Dokumentation: Jahresversammlung 1902 des "Vereins für das Deutschtum im Auslande" |
Freiburger Tagblatt vom 14.03.1902, No. 61, I "(Allg. Deutscher Schulverein zur Erhaltung des Deutschtums im Auslande.) Die gestrige Jahres-Versammlung der Ortsgruppe Freiburg i. Br. war sehr gut besucht. Aus dem Rechenschaftsbericht, erstattet von Herrn v. Berg, entnehmen wir: Die Einnahmen und Ausgaben betragen je 1419 M., die satzungsgemäß zu je einem Drittel an die Hauptstelle in Berlin, den Landesverband und die Ortsgruppe fallen. Unterstützt wurden vor Allem die national bedrohten Gebiete Oesterreichs (Tirol, Steiermark, Böhmen, Mähren). Ergänzend theilte der Vorsitzende, Herr Prof. von Rohland, mit, daß zur Förderung einer kleinen badischen Kolonie in Venezuela eine ansehnliche Sendung von Volks-, Jugend- und patriotischen Büchern durch Unterstützung des Buchhändlers E. Harms hier an die deutsche Gesandtschaft in Caracas abgegangen sei. Dankbar seien auch die Jahresbeiträge der Badischen Städte zu begrüßen; so zahlt Freiburg i.Br. 100 M., Mannheim 100 M., die deutschen Städte bringen insgesamt 5000 M. jährlich auf. Um deutschen Lehrern die Aufgabe, sich in den Dienst des Deutschthums im Auslande zu stellen, zu erleichtern, habe das Kgl. Preußische Cultusministerium verfügt, daß sie aus dem heimischen Dienste austreten, ihnen aber bei der Rückkehr die fremden Dienstjahre angerechnet werden; es sei zu hoffen, daß das Großh. Bad. Ministerium ebenso verfahren werde. - Herr Prof. Dr. Neumann empfahl die Unterstützung der jungen deutschen Schule in Ponta Grossa in Südbrasilien; es wurde beschlossen, von der Ortsgruppe 150 M. zu bewilligen und den Landesverband um weitere Zuschüsse anzugehen. - Herr Privatdocent Dr. Wahl sprach über die 1888 gegründete deutsche Schule in Johannesburg, die 9 Lehrer mit 300 Schülern zählte, seit Ausbruch des Krieges aber schwer Noth leide. Die deutsche Regierung habe bereits 10 000 + 16 000 M. angewiesen, und auf Bewerbung durch den gegenwärtig in Deutschland weilenden Leiter der Schule, Dr. Weidner, haben die Ortsgruppen Lahr 100 M., Darmstadt 250 M. Bremen sogar 12 500 M. bewilligt. Auf Antrag des Dr. Wahl beschloss die Ortsgruppe Freiburg i.Br., sich mit 100 M. anzuschließen. - Hierauf hielt Herr Prof. Schemann einen sehr fesselnden Vortrag über 'Gobineau und seine Rassenlehre'. Gobineau, geboren 1816, gestorben 1883, war ein hervorragender französischer Diplomat, Gelehrter, Künstler und Dichter altadligen Geschlechts, welterfahren durch bedeutende Reisen. Seine Schriften, um deren Verbreitung sich ein deutscher Gobineau-Verein bemüht, verdienen hohe Beachtung. Die Grundzüge seines kürzlich in 2. Aufl. erschienenen Werkes über die Rassen sind folgende: Die Rasse ist als etwas Gegebenes und als der wichtigste Factor für die Bedeutung der Cultur eines Volkes zu betrachten. Aus der weißen Rasse hebt G. die Arier und aus diesen die Germanen als die Edelrasse hervor, von der die frühe hohe Cultur der Chinesen, Azteken, Inkas u. A. (durch Einwanderer) herrühre. In sehr geistreicher Weise wird der Nachweis geführt, daß die Germanen überall in der Geschichte die weltordnende Aufgabe übernahmen, und daß die Abnahme der germanischen Rasse den Niedergang eines Volkes nach sich zog; die Zukunft der Völker beruhe auf dem, was sie an germanischer Rasse noch besitzen. Die Wahrheit dieser Lehre, die in ihren entscheidenden Grundzügen wissenschaftlich immer mehr Boden gewinnt, erhärtet Gobineau durch die Geschichte der romanischen und slavischen Völker und ihrer bedeutenden Männer, deren Ahnen durchweg Deutsche waren, so Dante Aligheri, Cavour u.A. Ein großer Verehrer Gobineaus ist unser Kaiser, dessen Mahnung 'Völker Europas, wahret eure heiligen Güter!' auf den gelehrten Franzosen zurückgeht. Freilich erblicken wir die germanische Rasse heute ganz anders als vor 50 Jahren, als Gobineaus Werk erschien und England alles galt, Deutschland nichts; heute wird deutschem Geiste und Wesen überall die führende Rolle zuerkannt zum Segen der Völker, und dieser Aufgabe entspricht auch der Allgemeine Deutsche Schulverein. - Reicher Beifall folgte dem anregenden Vortrage.“
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