Dokumentation:Vortrag von Handelslehrer Pampe vom DKV über Deutsche Auswanderung und Kolonisation in Freiburg; Sammlung für Erforschung des oberen Benuëgebietes in Kamerun durch den Arfikareisenden Ed. Rob. Flegel |
Transkription: Andreas Flamme |
Deutsche Kolonialzeitung, 1885, Heft 15, S. 480f Am 25. Juni hielt der Oberbadische Zweigverein, Vorort Freiburg i./B., eine Versammlung ab, welche einen Vortrag des Vorstandsmitgliedes, Herrn Handelslehrer Pampe, über das Thema: Deutsche Auswanderung und Kolonisation bot. Derselbe hatte sich die Fragen gestellt: brauchen wir Ackerbaukolonien, und haben wir Überschuß an ländlicher Bevölkerung, um sie beschicken zu können? Beide Fragen verneint er. Den Bedarf an Ackerbaukolonien leugnete er mit der Motivierung, daß die Produktion an Cerealien in allen Erdteilen so reichlich sei, daß Europa durch den Überschuß derselben beständig überschwemmt werden würde, woraus ein so niedriger Stand der Getreidepreise für die absehbare Zukunft zu folgern sei, daß der Kolonist selbst bei den mäßigsten Produktions- und Transportkosten ohne Erfolg arbeiten müßte. Daß die ländliche Bevölkerung Deutschlands für dessen eigenen Ackerbau nicht ausreiche, sei anerkannt, daher keine Berechtigung, den Mangel durch Auswanderung zu verschärfen, woraus Steigen der Löhne, fortschreitend ungenügende Bodenproduktion und dadurch Sinken der Bodenwerte hervorgehen müßte. Die thatsächlich starke Auswanderung deutscher Landleute brachte Redner mit den Schwierigkeiten in Beziehung, welchen der Kleingrundbesitz ausgesetzt ist, durch welche er sich nicht konkurrenzfähig erhalten kann; er glaubt, daß durch weitere Beteiligung der Landwirte und namentlich der Kleingrundbesitzer an der industriellen Thätigkeit, die Lage derselben gebessert werden würde, da der kleinere Grundbesitzer dann eher imstande sein möchte, die vorhandenen Arbeitskräfte das ganze Jahr hindurch regelmäßig zu beschäftigen. Redner schilderte sodann die Lage der ländlichen Arbeiter in Norddeutschland, die vielfach mit Unrecht als eine ungünstige beurteilt werde und belegt seine Behauptung durch die geringe Beteiligung der Ackerbauprovinz Ostpreußen an der Auswanderung. Den deutschen Kolonien wünschte Redner zunächst den Charakter der Handelskolonien erhalten zu sehen, da sie als solche sowohl zivilisatorische Aufgabe am ehesten erfüllen werden, wie auch das nationale Interesse Deutschlands durch Beschäftigung der Industrie und Förderung des deutschen Exports am erfolgreichsten vertreten können. Auf diesem Wege hofft der Vortragende die Auswanderung auf engere Grenzen beschränkt zu sehen. Zum Schluß weist Redner auf Verschiebungen hin, welche in der Berufswahl unbedingt erforderlich seien. Die erfreuliche Zunahme in dem Besuch unsrer Hochschulen hätte daher manches Ungesunde, weil dem praktischen Leben dadurch Kräfte entzogen würden; er wünsche sehr eine allgemeine abgeschlossene Durchbildung, doch nach derselben einen Rücktritt in die praktische Thätigkeit: zum Handel, zur Industrie zum Kunstgewerbe. In diesen Berufsfächern seien jetzt vielfach illegitime Kräfte, die dann zurückgehalten würden; als letzte Wirkung dieser Rückstauung verspricht sich Redner eine Zunahme der ländlichen Bevölkerung, welche er unbedingt erforderlich hält. An diese mit lebhaftem Beifall aufgenommen Ausführungen des Redners knüpfte sich eine nahezu einstündige Diskussion, in welcher die Herren Eisen, Pampe, v. Tietzen, Heintz, Kiepert und v. Hillern-Flinsch das rege Interesse dokumentierten, welches die Mitglieder des Oberbadischen [Wechsel von S. 418 auf 419] Zweigvereins allen kolonialen Fragen entgegenbringen. - Hieran anschließend, brachte der Vorsitzende Herr Julius Mez die Pläne des Afrikareisenden Ed. Rob. Flegel behufs Erforschung des oberen Benuëgebietes und damit des natürlichen Hinterlandes unsrer Kolonie Kamerun zur Kenntnis der Versammlung. Einstimmig war man der Ansicht, daß das Unternehmen Flegel´s, als ein für die nationalen Interessen hochwichtiges, allgemein zu unterstützen sei, und versprach man sich von der seitens des Vorstandes des Deutschen Kolonialvereins unternommenen öffentlichen Sammlung, die auch hier in Leben gerufen werden soll, das beste Ergebnis. Es sei die patriotische Pflicht eines jeden Freundes der Kolonialbewegung, sein Scherflein zu dieser Sammlung beizutragen. |