Pressedokumentation auf www.freiburg-postkolonial.deErnennung des Freiburgers Friedrich Rosset zum ägyptischen General-Gouverneur von Darfur |
Freiburger Zeitung, 06.09.1878 (Tagesausgabe), 3. Seite Locales. Es dürfte die Leser dieses Blattes interessieren, Kunde von der bedeutenden diplomatischen Stellung zu erhalten, welche einem kühnen, unternehmenden jungen Freiburger in neuster Zeit zu Theil wurde. Der älteste Sohn des um unsere Stadt wohlverdienten, allgemein geachteten Stadtraths Dominik Rosset, Herr Friedrich Rosset, seit 1869 in Aegypten und seit 1873 in Chartum (Nubien) als Kaufmann ansässig, fungirte daselbst seit einigen Jahren als kaiserlich deutscher und königlich englischer Viceconsul, von wo aus er schon verschiedene Expeditionen im Auftrage der ägyptischen Regierung ausführte und fortan mit den bedeutendsten Afrika-Reisenden, welche jene Gegenden besuchten (Dr. Nachtigall, Schweinfurt, Junker, Gessy u.s.w.), im intimsten Verkehr stand. Im Monat Juni d. J. wollte derselbe mit seinem Freund Gessy eine Expedition nach dem noch unerforschten Sabot Flusse (Nebenfluß des weißen Nil, 9. bis 5° nördl. Breite) unternehmen; es wurde dies Vorhaben jedoch aufgegeben, da Herr Rosset unterdessen durch Vermittlung von Gordon Pascha (General-Gouverneur der Aequatorialprovinzen Aegyptens) zum Zivil-General-Gouverneur der neu erworbenen Provinzen von Darfur ernannt wurde und somit zeitweise nun in ägyptischen Diensten steht. Er erhielt hierbei den Titel Miralay-Bey, welcher etwa dem Range eines Obersten entspricht. Von Truppen sollen ihm 20,000 Mann zur Verfügung stehen, welche durch einen Bey commandirt werden. Herr Rosset soll ausgedehnte Vollmachten haben, namentlich energisch gegen den Sklavenhandel aufzutreten, welcher leider in Darfur noch stark betrieben wird. Was dessen Konsulate betrifft, so erhielt er einen einjährigen Urlaub, um gegebenenfalls wieder in seine frühere Stellung zurücktreten zu können; so hat er nun unterm 18. Juli bereits die Reise in seinen neuen Wirkungskreis angetreten und zwar von Chartum den weißen Nil hinauf bis Tura-Hadra, von dort westlich weiter zu Kameel nach Kordofan und bis zur Hauptstadt von Darfur, welche Fascher (auf einigen Karten auch Tendelti) heißt, — im Ganzen von Chartum aus noch eine Reise von etwa 30 bis 40 Tagen. — Darfur (dessen Umfang etwa dem von Spanien entspricht) soll ungefähr drei Millionen Einwohner haben und ist in vier Bezirke — jeder mit einem Gouverneur — eingetheilt, wovon drei Gouverneure unter Herrn Rosset stehen. Die Wichtigkeit dieser von der ägyptischen Regierung unserem Landsmann anvertrauten Mission zeugt auf`s Deutlichste für das hohe Ansehen, das sich derselbe während seines langjährigen Aufenthaltes in jenem Lande bei den regierenden Kreisen, speciell bei Gordon Pascha vermöge seiner reichen Kenntnisse, seiner Energie und seiner Charakterfestigkeit erworben hat. Daß Herr Dr. Rosset aber dabei auch eifrig auf seine Heimath und auf Förderung der Wissenschaft bedacht bleibt, dafür liegt der Beweis in dem Bericht, wonach derselbe eine Anzahl ethnographischer Gegenstände, welche er in Afrika zu sammeln Gelegenheit fand, der Universität und verschiedenen städtischen Instituten als Geschenk zugedacht hat. Die Universität wurde erst kürzlich auch Seitens des jüngeren Bruders des Genannten, Herrn Kaufmanns Karl Rosset dahier, welcher gleichfalls längere Zeit in Aegypten, Nubien, Soudan, Arabien u.s.w. verweilte, durch eine sehr interessante Schenkung von ethnographischen und zoologischen Gegenständen jener Länder — worunter auch ein gemalter Mumiensarg — freudig überrascht und sind von eben demselben überdies eine Reihe weiterer ihm angehöriger wertvoller Objekte dorther dem gleichen Museum zur Aufbewahrung anvertraut. Leider können alle diese Errungenschaften sowie die durch Ankauf von Herrn Dr. Mook aus Helouan bei Kairo kürzlich erworbenen ägyptischen Alterthümer vorerst noch nicht zur vollen Geltung kommen, da die Räumlichkeiten des ethnographischen Museums der Universität, welches in so kurzer Zeit zu ansehnlicher Bedeutung herangewachsen ist, viel zu eng und auch für den Besuch des Publikums in dem Hofe des alten Lyceumsgebäudes viel zu abgelegen sind, weshalb hierfür dringliche Abhilfe geboten erscheint. Zur Übersicht 1878 der Pressedoku | Scan der Originalseite auf Server der UB-Freiburg | nach oben Nächster Artikel über Friedrich Rosset weiter Übersicht:
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