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Der Kolonialwissenschaftler Karl Dove und seine Zeit an der Universität Freiburg von Andreas Flamme, 04.10.2007 Mit Karl Dove lehrte mehrere Jahre ein Kolonialwissenschaftler und bekannter Aktivist der kolonialen Expansion Deutschlands an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Der folgende Beitrag gibt einen kurzen Überblick über die Tätigkeit und Freiburger Zeit des Mannes, der behauptete "Nachsichtigkeit gegenüber Eingeborenen ist Grausamkeit gegenüber dem weißen Mann". Bild: Porträt aus seinem Buch "Südwestafrika" Zur Person Karl Dove (*12.11.1863 Tübingen - 30.07.1922 Jena) war von 1890 - 1899 Privatdozent in Berlin. In den Jahren 1892 - 1893 bereiste er im Auftrag der "Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika" Deutsch-Südwestafrika und anschließend Britisch-Südafrika, Natal, Ostafrika und Ägypten, um dort wissenschaftlich zu forschen (vgl. Deutsches Koloniallexikon, Band I, S. 474 und Klaus Dierks: Biographies). Von 1899 bis 1907 war Dove außerordentlicher Professor der Geographie in Jena. Im Jahr 1907 wurde er Direktor des ethnographischen Museums in Berlin. Daneben war er auch über viele Jahre an führender Stelle an der Schnittstelle zwischen praktischer Kolonialbewegung und Wissenschaft tätig, nämlich im Vorstand des „Kolonialwirtschaftlichen Komitees“, mehrere Jahre auch als stellvertretender Vorsitzender. Dove war zudem im Vorstand der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG). Für deren Organ, die „Deutsche Kolonialzeitung“(DKZ), verfasste er zahlreiche Artikel. Bild oben: Auf S. 8 des 1914 publizierten Eigenberichtes "Die Arbeit des Kolonialwirtschaftlichen Komitees 1896 - 1914" wird Dove als stellvertretender Vorsitzender mit Wohnort Freiburg angegeben. Bild unten: Der selbe Bericht führt auf S. 11 auch die Freiburger Handelskammer als körperschaftliches Mitglied auf. Die Freiburger Zeit als Privatdozent am Geographischen Institut Im Zeitraum von 1914 – 1921 war Dove Privatdozent für Geographie an der Universität Freiburg. Er führte allgemein seinen Jenaer Professoren-Titel weiter, im Uni-Schriftverkehr wurde er folglich auch als "Privatdozent Professor Dr. Dove" geführt. Im Jahr 1916 beantragte das Geographische Institut über die naturwissenschaftlich-mathematische Fakultät die außerordentliche Professur für ihn. Dieser Antrag wurde vom akademischen Senat jedoch abgelehnt: "Der Senat trägt Bedenken, die Verleihung des badischen Titels eines außerordentlichen Professors an Herrn Dr. Dove höheren Orts zu beantragen. Der Genannte hat zwar während dreier Semester Vorlesungen über Gebiete, für die er sich besonders interessierte, gehalten, allein seine Lehrtätigkeit an unserer Hochschule war keine so intensive, wie sie die Beförderung zum außerordentlichen Professor zur Voraussetzung hat. Der Senat ist gern bereit, der Frage wieder näher zu treten, wenn über Fortschritt in der gedachten Richtung berichtet werden kann." (Universitätsarchiv Freiburg (UAF): B24/614, Schreiben vom 16.11.1916). Am 16. Januar 1917, also während des 1. Weltkriegs, teilte das Akademische Direktorium der Universität dem großherzoglichen Ministerium des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe mit, dass "Privatdozent Professor Dr. Karl Dove zur Dienstleistung beim Wirtschaftsdienst der Zentralstelle des Hamburgischen Kolonialinstituts einberufen worden" sei (UAF: B24/614). Wohl nach dem Vorbild des Hamburgischen Kolonialinstituts stellte er ebenfalls im Jahre 1917 einen Antrag an die Fakultät in Freiburg, ein Institut für „Afrikanische Auslandskunde“ einzurichten. Der Antrag wurde in der Fakultätssitzung am 15.6.1917 behandelt, nach kritischen Rückfragen zur unklaren Finanzierung zog er diesen Antrag zwar bald wieder zurück (vgl. UAF: B15/23 S. 463 f.). Dass es sich dabei um ein Institut im Sinne deutscher Kolonisationsbestrebungen handeln sollte, liegt mehr als nahe, berücksichtigt man seine Vorstellungen vom Verhältnis von Wissenschaft und Kolonisation. Denn in der wissenschaftlichen Disziplin der Geographie sah Dove die Speerspitze der Kolonialwissenschaften, da sie „[...] als Ganzes wie in ihren Sonderzweigen mehr als alle übrigen Wissenschaften geeignet ist, eine vernünftige und richtige Verwaltung und Entwicklung europäischer Kolonien in fremden Weltteilen zu fördern“ (DKZ, Nr. 40/1899: 375 f.). Für ihn würde „[...] im Laufe der Zeit das Zusammenarbeiten von Wissenschaft und Praxis, [...] das der Geographie und der kolonialen Thätigkeit, zum Segen beider ein immer innigeres werden.“ (ebd.: S. 376). Er beschränkte sich jedoch nicht nur auf allgemeine geographische Arbeiten, vielmehr verfasste er u.a. Artikel, die sich konkret mit der Möglichkeit der materiellen Verwertbarkeit der Kolonien für die wirtschaftliche Expansion Deutschlands beschäftigten (vgl. u.a. DKZ, Nr. 32/1895: 250ff., sowie DKZ, Nr. 33/1895: 258f.).Von 1918 – 1920 wurden regelmäßig Vorlesungen zum Thema „Wirtschaftsgeographie von Afrika“ von Dove angekündigt (siehe hierzu die Vorlesungsverzeichnisse der Universität Freiburg von WS 1918/19 – WS 1919/20), es ist jedoch fraglich, ob diese überhaupt abgehalten wurden. Möglicherweise hinderten ihn gesundheitliche Gründe oder auch seine Aktivitäten als Publizist und Vorstand in Kolonialorganisationen. Am 03.06.1921 verzichtete Dove schließlich auf die „venia legendi“ (Lehrbefugnis) an der Universität Freiburg (vgl. Universitätsarchiv Freiburg, B24/614). Ein Jahr später verstab Dove in Jena. Das publizistische Werk Doves Neben seinen Bemühungen, die deutsche Kolonisation mit wissenschatlichem Material zu untermauern und voranzutreiben, versuchte Dove den kolonialen Gedanken durch literarische Werke populär zu machen. Er bemühte sich "[...] als belletristischer Erzähler und verfaßte einige der ersten fiktiven kolonialen Texte über Südwestafrika, wie zum Beispiel die Erzählung Die Hottentottbai" (Keil 2003: 182). Doves Buch "Südwest-Afrika. Kriegs- und Friedensbilder aus der ersten deutschen Kolonie" wurde einige Jahre nach dem Erscheinen 1896 in die "Sammlung belehrender Unterhaltungsschriften für die deutsche Jugend" aufgenommen (ebd.). Bild: Kartenbeiheftung mit Doves Reiseroute in dem Buch "Deutsch-Südwestafrika" | Karte vergrößern Dove benutzte ganz bewusst rassistische Kategorien und naturalisierte Wesensmerkmale der Kolonisierten, um die Herrschaft und Unterdrückung über jene zu legitimieren. So nahm Dove die paternalistische Perspektive der MissionarInnen ein, wenn er schrieb, dass es sich bei den Kolonisierten um „Kinder“ handele, die in unbestimmter Zeit erzogen werden könnten; ebenso wußte er auf der anderen Seite von der „Wildheit“ der Kolonisierten zu berichten. Die Herero seien von Natur aus „feig“, aber bei falscher „Behandlung“ würden sie zu „Überfällen und Metzeleien“ an Männern als auch Frauen und Kindern übergehen (vgl. DKZ, Nr. 32/1895: 252). Bei der „gelben Rasse“, zu der Dove u.a. die „Buschmänner“ zählte, „[...] braucht der Gedanke an ihr Aussterben keinerlei Sorge zu bereiten“ (ebd. S. 252). Diese und ähnliche Aussagen unterstreichen Doves sozialdarwinistisches Weltbild. Für Dove stellte sogar der Völkermord generell eine Möglichkeit dar, um „Ruhe“ in den Kolonien herzustellen. In Bezug auf Deutsch-Südwestafrika schrieb er: „Hoffentlich wird der Kaiserliche Landeshauptmann nicht durch den Humanitätsdusel gewisser Kreise gehindert, die Khauasleute, welche ihm in die Hände fallen, sämtlich hängen zu lassen. Der ganze Osten der Kolonie würde es als eine Wohlthat empfinden, wenn diese Mordbuben von der Bildfläche verschwinden“ (DKZ, Nr. 29/1896: 155). Die Khauas beteiligten sich an einem Aufstand der Herero gegen die Kolonisatoren, da sie sich durch deutsche Grenz- und Siedlungspolitik immer weiter in die Enge getrieben fühlten (vgl. Reinhardt 2004). Dove benutzte des weiteren das in Deutschland gängige Bild der deutschen KolonistInnen als Opfer, Opfer des „wildesten Stammes“. Dieses Bild diente ihm, um Verstärkung der Truppen von Seiten der Regierung Deutschlands einzufordern. Diese Verstärkung würde „reinen Tisch“ machen und die „hochmütigen Gesellen“ in „Reservationen“ bringen. Zynisch wirkt Doves Argument für diese extreme Herrschafts- und Unterdrückungstechnik, wenn er über das Land der Herero schreibt, dass das, „[...] für sie selbst viel zu große Gebiet zu einem Teile als Regierungsland verwertet“ werden solle (ebd.). Dove leitete aus seinem rassentheoretischen Gedankengebäude die Möglichkeiten für die wirtschaftliche Entwicklung bzw. Nicht-Entwicklung der Kolonien ab. So ist es nach ihm "[...] zweifellos, daß bei der Lebenskraft namentlich der schwarzen Afrikaner dies Mißverhältnis [das quantitave Verhältnis von Kolonisten und Kolonisierten betreffend; d. Verf.] zu mannigfachen Reibungen auf wirtschaftlichen Gebiet führen muß, wenngleich das Hauptgewicht der farbigen Überzahl auf den äußeren, im Rassengegensatz begründeten Gefahren für die Kulturarbeit der Weißen beruht" (Dove 1917: 57). Doves Arbeiten über Kolonien und Kolonisation, die sowohl geographische, medizinische, ökonomische als auch rassentheoretische Bereiche umfassten, können als exemplarisch dafür angesehen werden, wie Wissenschaft zur Herrschaftslegitimation betrieben wurde. Literatur
Karl Dove veröffentlichte folgende Bücher während der Jahre an der Universität Freiburg:
Sonstige Literatur Karl Doves (Auswahl):
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