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China: Gerüchte über Tötung des japanischen Gesandten, indisch-britische Truppen landen in Tientsin, Japaner entsenden zusätzliche Kriegsschiffe nach Taku, eskalierende Rivalitäten zwischen den alliierten Mächten

Freiburger Zeitung, No. 138, Sonntag, 17.06.1900, Tagesausgabe, Seite 1

Zum Aufruhr in China
wird gemeldet aus Tientsin, 14. Juni. Die Eisenbahnverbindung zwischen Tientsin und der aus den Truppen der Mächte bestehenden Expedition unter Admiral Seymour ist drei Meilen jenseits von Yangtsun unterbrochen. Yangtsun ist erst die zweite Station von Tientsin. Zwei Brücken sind zerstört worden. Auch wurde versucht, die Station Tientsin des Nachts niederzubrennen.
Ein über Shanghai eingegangenes Telegramm der Times aus Tientsin berichtet, daß bei Peking ein ernster Kampf zwischen den internationalen Truppen und denen des Generals Tungfuhsango stattfand. – Londoner Blätter bringen ein Telegramm aus Shanghai, wonach die japanische Gesandtschaft in Peking niedergebrannt worden ist und der Gesandte getödtet sein soll. Eine Bestätigung des letzteren Gerüchtes liegt nicht vor. Nach einer Meldung des Daily Expreß aus Shanghai wäre die Kaiserin durch die angebliche Ermordung des Kanzlers der japanischen Gesandtschaft so sehr geängstigt worden, daß sie persönlich am Pekinger Jungtingthore ershienen wäre und den Ruhestörern allerdings erfolglos zugeredet habe, auseinanderzugehen. Nach Berichten von verschiedenen Seiten könnte die Bahn nach Peking im besten Falle nicht vor Sonntag ausgebessert sein. Aus Hongkong beförderte der Dampfer Hinfung 600 Mann indischer Truppen nach Tientsin; 300 Mann des Regiments Walliser Füsilire gingen inzwischen ab. Ersatz für den Abgang wird aus Indien nachgeschoben. Nach einer Times-Meldung aus Yokohama werden die bei Taku liegenden fünf japanischen Kriegsschiffe unverzüglich um zwei weitere Fahrzeuge verstärkt werden. Die Japanische Presse befürwortete ein Zusammenwirken mit den Mächten, dringt aber im Einklang mit der öffentlichen Meinung auf starke Truppensendungen.

Aus Tientsin, 15. Juni, wird telegraphiert: Die zunehmende Eifersucht der russischen und französischen Behörden auf die Erleichterungen, die nach ihrer Ansicht die englischen Bahnangestellten den englischen Behörden gewähren, erreichte gestern den Höhepunkt. Französische Marinesoldaten versuchten sich einer Lokomotive zu bemächtigen. Der Lokomotivdirektor weigerte sich, ihnen die Maschine zu übergeben, worauf die Franzosen versuchten, mit dem Bajonett gegen ihn vorzugehen. Eine britische Streitmacht wurde in Bereitschaft gehalten. Die Sache nahm ein kritisches Aussehen an. Nachdem jedoch der französische Konsul darauf hingewiesen hatte, daß alle Züge zur Beförderung der Truppen aller Nationen dienen sollen, gaben die Franzosen ihren Widerstand auf. Die britischen Eisenbahnbeamten blieben auf ihrem Posten. Meldungen der Londoner Morgenblätter zufolge, sind 1500 Russen mit vier Geschützen außerhalb Pekings eingetroffen, nachdem sie einen Dauermarsch von der Bahnlinie nordwestlich ausgeführt hatten.


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