaffnet waren, waren mehrere hundert Mann stark; ihre Verluste waren schwer. Auf ihrer Seite fochten auch entlaufene eingeborene Soldaten. Die Kompagnie ging zur Wasserstelle Ohjimkangs zurück und sandte die Verwundeten am 30. Januar nach Outjo. Als von dort unruhige Nachrichten kamen, erfolgte am Abend des 30. Januar der Eilmarsch nach Outjo, wo die Kompagnie am 31. Januar früh eintraf. Dort war auch Oberleutnant v. Schönau-Wehr (ein Badener, früher im Inf. Regt. Nr. 113 in Freiburg. D. Red.) aus Depfontein [?] eingetroffen, der eine Erkundung nach Westen machte, wo sich sechs Farmer auf der Farm Khanas mit Hilfe dreier Reiter der Schutztruppe erfolgreich verteidigten. Das gestohlene Vieh wurde eingebracht und mehrere Diebe wurden erschossen. Die Hottentottenhorden verhalten sich ruhig; ebenso die zurzeit mit den Herero in Zwist liegenden Ovambo, denen gegenüber Vorsicht geboten ist. Daher beschränkt sich die Kompagnie gegenwärtig auf Patrouillen im engsten Umkreise. Das Telegramm fährt fort, einige Belagerte brechen morgen früh mit der Post nach Swakopmund durch die Namurwüste [Namibwüste?] durch. Wir warten auf Entsatz, da der Transport der Entsatzkompagnie fällig ist. Die Ausgedienten verbleiben auf der Station. Okautueo [gemeint ist wohl Okaukueo] und Depfontein werden geräumt, damit alle Streitkräfte hier verfügbar sind. Wir haben über 120 Mann. Befremdend ist, daß die jahrelang hier lebenden Missionare so wenig Kenntnis von den Eingeborenen hatten. Schließlich heißt es, der Großfonteiner Bezirk sei schwer betroffen, die schönsten Ernteaussichten sind vernichtet. (Auffallenderweise erwähnt Müllendorf in seinem Bericht mit keinem Wort seinen Begeleiter Dr. Gerber aus Freiburg.) * Lübeck, 16.Febr. Nach einer Depesche des Oberleutnants Ziegler in Okahandja an den Lübecker Anzeiger sind die Farmen der Damaralandgesellschaft bis auf ein massives Wohnhaus und die Farm Gambsberg gänzlich zerstört. Vieh und Ernte wurden geraubt. Frauen und Kinder reisen nach Deutschland; die Tabakernte eines ganzen Jahres und tausende Stück Vieh sind verloren. (Vergl. Neuestes.)"Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg Freiburger Zeitung, 18.02.1904, 1. Blatt, 3. Seite „Neustes und Telegramme. Aus Deutsch-Südwestafrika. Berlin, 10. Febr. Wie der Lokalanzeiger aus Okahandja meldet, hatte die Kompagnie Fischel am 14. Februar zwischen Seeis und Windhoek auf dem Wege nach Gobabis ein Vorpostengeplänkel, wobei die Seesoldaten Mahnke, Luttermüller [gemeint ist wohl Luttermöller] und Schneider fielen, Seesoldat Henze schwer, Gefreiter Arndt leicht verletzt wurden. Wolffbureau meldet: 'Oberst Leutwein telegraphiert unter dem 16. Februar folgendes: Am 16. und 19. Januar hatte die Kompagnie von Outjo Gefechte südlich und östlich dieses Platzes. Der Feind wurde zurückgeschlagen. Verwundet: Hauptmann Kliefoth, Feldwebel Glazel [Druckfehler! Gemeint ist der bereits oben erwähnte Feldwebel Glatzel!]. Als ermordet gemeldet: Ansiedler Karl Behre aus Eutin, Peter, Farm von Petersdorff; Franz Boettcher – Hamburg, Schwarz, Farm Savannes; Paul Hoy, früherer Eisenbahnunteroffizier, Frau Hoy gerettet. Outjo ist nicht direkt bedroht. Gobabis ist infolge Rückzuges des Feindes frei. Die nach Outjo geplante Expedition ist im Gange. Die nach Gobabis abgesandte Expedition setzt ihren Marsch dorthin fort behufs Säuberung des ganzen Distrikts.'“ Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg Freiburger Zeitung, 18.02.1904, 1. Blatt, 4. Seite "Kaufmännische Lehrstelle. Auf Ostern suche einen soliden Mann mit guter Schulbildung. J. Ruef Kolonialwaren-Großhandlung" Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg |