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Dokumentation historischer Quellen und Dokumente: Die Reichstagswahlen 1907 |
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In Freiburg verteiltes Flugblatt des Wahlkomitees der Zentrumspartei im V. Badischen Reichstagswahlkreis zur Stichwahl. Quelle: Stadtarchiv Freiburg M31/1b, Nr. 21 (1 Seite, Hervorhebungen im Original; Transkription: Jonas Molitor, Korrektur/Layout/Scans: Heiko Wegmann) [Zum Vergrößern des Bildes darauf klicken] Wähler des 5. badischen Reichstagswahlkreises! -------------------------- Auf zur Stichwahl!
Unsere Gegner sind in diesen Wahlkampf gezogen in der sicheren Hoffnung, den Zentrumsturm zu zertrümmern. Die Reichsregierung hat durch alle möglichen Mittel für sich Stimmung zu machen gesucht. Unserer badischen Regierung ist kaum die Tinte trocken geworden ihrer Erlasse gegen die Wahltätigkeit der katholischen Geistlichkeit, und jetzt schrieb sie sich die Finger wund mit Artikeln und Erlassen, die in unerhörter Weise in die Wahlbewegung eingriffen. Die geeinten Blockparteien haben einen nicht mehr zu überbietenden Wahleifer entwickelt; sie haben aber auch die verwerflichsten Kampfesmittel der Entstellung und Beleidigung nicht verschmäht. Und was ist das Ergebnis? Gegen den Zentrumsturm haben alle Feinde nichts vermocht. Das Zentrum hat gleich im 1. Wahlgang 90 Sitze gewonnen; von den 30 Stichwahlen, an denen es beteiligt ist, bieten viele die besten Aussichten. Es ist kein Zweifel: Das Zentrum wird in der alten Stärke wiederkommen; außerdem werden voraussichtlich die bisherigen Mitglieder der Elsässischen Landespartei sich ihm anschließen. In Baden hat der erste Wahlgang wieder über sechs Bezirke zu Gunsten des Zentrums und über einen zu Gunsten des Bundes der Landwirte, von uns kräftig unterstützt, entschieden. Unsere Stimmenzahl ist reichlich um 20 000 gewachsen. Die Sozialdemokratie, im Reiche schwwer geschlagen, hat in Baden große Erfolge erzielt. Sie hat zum ersten Male einen Sitz im ersten Wahlgang erobert; ihre Stimmenzahl hat sich um 20 000 vermehrt, in Freiburg rangiert sie jetzt vor den nationalliberalen an zweiter Stelle. Diese erzieherische Wirkung hat das mit dem Segen der Großh. Regierung abgeschlossene Großblock-Bündnis vom Oktober 1905 gehabt. Der Block, dem im Reiche die sozialdemokratischen Niederlagen zugute kommen, hat in Baden noch nichts erobert, wohl aber schon einen seiner bisherigen Sitze verloren. Am Stichwahltage soll die Abrechnung eine vollständige werden. In unserem Wahlkreise ist unser Kandidat dem gegnerischen um 3000 Stimmen überlegen. Trotz der hocherfreulichen Wahlbeteiligung können wir aber unsere Stimmenzahl noch erheblich vermehren. Jetzt gilt es, alle unsere Reserven heranzuziehen. Auf zur Wahl, der letzte Mann im letzten Dorf! Wer nicht wählt, hilft dem Gegner zum Sieg. Die Saumseligkeit eines Einzigen kann die Arbeit und den Eifer von Tausenden in Frage stellen. Wähler! Mitbürger! Unser Zentrum hat alles bewilligt, was für die Größe des Vaterlandes, die verständige Förderung unserer Kolonien und die Wehrkraft der Schutztruppe erforderlich war, hat aber dabei die Leistungsfähigkeit des Volkes und die Finanzkraft des Reiches nie außer Betracht gelassen. Unser Zentrum hat sich bewiesen als die Partei des gerechten Ausgleichs unter den einander gegenüberstehenden wirtschaftlichen Interessen, es hat namentlich ein warmes Herz für den weniger günstig gestellten Teil des Volkes, den Landwirt, Arbeiter, Handwerker, Kaufmann, aber auch für die Beamten und Angestellten des Reichs von Anfang an und jederzeit energisch und zielbewußt tätig. Unser Zentrum hat sich gegen die bürgerliche und politische Freiheit und Gleichheit nie versündigt: es hat sich an einer Ausnahmegesetzgebung nie beteiligt und hat seit langem sich als zuverlässigsten Hort des allgemeinen gleichen, direkten und geheimen Wahlrechts, wie auch des freien Koalitionsrechts der Arbeiter erwiesen. Unser Zentrum hat die bedrohten Interessen der katholischen Kirche verteidigt und gefördert, dabei aber nie sich in die kirchlichen Verhältnisse der evangelischen Konfessionen und der israelitischen Religion eingemischt. Darum wählet am Stichtag den Zentrumskandidaten, den wahrhaften Volksmann: Bäckermeister Karl Hauser in Freiburg. Auf zum Entscheidungskampf! Keiner fehle! Jeder wähle! Freiburg i. Br., den 29. Januar 1907. Das Wahlkomitee der Zentrumspartei. --------------------- J. Dilger'sche Buchdruckerei, Freiburg i. Br. |
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Übersicht zu den Reichstagswahlen 1907 Flugblätter/Flugschriften
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Hintergrundtext zum Thema:
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