Dokumentation:Der ostafrikanische Sklavenhandel |
Freiburger Zeitung, 01.01.1889 (Tagesausgabe), 1. Seite Der Sclavenhandel in Afrika - Die Hauptstraßen, auf welchen die Sklaven aus den Seegebieten und dem Stromlande des Kongos nach der Ostküste gebracht werden, münden sämtlich in dem von Deutschland beanspruchten Küstenstriche. Das Jagdrevier der Sklavenjäger ist hauptsächlich auf einem riesigen Landstriche gelegen, der sich erstreckt vom Quellgebiete des Kuango und Kassai bis zum Niassa-See und über dieses noch weiter östlich bis zum Zusammenflusse des Rowuma und Lonjanda. In der Breite streckt sich das Revier etwas über die Längengrade aus. Nördlich von diesem ungeheuren Jagdfelde befindet sich ein kleineres, hauptsächlich von Tippo-Tipp ausgebeutet, dessen Jäger von Jambuja am Aruwimi aus den Kongo aufwärts und bis zum Tanganjika-See und von dessen Ostküsten zum Victoria Nyanza hin streifen. Der Weg nach dem Westen ist den Karawanen dieser Häuptlings verschlossen. Hoffentlich ist in Bälde auch der Weg nach der Ostküste den Menschenhändlern unmöglich. Tabora in Unyamwes ist der Knotenpunkt des Handels. Hier treffen die Karawanen ein, die aus den erwähnten Gebieten zusammengebracht wurden, hier geben die arabischen Händler der Seestationen am Tanganjika, die von Udschidschi, Karema, Kirando ihre Waare ab, und von da geht diese weiter nach Pangani-Sansibar, Kilwa und Lindi. Der Werth eines Sclaven ist im Seelande noch ein sehr billiger. Ein Sclave kostet an der Westküste des Tanganjika in Kibanga z.B. noch 5 Piaster; auf der Gegenseite in Udschidschi hat sich der Werth schon verdreifacht, und beträgt in Tabora schon das Sechsfache. In Sansibar, wo übrigens der Handel nur geheim betrieben werden darf, aber bis zum Beginn der Blokade doch sehr ausgedehnt war, wird der Werth eines Sclaven auf 60 bis 100 Piaster beziffert. Gegen diese Straße werden die Angriffe sich also richten, da auf ihr der größte Verkehr herrscht; möglich daß eine über die ganze Küste ausgedehnte Blokade die Ausfuhr und damit den Handel selbst wird hindern oder doch sehr einschränken können. Mehr Werth hätte eine Vernichtung der Stationen der Händler am Tanganjika, die Vertreibung der Karawanenführer von Tabora und die Bekämpfung der Jäger mit Waffengewalt, bzw. die Bestrafung derer, welche sich den Arabern als Zutreiber dienstbar machen. Diese streifen nämlich in kleinen Trupps durch das Land, überfallen einzelne Personen und schleppen sie den Händlern zu - für ein Stück Tuch, für Schmuckringe, oft für einen Korb Mehl. Die Nachricht von Aufbringung mehrer Sclavenschiffe, welcher hoffentlich die härteste Bestrafung der Händler als abschreckendes Beispiel folgen wird, hat sich gewiß schon an der Küste verbreitet und wird dazu beitragen, das geschwundene Ansehen der Deutschen herzustellen. Scan der Originalseite auf dem Server der UB-Freiburg Zurück zum Jahr 1889 der Pressedokumentation |