|
|
Freiburger Zeitung, No. 125, Donnerstag, 31.05.1900, Tagesausgabe, Seite 1
Die Gesellschaft der Boxer
hat, wie wir gestern berichteten, in China abermals allerhand scheußliche Gräuelthaten vollbracht. Als vor Monatsfrist in China eine kaiserliche Verordnung erging, welche die Gouverneure der einzelnen Provinzen anwies, mit äußerster Strenge gegen die geheimen christenfeindlichen Gesellschaften der „Boxer“ oder „Vom großen Messer“ und andere Sekten vorzugehen, handelte die chinesische Zentralregierung unter dem Druck einer gemeinsamen Flottenkundgebung, zu der die europäischen Mächte Kriegsschiffe im Golfe von Tschili zusammenzuziehen begannen. Die chinesische Regierung bekundete durch diese Verordnung vor der Welt, wenn auch gezwungen, ihre feste Absicht, Wandel zu Schaffen, und erreichte, dass die Flottenkundgebung unterblieb. Wie sich voraussehen ließ, hatte die Verordnung nicht das Mindeste gefruchtet. Die geheimen Gesellschaften blühten nach wie vor, unter den Augen und dem Schutze der Mandarine trieben sie ihr Unwesen weiter, und die säumigen Gouverneuren und Beamten angedrohten Strafen blieben aus, weil die Zentralregierung in Peking wohl damit einverstanden wäre, wenn die Fremden, Kaufleute wie Missionare, aus dem Lande gejagt würden.
Scan der Zeitungsseite auf Server der UB-Freiburg Weiter
Freiburger Zeitung, No. 125, Donnerstag, 31.05.1900, 2. Blatt, Seite 2
 Zur Übersicht Mai 1900 der Pressedokumentation | nach oben 
|
