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DSWA: Zum Kommandeur des Expeditionskorps, Oberst Dürr; zur Organisation des ersten Truppentransports mit dem Norddeutschen Lloyd

Freiburger Zeitung, 24.01.1904 1. Blatt 1. Seite

Der Aufstand in Deutsch-Südwestafrika. Nach den in der Nacht zum Freitag in Berlin aus Swakopmund eingegangenen Telegrammen erreichten Tags zuvor die mit der Bahn nachgesandten 29 Mann vom Habicht Karibib. Die Reparatur der Bahn jenseits Karibib hat begonnen. Die Stationsgebäude Obabis u. Habis sind zerstört. In einem Patrouillengefecht bei Kubas wurde ein Unteroffizier verwundet; eine größere Zahl Eingeborener sind gefallen. Die Besatzung von Omaruru hat 50 Gewehre, ist gut verschanzt und hofft sich halten zu können. Von der Kolonne Zülow liegt keine Nachricht vor.

Oberst Dürr, der zum Kommandeur des Expeditionskorps für Südwestafrika ernannt worden ist und über den wir schon in Nr. 18 einige nähere Angaben gemacht haben, trat bei Ausbruch des deutsch-französischen Krieges 1870 in den badischen Militärdienst und wurde am 6. März 1871 zum Leutnant im 4. Badischen Inf.-Rgt. Prinz Wilhelm befördert. Die Voss. Ztg. Berichtet weiter: Im Juli 1871 mit den badischen Truppen in den Verband der preußischen Armee übernommen, würde Dürr jahrelang in der Adjudantur verwendet, zuletzt von 1882 bis 1885 als Brigadeadjutant in Trier. Im Januar 1886 wurde er als Ordonnanz-Offizier zum Erbgroßherzog von Baden kommandiert und noch im selben Jahr zum Hauptmann befördert. 1891 wurde er zur Dienstleistung bei dem Großherzog von Baden kommandiert und im November 1892 als Kompagniechef im 87. Regiment nach Mainz versetzt. Dort rückte er im Januar 1894 zum Major auf, befehligte seit 1895 ein Bataillon des 118. Regiments, das ebenfalls in Mainz steht, und trat im November 1896 zur Marineinfanterie über. Anfänglich kommandierte er das I. Seebataillon in Kiel, dann von 1898 ab das III. Seebataillon in Kiautschou. Im Jahre 1900 wurde er im März à la suite des I. Seebataillons gestellt, im Juli zum Oberstlt. befördert und im August zum stellvertretenden Inspektor der Marineinfanterie unter gleichzeitiger Beauftragung mit den Geschäften des Kommandanten von Kiel ernannt. Im Oktober 1901 schied er aus der Marine aus, und wurde zum Stabe des Inf.-Regts. 64 in Prenzlau zugeteilt, aber schon im März 1902 kehrte er zur Marineinfanterie zurück, indem er an die Stelle des zum Kommandanten von Berlin ernannten Gen.-Majors v. Hoepfner Inspekteur dieser Truppe mit dem Range eines Regimentskommandeurs wurde. Am 27. Januar 1903 erfolgte seine Beförderung zum Obersten.
Der Roßarzt Schmidt vom 6. Husarenregiment in Leobschütz begibt sich im Auftrag des Kriegsministeriums nächste Woche nach Argentinien zum Ankauf von Pferden für die Kolonialtruppe in Südwestafrika.

Die Frkf. Ztg. berichtet: Als am Samstag die ungünstigen Nachrichten aus unserer Kolonie in Südwestafrika eintrafen und die Regierung die sofortige Hinaussendung eines Hilfskorps beriet, wurde der gerade in Berlin anwesende Generaldirektor des Norddeutschen Lloyd, Dr. Wiegand, gefragt, innerhalb welcher Zeit der Norddeutsche Lloyd einen Dampfer von mindestens 18 Seemeilen Geschwindigkeit werde bereitstellen können, um einen Transport von 800 Mann Truppen nach Südwestafrika zu befördern. Die sofortige Antwort lautete: “Innerhalb von 48 Stunden.” Als dann die Schwierigkeit entstand, innerhalb so kurzer Frist auch den Proviant für den Landaufenthalt der Truppen für einen Zeitraum von drei bis vier Monaten zu beschaffen und an Bord zu bringen, erklärte sich der Generaldirektor bereit, für den Norddeutschen Lloyd die Verpflichtung zu übernehmen, auch hierfür Sorge zu tragen, falls die Frist um 14 Stunden verlängert werde. Noch am Samstag Abend spät wurde darauf die Entscheidung des Kaisers über die Hinaussendung der Hilfstruppen eingeholt und Sonntag Vormittag hiervon dem Lloyd Mitteilung gemacht unter gleichzeitiger Erteilung des Auftrages, innerhalb der zugesagten Frist den Dampfer mit der vollen Proviantausrüstung an Bord fertig zu stellen. Wenige Minuten später traf bereits in Bremerhaven völlig unerwartet die Ordre ein, den Dampfer Darmstadt in Dienst zu stellen, ihn bis Mittwoch Vormittag mit den Einrichtungen für die Aufnahme der Truppen und Pferde zu versehen und ihn gleichzeitig mit Kohlen und Proviant für die Reise nach Swakopmund auszurüsten. Ebenso erhielt das Proviantamt des Norddeutschen Lloyd in Bremen die Ordre, den erforderlichen Proviant für den Landaufenthalt der Truppen innerhalb der gleichen Zeit zu besorgen und an Bord zu schaffen. Da die Ordres Sonntags eintrafen, konnte die Ausführung nur vorbereitet werden. Erst am Montag früh traten alle Kräfte in Tätigkeit, um in der nunmehr noch verbleibenden kurzen Frist von 48 Stunden die Expedition zu ermöglichen. Innerhalb dieser Frist wurden dann 2000 Tonnen Kohlen und etwa 1000 Tonnen Proviant an Bord genommen, sämtliche erforderlichen Einrichtungen geschaffen und das Schiff in allen Teilen in Stand gesetzt, sodaß es gestern Vormittag genau 72 Stunden nach Erteilung des Auftrages völlig ausgerüstet Bremerhaven verlassen konnte, um in Wilhelmshaven das Expeditionskorps an Bord zu nehmen.

Die neue Hamb. Börsenhalle berichtet über den Truppentransport für Südwestafrika folgendes: Der Dampfer Emilie Woermann, der von Lagos nach Swakopmund unterwegs ist, ist nach Duala in Kamerun beordert, um von dort Truppen, Munition und Geschütze abzuholen. Der Dampfer Eduard Bohlen, der den Dienst zwischen Kapstadt und Swakopmund versieht, und gewöhnlich Port Nolloth anläuft, ist am 20. November von Swakopmund direkt nach Kapstadt gegangen, um auch von dort Mannschaften, Proviant und Munition zu holen. Von den in Swakopmund befindlichen Hereros wurden etwa 800 Mann mit dem Dampfer Eduard Bohlen nach Kapstadt befördert, und zwar als letzte Abteilung der Minenarbeiter für die Witwater Rand Labour Association in Johannesburg. Auf der Reede von Swakopmund liegt zur Zeit der Dampfer Helene Woermann. Die Vorbereitungen für den Transport mit dem Dampfer Adolf Woermann am 30. Januar sind in vollem Gange.


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