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Dokumentation

Debatte der Budgetkommission des Reichstages über das Gesetz der allgemeinen Zentralverwaltung der Kolonien, Bericht vom Herero-Krieg und "Vermischtes"

Freiburger Zeitung, 16.1.1904 1.Blatt 1.Seite

"Deutscher Reichstag. Berlin, 14. Januar. Die Budgetkommission des Reichstages genehmigte das Kapitel 1 des Gesetzes der allgemeinen Zentralverwaltung der Kolonien. Bei der Abteilung der allgemeinen Fonds verlangte die Kommission Auskunft über eine Mehrforderung von 10 000 Mark. Der Direktor der Kolonialabteilung Dr. Stübel wies auf die Notwendigkeit der Personalvermehrung zum Zwecke des Studiums der kolonialen Bestrebungen im Ausland, besonders Paris und London, hin. Im Laufe der Debatte tadelten Pausche, Graf Oriola, Spahn und Frhr. v. Richthofen-Damsdorf die Kolonialverwaltung wegen der Verschleierungen, die darin lägen, dass von den geforderten 35 000 Mark nur ein geringer Teil für Kommissionskosten, der größere für Kolonialattachees verwendet werden solle. Singer und Bebel schlossen sich dieser Erklärung an. Der Kolonialdirektor führte aus, eine Verschleierung sei nicht beabsichtigt worden. Es handle sich nur um kommissarische Entsendung von Attachees. Die heutige Beratung solle entscheiden, wie aus dem Provisorium eine definitive Einrichtung werden solle. Die Kommission lehnte dies ab. Die übrigen Punkte des Kapitels 0a und Titel 1-9 des Kapitels 2 über einmalige Ausgaben des ordentlichen Etats des Auswärtigen wurden genehmigt. Die Kommission lehnte bei Kapitel 2 der einmaligen Ausgaben des ordentlichen Etats die Position von 80 000 Mark zur Erwerbung eines Grundstückes für die Sommerwohnung des Gesandten in Teheran mit allen gegen 11 Stimmen ab."

Scan der Originalseite auf Server der UB-Freiburg

Freiburger Zeitung, 16.1.1904 1. Blatt 2. Seite

„Neuestes und Telegramme. Die Hereros usw. Berlin, 14. Januar. Nach hier eingegangenen Telegrammen aus Swakopmund schloß sich der Hererokapitän Michael in Omaruru dem Aufstand anscheinend noch nicht an. Die Eisenbahn ist bis Karibib in Betrieb, wo die umwohnenden Farmer versammelt sind. Jenseits Karibib sind die Eisenbahnstationen verlassen und teilweise ausgeraubt. Die von Swakopmund unter dem Kommando des Oberleutnants Bülow auf Okahandja in Marsch gesetzte Kolonne in einer Stärke von 100 Mann passierte Okasise, 50 Kilometer diesseits von Okahandja. – Der 'Habicht' erhielt in Kapstadt Befehl, sich beschleunigt nach Swakopmund zu begeben.

Köln, 14. Januar. Der Köln. Ztg. wird in einem längeren Telegramm aus Berlin über den Aufstand der Hereros gemeldet: Es liegt auf der Hand, dass die ausgedienten Mannschaften jetzt nicht entlassen werden können und dass der neu hinzukommende Ersatz eine sehr erwünschte Verstärkung der Truppenmacht in unserem Gebiet bedeutet. Sollten mehr Verstärkungen von den dortigen Behörden verlangt werden, so wird man sich der Erfüllung dieser Forderung nicht entziehen können und die Verstärkung von vornherein so bemessen müssen, dass man mit ihnen den Aufstand rasch und aufs gründlichste niederwerfen kann. Was den Grund des Aufstandes anlang, so bleibe immer das wahrscheinlichste, dass der neue Aufstand mit dem der Bondelzwarts zusammenhängt, worüber unter den Hereros falsche Nachrichten verbreitet sein dürften."

Scan der Originalseite auf Server der UB-Freiburg

Freiburger Zeitung, 16.1.1904 2.Blatt 2.Seite

"Vermischte Nachrichten. Ein Abenteuer der Miß Hobhouse. Nicht ohne eine gewisse Schadenfreude erzählt ein Londoner Blatt von einem unangenehmen Erlebnis, das der durch ihre Berichte über die Konzentrationslager bekannt gewordenen Miß Emily Hobhouse in Südafrika zugestoßen ist. Eines Morgens, als sie in Mulders Blek war, streifte sie mit Staffelei und Farben in malerischen Einsamkeiten umher, als sie sich plötzlich auf aufgeweichtem Boden befand, der nachzugeben begann. In ihrer Bemühung, auf festes Land zu kommen, arbeitete sie sich immer mehr in den Schlamm hinein, bis sie keinen Fuß mehr vor den anderen setzen konnte. Sie machte verzweifelte Versuche herauszukommen, sank aber immer tiefer in den Sumpf. Auf ihr verzweifeltes Rufen kamen ihr zwei farbige Männer zu Hilfe, aber sie zog selbst in der Stunde der Gefahr die Farbenlinie und weigerte sich, ihre Hilfe anzunehmen. Ein Weißer, der herankam, sah nur noch Kopf und Schultern der Dame hervorragen. Er verschaffte sich zwei Wellblechplatten, mit denen er die Rettung vollziehen konnte, und so wurde Miß Hobhouse ihren Freunden wiedergegeben."