logo

 

Dokumentation: Eröffnung der Marine- und Kolonialausstellung im November 1933 an der Universität Freiburg

Freiburger Tagespost vom 20.11.1933, Nr. 271

Eröffnung der Marine- und Kolonialausstellung. Mit einem Festakt im Hörsaal I der Universität wurde am Sonntag vormittag die Freiburger Marine- und Kolonialwerbewoche im Colombi-Schlößle eröffnet. Die Chargierten der studentischen Korporationen, Fahnenabordnungen des Kolonialkriegerbundes und des Marinevereins hatten zu beiden Seiten des mit dem Bilde des Volkskanzlers geschmückten Rednerpults Aufstellung genommen und gaben der ganzen Veranstaltung ein feierliches Gepräge. Erschienen waren in Vertretung des Rektors der Universität, Prof. Heidegger, Prof. Dr. Schneiderhöhn; Stadtrat Senn vertrat den am Erscheinen verhinderten Oberbürgermeister Dr. Kerber. Nach kurzen Begrüßungsworten des Führers der Freiburger Studentenschaft, von zur Mühlen, nahm cand. jur. Benartz [richtig: Bernartz, H.W.] vom wehrwissenschaftlichen Amt der Universität, das die Ausstellung veranstaltet, das Wort. Er dankte einleitend allen, die am Zustandekommen des Werkes mitgeholfen haben und ging in großen Zügen auf die Probleme ein, die durch die Kolonial- und Marinewoche aufgeworfen werden. Korvettenkapitän a.D. Gärtner gab seiner Freude über die Abhaltung einer Kolonial- und Marinewoche in Freiburg Ausdruck und betonte, daß gerade in der Südwestecke des deutschen Vaterlandes nicht oft und eindringlich genug auf die Notwendigkeit einer starken Marine und eines großen Kolonialgebietes hingewiesen werden kann. In überzeugenden, immer wieder von Beifall unterbrochenen Ausführungen legte der Redner dar, warum wir gerade heute wieder eine Marine brauchen.

Oberstleutnant Knecht leitete seinen wirkungsvollen Vortrag ein mit Verlesung der Schandparagraphen des Versailler Vertrages, in denen Deutschland unter dem lügnerischen Vorwand, daß es unfähig sei, Kolonien zu verwalten, sein überseeischer Beistz entrissen worden ist. Der Artikel 119 des Versailler Vertrages habe eine 30-jährige segensreiche Arbeit Deutschlands auf kolonialem Gebiete beendet. Es werde aber der Tag kommen, an dem der koloniale Ehrenschild rein und glänzend wie bisher über deutschem Kolonialbesitz gehalten werde. Leider sei die Kolonialfrage nach Kriegsende lange Zeit stiefmütterlich behandelt worden. Die nationale Revolution habe auch auf dem Gebiete der kolonialen Bewegung einen neuen Zug hineingebracht. Sein Ruf: 'Deutschland muß wieder Kolonialmacht werden' fand bei den Zuhörern begeisterten Widerhall. - Der Führer der Studentenschaft gab das Gelöbnis ab, daß die Freiburger Studenten mit daran arbeiten würden, daß Deutschland zur See und auf kolonialem Gebiet wieder groß und mächtig werde, worauf er die Ausstellung für eröffnet erklärte. Mit einem dreifachen kräftigen Sieg-Heil auf den Führer schloß die veranstaltung. Es schloss sich daran ein Rundgang durch die Ausstellung im Colombi-Schlößchen. - Neben der Ausstellung her geht eine Reihe von Vorträgen an der Universität, die am Montag beginnen und in denen Marine- und Kolonialfragen von sachverständiger Seite behandelt werden. “