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Erwiderung des amerikanischen Präsidenten an den Kaiser von China, Feldgottesdienst für das abziehende ostasiatische Expeditionskorps in Berlin; Berichte zur militärischen und politischen Lage in China, Deutsche Opfer in China

 

Freiburger Zeitung, No. 172, Freitag, 27. Juli 1900, Tagesausgabe, Seite 1

Zu den Wirren in China.
Eine Botschaft, welche der Kaiser von China an den Präsidenten Mac Kinley gelangen ließ, ist allgemein in denselben Worten gehalten, wie die Botschaft an den deutschen Kaiser. Mac Kinley erwiderte gestern auf die Botschaft:
Ich bin erfreut, zu erfahren, daß Euer Majestät anerkennt, daß die amerikanische Regierung und das amerikanische Volk nicht von China wollen, als was recht und billig ist. Die Truppen wurden gelandet, um die Gesandtschaften zu befreien und Leben und Eigenthum der im Einklange mit den Vertragsrechten in China lebenden Amerikaner zu schützen. Aus Euer Majestät Brief geht hervor, daß böswillige Menschen, die den Gesandten v. Ketteler ermordeten, die Gesandten in Peking belagert haben und sich im Aufstande gegen die kaiserlichen Behörden befinden. Wenn dies der Fall ist, so lege ich Eure Majestät Regierung nahe:
1.Offiziell zu erklären, ob die fremden Gesandten noch leben und in welcher Lage sie sich befinden;
2.Den Diplomaten sofortige freie Verbindung mit ihren Regierungen zu gewähren und alle Gefahr für ihr Leben und Eigenthum zu beseitigen;
3.Die kaiserlichen Behörden und jene mit dem Entsatzkorps in Verbindung treten zu lassen, um zum Schutze der Ausländer die Wiederherstellung der Ordnung herbeizuführen.
Wenn diese drei Punkte zugestanden werden, so glaube ich wird sich der freundschaftlichen Beilegung aller aus den jüngsten Unruhen sich ergebenden Umständen kein Hinderniß entgegengestellt. Die guten Dienste Amerikas werden mit Zustimmung der übrigen Mächte (!) dem Kaiser zur Verfügung gestellt werden.
Der „Kaiser von China“, der bekanntlich längst todtgesagt worden war, wird wohl bei allen betheiligten Mächten anklopfen.
Was Graf Bülow geantwortet hat, ist noch um Vieles mannhafter als der amerikanische Bescheid; die Chinesen werden sich nun schnell entscheiden müssen, weiter die Kanonen energisch sprechen zu lassen oder ihre Schuld einzugestehen und Buße zu thun.
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Der deutsche Kaiser hatte angeordnet, daß für das gesammte ostasiatische Expeditionskorps am Sonntag vor der Ausreise ein Feldgottesdienst abgehalten werden sollte. Für die Berliner Mannschaften des Korps fand dieser Gottesdienst im Barackenlager zu Döberitz statt. Um zehn Uhr zogen die Ersten vier Kompagnien des 1.ostasiatischen Infanterie-Regiments in Khaki-Uniformen mit Strohhut auf den Handelsplatz des Lagers. Vor dem Feldaltar nahmen sie in einem offenen Viereck Aufstellung. In der Mitte das Musikkorps. Divisionspfarrer Schmidt, das Haupt mit der Feldmütze der Geistlichen bedeckt, bestieg den Altar, an dessen Seiten je ein Geschütz und je eine Trommelpyramide aufgestellt war. Eine Geschützsalve gab das Zeichen zum Beginn der Andacht, die durch einen Kirchengesang eingeleitet wurde. Dann hielt der Pfarrer eine kurze Predigt, welcher er die Stelle aus dem Evangelium des Marcus zu Grunde legte:
„Wenn ihr aber hören werdet von Kriegen und Kriegsgeschrei, so fürchtet euch nicht; denn es muß also geschehen.“
Der Pfarrer führte aus, daß kein Grund zur Furcht sei, weder auf dem Wasser, noch drüben im Kampfe für die Ehre des Vaterlandes, da der Krieg als ein Feldzug der Vergeltung ein gerechter sei; nur eine Furcht könne für sie, die da hinausziehen, bestehen, nämlich die, daß sie die Erwartungen des Kaisers, der mit dem gesammten Vaterlande hinter ihnen steht, nicht voll erfüllen, daß man, wenn sie zurückkehren, mit Fingern auf sie zeigen könne und sagen: „Die dort haben unser Vertrauen getäuscht. „Lieber wolle“, dies sagte Pfarrer Schmidt mit eindringlicher Stimme, „kein Einziger von ihnen wiederkehren!“ Der Predigt folgte ein Gebet, die Absingung dieses Kirchenliedes und die Reichung des heiligen Abendmahls.
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Das Reutersche Bureau meldet aus Taku vom 22. ds.: General Li, Kommandant des in der Nähe von Taku gelegenen Peitangforts, benachrichtigte den britischen befehlshabenden Offizier bei Tongku, ein Läufer, der Peking am [Fortsetzung auf folgender Seite]


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Freiburger Zeitung, No. 172, Freitag, 27. Juli 1900, Tagesausgabe, Seite 2

[Fortsetzung von voriger Seite] 14. d. M. verließ, berichte, daß sich die Stadt im Zustande vollständiger Anarchie befinde. Die Truppen hätten mit den Boxern gekämpft. Letztere hätten die Oberhand im Kampfe gewonnen. Die Maximmunition der Gesandtschaftswachen sei erschöpft gewesen. Die Europäer waren aber sparsam mit ihrer Gewehrmunition umgegangen. Die fremdenfeindlichen Chinesen hätten eine Anzahl Geschütze auf die die Gesandtschaften umgebenden Wälle geschafft; die Wachen hätten jedoch einen Ausfall gemacht und die Geschütze zum Schweigen gebracht. Li fügt hinzu, er möchte es gern vermeiden, gegen die Verbündeten zu kämpfen.- Nach einer Reutermeldung aus Tientsin meldet ein dort aus Peking eingetroffener Läufer, die Europäer hätten sich am 10. Juli in Sicherheit befunden. Zwischen Boxern und chinesischen Soldaten fänden Kämpfe im Innern der Stadt statt.

Das Bureau Reuter meldet aus Tientsin vom 19. ds.: Man ist hier der Meinung, daß die Verbündeten die Vorwärtsbewegung wahrscheinlich früher beginnen, als ursprünglich beabsichtigt war, möglicher Weise schon Ende dieses Monats. Ein endgiltiger Schluß wird vor dem Eintreffen des Generals Gaselee, der in einigen Tagen erwartet wird, nicht gefaßt werden. Chinesen, die aus den benachbarten Gebieten hierher kamen, berichten, die kaiserlichen Truppen tödten die Boxer, wo sie dieselben nur zu Gesicht bekommen, indem sie erklären, die Boxer verleiten dazu, einen hoffnungslosen Streit zu beginnen. Ein intelligenter Chinese erklärt, es sei nur eine Frage der Zeit, daß der gleiche Zustand in Peking herrsche. Dann würden wahrscheinlich General Dung und Prinz Tsching genügend Einfluß gewinnen, um die maßgebenden Stellen in Peking zur Eröffnung von Friedensverhandlungen zu bewegen.

Der Times wird aus Shanghai von ihrem dortigen Vertreter gemeldet, daß er mit Li-Hung-Tschang eine Unterredung gehabt habe, in welcher dieser erklärte, wenn sich die Mandschupartei des Verbrechens der Ermordung des Gesandten schuldig gemacht haben würde, so werde er sich unter allen Umständen weigern, die Unterhandlungen zu übernehmen. Er fügt hinzu, die Absicht des Tsung-li-Jamen sei jetzt die, die Kaiserin zu bitten, zunächst den Gesandtschaften Lebensmittel zu senden und dann Vorkehrungen zu treffen, um die Gesandten in Begleitung eines Generals nach Tientsin zu senden. Der Kampf in Peking habe aufgehört. Die fremden Truppen hätten eine Stellung südlich der Güterbrücke inne, während die Truppen Tungsusians auf der nördlichen Seite stehen. Bezüglich der Grundlagen der geplanten Unterhandlungen sagte Li-Hung-Tschang, die Finanzlage würde dem Lande nicht gestatten, eine Entschädigung zu zahlen, und das Volk würde niemals weitere Gebietsabtretungen zulassen. Er sei der Absicht, daß sich die Mächte damit einverstanden erklären sollten, wenn man ihnen die Versicherung gebe, die Verwaltung umzugestalten und die für die jetzige Krisis verantwortlichen Beamten abzusetzen. Ein Vertrauensmann Li-Hung-Tschangs aus dessen Umgebung erklärte, Li-Hung-Tschang werde sich nicht nach Norden begeben, bis er überzeugt sei, daß die Kaiserin-Witwe die Thorheit ihrer bisherigen Politik eingesehen und sich die Erfordernisse der jetzigen Sachlage klar gemacht habe.

Aus London berichtet man der Str. P.: Das Eintreffen eines Briefes des britischen Gesandten vom 4. Juli macht hier als Bekräftigung der chinesischen Versicherungen über die Sicherheit des diplomatischen Korps in Peking weder bei der Regierung, noch bei der Presse oder im Publikum den mindesten Eindruck. Man nimmt an, daß dieser Brief wie die Depeschen Longers zu den früheren von den Chinesen abgefangenen Stücken gehört. Daily Telegraph meint, die Kaiserin habe sich bis zur Eroberung Tientsins hinter Tuan als das Werkzeug ihres Willens zurückgezogen und sei dann wieder vorgetreten, um scheinbar die Ordnung herzustellen. Aus mancherlei Anzeichen sei aber zu schließen, daß, während die Verbündeten einander die Unmöglichkeit eines augenblicklichen Vormarsches auf Peking klarmachen, die Anstifter des ruchlosen Gesandtenmordes sich zur Flucht auf der großen Weststraße nach Tsinanfu, der berühmten Hauptstadt Altchinas, rüsteten, die noch größer als Peking und sehr viel schwerer zugänglich ist. Das Beste, was man hier zu hoffen wagt, ist, daß einige Europäer mit dem Leben davongekommen sein könnten.


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Freiburger Zeitung, No. 172, Freitag, 27. Juli 1900, Tagesausgabe, Seite 3

Deutsche Opfer in China.
Berlin, 25. Juli. Die Nordd. Allgem. Ztg. meldet: Der Chef des Kreuzergeschwaders theilt unter dem 21. Juli nachstehende Verwundetenliste nebst Angaben über den augenblicklichen Unterbringungsort der Verwundeten mit. Besatzung der Hertha: Schwer verwundet und an Bord des Dampfers Köln: Der Matrose Obermaat Gutschmidt; leicht verwundet und an Bord desselben Schiffes Obermaat Welle, Matrose Gauso; leichtverwundet und an Bord der Hertha Kapitän z. S. v. Usedom (dieser ist geheilt), die Obermatrosen Schnigs und Henning, die Matrosen Icka, Klarenaar, Hunt, Steppon, Grepel; leicht verwundet (meist geheilt und in Tientsin) Leutnant v. Wolff, Oberbootsmaat Fechner, die Bootsmannsmaate Mauheim und Ratzler, die Obermatrosen Petersen und Jepp, die Matrosen Hennessen, Spelter, Bach Heizer, Fattiger. - Besatzung der Hansa: Schwer verwundet in Yokohama Kapitänleutnant Schlieper, schwer verwundet und an Bord des Dampfers Köln Leutnant Pfeiffer, Obersanitätsmaat Buermann, Feuerwerksmaat Hellwig, die Matrosen Tusch und Aberhof; leicht verwundet und an Bord der Hansa die Matrosen Lohmüller und Lahmann; leicht verwundet, meist geheilt und in Tientsin Oberleutnant v. Jerssen, die Matrosen Hoefer, Biermann, Kaiser, Giese, Madlener, Scheibe, Kluge, Maesack, Daniels und Broening, Oberheizer Andersen, Torpedoheizer Guertler, Heizer Dambacher. - Besatzung der Kaiserin Augusta: Schwer verwundet und an Bord des Dampfers Köln die Matrosen Froehlich und Kohl, schwer verwundet und an Bord der Gefion Bootmannsmaat Schardt; leicht verwundet und an Bord der Gefion Obermatrose Breiser; leicht verwundet und an Bord der Kaiserin Augusta Torpedomatrose Bochen, Matrose Pfeifer; leicht verwundet, meist geheilt und in Tientsin die Obermatrosen Gekinski, Kleemann, Weise, Hoffeit; Torpedomatrose Dage, die Matrosen Herrmann, Durst, Muskewitz, Duhnke. - Besatzung der Gefion: Schwer verwundet und in Yokohama Oberleutnant v. Kroh, Obermatrose Zimmermann, Matrose Jansen; schwer verwundet und an Bord der Gefion Oberleutnant Lustig, Heizer Otto; schwer verwundet und in Tientsin Matrose Hamm; leicht verwundet, meist geheilt und in Tientsin Bootsmannsmaat Raap, Obermatrose Koburg, die Matrosen Minnow, Wachsmund und Bunk. - Besatzung der Iltis: Schwer verwundet und in Yokohama Korvettenkapitän Lans; schwer verwundet und Tsingtau Obermatrose Splinter, Matrose Schappengerd, letzterer vielleicht schon auf dem heimgehenden Postdampfer Stuttgart, Berichterstatter Harrings; leicht verwundet und auf dem Iltis Obermatrose Hamann, Matrose Reuts leicht verwundet. Auf der Hertha Matrose Schweizer. - Vom 3. Seebataillon. (Alle in Tsingtau): Schwer verwundet Gefreiter Schmedehausen, die Seesoldaten Kupfer, Jost, Richter ll.; leicht verwundet und meist geheilt Feldwebel Klein, Unteroffizier Schulze, die Gefreiten Zander, Scherer, Meinecke, die Seesoldaten Beitz, Stephan, Holz, Dexler, Trapproth, Gehrcke, Müller ll., Wacker, Pfisterer, Bellfedt, Heitzmann, Dietrich, Mattan, Schreiber, Brand. Die an Bord des Dampfers Köln und in Tientsin befindlichen Verwundeten sollen mit diesem Dampfer nach Yokohama fahren. - Der gefallen Matrose von der Kaiserin Augusta heißt Ossermann, nicht Oppermann.


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