Dokumentation:Jubiläumsartikel des Freiburger Vorsitzenden der DKG |
Breisgauer Zeitung, 24.11.1932, Nr. 275 "50 Jahre Deutsche Kolonialgesellschaft. Von Maximilian Knecht, Oberstleutnant a. D., Vorsitzender der Oberbadischen Abteilung. Wer die großen Kolonialkundgebungen anlässlich der 50-Jahrfeier der Deutschen Kolonialgesellschaft im Oktober ds. Js. in Berlin miterleben durfte, der konnte mit großer Befriedigung feststellen, daß der koloniale Gedanke im deutschen Volke endlich das Verständnis zu finden beginnt, das ihm bei seiner überragenden Bedeutung für Deutschlands Zukunft zukommt. Er durfte aber auch gleichzeitig feststellen, daß die Reichsregierung gewillt ist, den Kampf gegen die koloniale Aechtung Deutschlands, wie sie im Versailler Diktat enthalten ist, mit allen erlaubten Mitteln aufzunehmen. Deutschland kann ohne Kolonialbesitz nicht leben. Das haben die letzten 18 Jahre zur Genüge bewiesen. Die Raumnot fordert gebieterische Erweiterung der der heimischen Grenzen. Gebiete, vielfach so groß wie unser Vaterland, gehörten uns, waren durch Verträge mit den eingesessenen Bewohnern in unseren Besitz gekommen und in knapp drei Jahrzehnten in mustergültiger Weise erschlossen und dem deutschen Volke dienstbar gemacht worden. Unter der schamlosen Lüge, der Deutsche könne nicht kolonisieren, wurden uns jene Gebiete - Ostafrika, Südwestafrika, Togo, Kamerun und unser Südseebesitz – geraubt. Durch die Wegnahme dieser großen Landstriche wurde Deutschland bis ins Mark getroffen. Wir fordern unsere Kolonien, die uns 'durch den größten Betrug der Weltgeschichte ', wie der Kolonialstaatssekretär a. D. Exzellenz v. Lindequist vor einigen Monaten bei der Einweihung des Kolonialdenkmals in Bremen so treffend sagte, 'geraubt wurden ', wieder zurück! Wir fordern sie zurück, nicht nur aus Gründen der Lebensnotwendigkeit für das deutsche Volk. Warum sollen z.B. Holland, Belgien, Portugal (von anderen größeren Staaten nicht zu sprechen) mit ihren wenigen Millionen Einwohnern über riesige Kolonialgebiete verfügen und Deutschland mit seinen 60 Millionen nicht? Warum sollen jene Staaten Siedlungsland in Hülle und Fülle haben, wir aber nicht? Warum sollen jene Länder lebensnotwendige Rohstoffe aller Art ihr eigen nennen, Deutschland aber nicht, vielmehr genötigt sein für teures Geld sie zu kaufen? Warum sollen die Länder mit Kolonialbesitz Ausfuhrgebiete für ihre Waren in ihren Kolonien haben, Deutschlands Ausfuhr aber in der ganzen Welt gegen hohe Zollmauern zu kämpfen hat? Das deutsche Volk verlangt nach Gleichberechtigung auf dem Gebiet der Kolonialpolitik und zwar volle Gleichberechtigung! Alle Nationen, die über Kolonialbesitz verfügen, können ihre Angehörigen heraussenden, wo sie Gelegenheit haben, ihren Gesichtskreis zu erweitern; soll dies unsrer deutschen Jugend für immer verwehrt sein? Soll sie nur gnädigst an die Tore fremder Länder klopfen dürfen, um dann noch abgewisen zu werden? In eigenen Kolonien muss die heranwachsende deutsche Jugend sich den Wind um die Nase wehen lassen, dort soll sie sich stählen können für den Kampf des Lebens. Es ist ein nicht hoch genug zu schätzendes Verdienst der Deutschen Kolonialgesellschaft, daß sie in zäher, schwerer Arbeit nach dem Kriege immer und immer wieder auf die ungeheure Bedeutung überseeischen Besitzes hinwies und so gewissermaßen zum kolonialen Gewissen des Deutschen Volkes wurde. Wenn heute das Ausland weiß, dass wir uns nie mit dem Kolonialraub abfinden werden, so ist das ein Verdienst der Deutschen Kolonialgesellschaft. Die Abteilung Freiburg darf mit Befriedigung feststellen, daß auch sie ihr Teil zu diesem Aufklärungskampf beigetragen hat. Als einmütige Entschließung wurde bei der diesjährigen großen Tagung der Deutschen Kolonialgesellschaft der Antrag der Abteilung Freiburg angenommen von der deutschen Regierung nachdrücklich zu fordern, daß sie endlich die Kolonialfrage energische behandeln solle. Es genügt nicht, daß uns in einer fernen, verschwommenen Zukunft Aussicht auf ein Kolonialmandat gemacht wird. Wir wollen die uns widerrechtlich weggenommenen Kolonien wieder haben. Raub bleibt Raub, auch wenn er unter dem Deckmantel eines Mandats begangen wird. Für dieses Ziel werden wir weiter kämpfen bis der Kampf vom Erfolg gekrönt sein wird! Am 25. November wird in Freiburg eine große Kolonialkundgebung stattfinden. Wir hoffen, daß die Einwohnerschaft sich in die Reihe der Kolonialkämpfer stellt, denn es geht um Deutschlands Zukunft!“ |