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Pressedokumentation:

Amerikanische Pressemeldungen zu Auseinandersetzungen in Samoa; Dankestelegramm zum Freikauf von Missionaren in Ostafrika an Reichskanzler; Bericht des Kapitäns der "Eber" über Samoa; Emin Paschas Truppen schlagen Derwisch; englische Güter als Lösegeld für Meyer; gefangene Amerikaner auf Samoa freigelassen

Freiburger Zeitung, 23.01.1889 (Tagesausgabe), 1. Seite

Die neuesten in San Francisco eingetroffenen Nachrichten aus Apia reichen bis zum 5. Januar. Darnach sollen die Mannschaften der deutschen Kriegsschiffe americanisches Eigenthum niedergebrannt, die americanische Flagge abgerissen und verbrannt, Bürger der Vereinigten Staaten als Gefangene an Bord geführt und unter dem Befehl eines Ofiziers auf den Capitän und einen anderen Offizier eines britischen Kriegsschiffes gefeuert haben. Wir wissen nicht, was sich in Samoa ereignet hat, wissen aber wohl, daß deutsche Seeleute solcher Vergehen nicht fähig sind. Diese falschen Nachrichten werden offenbar von denselben Americanern ausgestreut, die den Ueberfall der Olga-Mannschaften durch die Krieger Mataafas anstifteten und leiteten und die jetzt versuchen, ihre verlorene Sache dadurch zu retten, daß sie dieselbe zu einer nationalen Frage aufbauschen. Es ist bedauerlich, meint die Köln. Ztg., daß große americanische Blätter wie der New-Yorker Herald, in diesem verwerflichen und gefährlichen Treiben Vorschub leisten, indem sie derartige Lügen nicht nur kritiklos übernehmen, sondern sich noch obendrein durch sensationelle Ueberschriften wie „Unsere Flagge beleidigt!“ und „Deutsche nehmen in Samoa Bürger der Vereinigten Staaten gefangen, brennen deren Häuser nieder und treten deren nationale Flaggen mit Füßen!“ besonders hervorheben. Bemerkenswerth für solche Art der „Mache“ ist, daß die letzte Behauptung nicht durch ein einziges Wort in dem Telegramm selbst gerechtfertigt wird; es ist dort lediglich von einem Verbrennen der Flagge die Rede. In dem Karolinenstreit zwischen Deutschland und Spanien hat sich gezeigt, wie verbitternd eine auf falschen Nachrichten fußende Preßagitation wirken kann; es würde dem americanischen Journalismus nicht zur Ehre gereichen, wenn er aus Sensationssucht das Beispiel der Spanier nachahmen würde, zumal man bei ihm nicht wie bei jenen die Heißblütigkeit des Südländers als mildernden Umstand in Rechnung setzen könnte.


Deutschland.

- Die „Nordd. Allg. Zeitung“ schreibt: Dem Reichskanzler ist aus München nachstehendes Telegramm zugegangen: Genehmigen Eure Durchlaucht für Ihre Anordnungen zum Loskauf unserer Missionare in Ostafrika den tiefempfundenen Dank und Segenswunsch der deutschen Benedictus Genossenschaft und ihres Superiors.


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Freiburger Zeitung, 23.01.1889 (Tagesausgabe), 2. Seite

Großbritannien. London, 21 Jan. Nach der Meldung aus Auckland berichtet der Kapitän des gestern aus Samoa dort eingetroffenen deutschen Kanonenbootes „Eber“, daß auf Samoa keine weiteren Kämpfe dort stattgefunden haben (dieselbe Nachricht überbrachte bereits am 17. Januar der in Sydney angelangte Dampfer „Lübeck“); er berichtet weiter, eine Feuersbrunst habe das deutsche Konsulat in Apia und zwei benachbarte deutsche Waarenlager zerstört.

Africa.

- Einer Reutermeldung aus Sualim zufolge bestätigen Pilger, daß die Derwische von einer feindlichen Streitmacht aus El-Safehr vertrieben worden sind. Die vertriebenen Derwische seien alsdann nach El-Obeid geflohen. Die Pilger berichten ferner, daß die Derwische vor fünf Monaten bei Fashoda am weißen Nil von regulären Truppen (wahrscheinlich Truppen Emin Pascha’) geschlagen worden seien. Der Kahlif stellte in Folge dessen die Feindseligkeiten ein.

- Der Sekretär der Universitäten-Mission in London hat aus Sansibar folgende, vom 15. ds. datirte Kabeldepesche empfangen: "Magila Güter wurden in Pangani angehalten aus dem angeblichen Grunde, daß Meyer’s Lösegeld hier zurückgehalten wird.“ Der etwas dunkle Sinn dieses Telegramms wird von der Mission wie folgt erläutert: „Vor einiger Zeit wurden Dr. Meyer und ein anderer deutscher Unterthane von Bushiri, dem Häuptlinge, welcher den Angriff auf die Missionsstation in Tugu befehligte, gefangen genommen. Es scheint, daß Dr. Meyer und sein Gefährte freigelassen wurden, nachdem sie versprochen ein Lösegeld zu zahlen, dessen Betrag sich auf 1200 Pfd. Sterl. beziffert. Das Lösegeld ist augenscheinlich noch nicht entrichtet worden und folglich bekunden die Eingeborenen eine Neigung, sich des Eigenthums irgend eines Weißen, der ihnen in den Weg kommt, zur Befriedigung ihrer Forderung zu bemächtigen. Die in der Depesche erwähnten Güter waren Vorräthe, welche nach Magila für den Gebrauch der Universitäten-Missionsstationen, welche nördlich vom Fluß Pangani liegen, unterwegs waren.“

Amerika.

Washington, 21. Januar. Der Staatssekretär Bayard erhielt aus Apia die Nachricht, daß die von den Deutschen verhafteten Amerikaner sofort in Freiheit gesetzt worden seien. Die letzen, dem Auswärtigen Amte zugegangenen Nachrichten aus Samoa besagen, daß dort Alles ruhig sei.

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