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Pressedokumentation auf www.freiburg-postkolonial.deBadische Beamte beim Ostasiatischen Expeditionskorps angestellt; Erkennungsmarken der Seebrigade; Feldpostkarten für China; Erinnerung an das Buch von Carl Franz van der Velde aus 1825 "Die Gesandtschaftsreise nach China" |
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Freiburger Zeitung, No. 173, Samstag, 28.07.1900, 2. Blatt, Seite 1 Badische Rundschau. (...) Beim Ostasiatischen Expeditionskorps wurden als Beamte angestellt: Broßmer, Proviantamtsassistent, bisher in Karlsruhe, als Feldmagazinkontroleur beim Feld-Proviantamt. Dr. Iseke, Div.-Pfarrer, bisher bei der 29. Division, als katholischer Feld-Div.-Geistlicher. Koch, Zahlmeister, bisher im 5. Bad. Feldart.-Regt. Nr. 76, als Zahlmeister beim Ostasiatischen Feldart.-Regt. Zarnke, Kaserneninspektor, bisher in Freiburg i. Br., als Feldlazarethinspektor beim Feldzareth Nr. 4. Volk, bisher einj.-freiw. Militärapotheker beim Garnisonslazareth in Karlsruhe, unter Ernennung zum Feldapotheker beim Kriegslazareth-Personal. (...) Vermischte Nachrichten Erkennungsmarken. Um im Falle von Explosionen oder Verstümmelungen der Leichen die Todten oder deren Ueberreste sofort feststellen zu können, erhält bekanntlich jeder ins Feld ziehende Mann eine Erkennungsmarke, die mit dem abgekürzten Namen des Truppentheiles und der Nummer der Kriegsstammrolle versehen ist. Die Nummern laufen innerhalb jeder selbständigen Truppenabtheilung (Kompagnie, Batterie, Schwadron, Stab u.s.w.) von 1 bis x und sind nebst den Bezeichnungen in die Marken eingestanzt. Die Marken sollen von den Mannschaften stets an einem Bande um den Hals getragen werden, sodaß jeder Kankenträger oder Lazarethgehilfe sie sofort fassen kann. Die Erkennungsmarken unserer Mannschaften von der Seebrigade sind aus weißem Eisenblech gearbeitet, sind eiförmig und haben einen Längsdurchmesser von 5 Zentimeter. Ihre Prägung lautet z.B.: 1. Os'asiat. Inf.-B. 3. Comp. Nr. 75 Diese Erkennungsmarken sind bereits ausgetheilt, und jeder Mann muß die seinige dauernd an einem scharzen bande um den hals tragen. Feldpostkarten für China. Die soeben fertiggestellten Feldpostkarten für China, in Größe den Reichspostkarten fast gleich, tragen folgenden (schwarzen) Aufdruck: Die Gesandtschaftsreise nach China. Der Frkft. Ztg wird geschrieben: Es ist nichts Seltenes, einen beim Publikum oder beim Verleger in Gunst stehenden Schriftsteller als einen unserer „beliebtesten Erzähler“ bezeichnen zu hören. Wie lange aber eine solche Beliebtheit währt, darüber kann man die trübseligsten Betrachtungen anstellen. So viele, die zu den beliebten Erzählern unserer jüngeren Jahre gehörten, sind bereits vergessen, und umsomehr die, welche unsere Eltern oder gar unsere Großeltern ergötzen. Kaum, daß eine mitleidige oder sehr vollständige Litteraturgeschichte ihnen eine Leichenrede von einigen Zeilen widmet. Wenn wir heute einen dieser Vergessenen, den schon vor 75 Jahren verstorbenen Novellendichter C. F. van der Velde, nennen, so geschieht dies nicht seiner litterarischen Verdienste wegen und nicht weil man ihn ehedem als den „deutschen Walter Scott“ gepriesen und seine Erzählungen ins Englische und ins Französische übersetzt hat, sondern weil van der Veldes letzte Erzählung: Die Gesandtschaftsreise nach China ein jetzt sehr aktuelles Thema behandelt. Diese Erzählung dreht sich um die Abenteuer der englischen Gesandtschaft, die unter der Führung des Lord Macartney Anfangs der neunziger Jahre des 18. Jahrhunderts nach China ging, und die van der Velde etwa dreißig Jahre später schilderte, als ob von den Theilnehmern, die gut oder schlecht handelnd, liebend oder entsagend, unter ihren eigenen Namen eingeführt wurden, keiner mehr am Leben wäre. Dies war jedoch nicht der Fall, und einer dieser die Erzählung van der Veldes Erlebenden (oder Ueberlebenden, wie Spötter sagten), ein deutscher Gelehrter Namens Hüttner, hat die Schilderung des Novellisten einer sehr ausführlichen Kritik unterzogen, die jedoch im Ganzen nicht ungünstig ausgefallen ist und die Wahrheit des Mithgetheilten bestätigt hat. Die Reise des Gesandten ging damals, wie sie heute unter normalen Umständen auch gehen würde, über Taku, Tientsin und Peking nach Dschechol, wo der chinesische Kaiser residierte. Dort angekommen, weigerte sich Lord Macartney nachdrücklich, dem Kaiser die verlangten Ehren der göttlichen Anbetung zu erweisen, die diesem von den portugiesischen und holländischen Gesandten zur Erlangung von Handelsvortheilen nie versagt worden waren. Diese Weigerung führte zu einer Bedrohung des Gesandten, die von der Velde folgendermaßen in Worte kleidet:
Der englische Gesandte beugte daher bei der Audienz vor dem chinesischen Kaiser nur das Knie, wie es das englische Hofzeremoniell verlangt. Freilich wurde hierdurch der Zweck der Gesandtschaft nicht gefördert. Die Behandlung der Engländer war während der Reise zwar nicht so schmächlich, wie die der Holländer und Portugiesen, immerhin bot sie reichlichen Grund zur Klage. Die Reisenden wurden wie Gefangene gehalten und durften nur mit den begleitenden Beamten verkehren; die Wohnungen und das Essen waren manchmal ungenügend und die Heimreise nach der Abschiedsaudienz glich geradezu einer beschleunigten und beleidigenden Abschiebung. Die Engländer hatten es freilich auch ihrerseits nicht an hochgespannten Forderungen fehlen lassen und außer einem Handelsvertrag die Abtretung von Chusan verlangt, was einem Mitglied der Gesandtschaft zufolge dasselbe war, wie wenn der Kaiser von China die Abtretung der Insel Wight gefordert hätte. Die Geschenke des Königs von England für den chinesischen Kaiser waren, um den Chinesen Sand in die Augen zu streuen, von den Mandarinen mit gelben Flaggen ge- [Fortsetzung nächste Seite] Scan der Zeitungsseite auf Server der UB-Freiburg Weiter | nach oben
Freiburger Zeitung, No. 173, Samstag, 28.07.1900, 2. Blatt, Seite 2 [Fortsetzung von voriger Seite] -schmückt worden, auf denen das Wort „Tribut“ stand, was natürlich die Engländer empörte. Der von England angestrebte Handelsvertrag kam damals nicht zu Stand, trotzdem hatten die vorzüglichen englischen Fabrikate den Chinesen derart imponiert, daß auch ohne weiteren Vertrag ein reger Handelsverkehr sich entwickeln und England seinen ansehnlichen Theebedarf fast gänzlich durch dagegen gelieferte englische Wahren decken konnte. Gegen Schluß der Novelle legt van der Velde, als die ablehnende Haltung der Chinesen besprochen wurde, dem schon genannten deutschen Gelehrten folgende weitsichtige Betrachtung in den Mund: Scan der Zeitungsseite auf Server der UB-Freiburg Weiter |