logo

collage

 

Der Kolonialoffizier Paul Baumstark

von Heiko Wegmann (August 2007, aktualisiert Sept. 2011)

Paul Feodor Baumstark (geb. 12.8.1869 in Waldshut - gest. 27.5.1936 in Freiburg) trat am 21.09.1897 vom 1. Lothringischen Feld-Artillerie Regiment Nr. 33 in Metz als Sekonde Leutnant zur Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika (DOA) über. Am 22.05.1900 wurde er zum Oberleutnant befördert. Von 1901 - März 1904 war er Chef des Militärpostens in Schirati. Ernst Nigmann führt in seiner "Geschichte der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika" (1911) eine Strafexpedition auf, die Baumstark im September 1901 gegen die Massai durchführte. Seine Abteilung habe aus zwei Europäern, 30 Askari und 150 Hilfskriegern bestanden (S. 64). Nigmann berichtet auch von weiteren Gefechten Baumstarks im Hinterlande Schiratis im Herbst 1903 gegen die Wassanaki, die aus der Perspektive der Kolonialherren als "unausgesetzt widerständig" angesehen wurden (S. 88).

Im Mai 1905 wurde er Chef des Militärbezirks in Muansa (Mwanza), dort in 1906 auch Bezirksamtmann. 1905 bekam er das Ritterkreuz zweiter Klasse mit Schwertern des Großherzoglich Badischen Ordens vom Zähringer Löwen verliehen, vermutlich für die oben genannten Gefechte. Als Oberleutnant verbannte er 1907 "zehn angesehene Eingeborene", wie aus der unten dokumentierten Kurzmeldung hervorgeht.

Weitere Posten folgten in Daressalaam und Tanga. Im August 1914 wurde Baumstark von der Schutztruppe reaktiviert. Dürrenberger fand in den Erinnerungen des ehemaligen "Ostafrikaners" Ludwig Boell ("Die Operationen in Ostafrika. Weltkrieg 1914-1918." Privatdruck 1951)auch den Hinweis: "Ein Hauptmann Baumstark findet sich als Leiter des Rekrutendepots in Dar-es-salaam in einem Bericht über die Operationen der ostafrikanischen Schutztruppe während des Ersten Weltkrieges. Als Bataillons-Führer war er an der Verteidigung von Tanga beteiligt". Die hier erwähnte Position als Chef des Freiwilligen Bataillons Tanga schloss sich an die Leitung des Rekrutendepots in Dar-es-Salam an.

1916 kam er verletzt in britische Kriegsgefangenschaft. Am 31.3.1920 wurde Baumstark endgültig als Oberstleutnant verabschiedet. Im März 1920 verließ Baumstark auch das nunmehr ehemalige DOA.

Er lebte später in Freiburg-Günterstal in der Kybfelsenstr. Aus seinem Nachlass gelangten Gegenstände ins Adelhausermuseum: "1950 schenkte Frau Oberst Baumstark dem Museum knapp 20 Speere und Speerspitzen, deren Herkunft im Inventarbuch lediglich mit 'ehem. Deutsch-Ostafrika' angegeben ist", schreibt Edgar Dürrenberger zur Herkunft der ehtnologischen Sammlungen des Adelhausermuseums (Mehr).

Oberstleutnant a. D. Paul Baumstark war laut Mitgliederliste mit Stand vom 1. April 1936 Mitglied im "Verein ehemaliger Offiziere der Kaiserlichen Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika" (hier wurde sein Eintritt in die Schutztruppe leicht abweichend von Nigmann mit 28.8.1897 angegeben).

Paul Baumstark verstab am 27. Mai 1936 in Freiburg im Alter von 66 Jahren. Die Todesanzeige in der Freiburger Zeitung vom 30.5.1936 war unterzeichnet vonseiner Frau Hilde Baumstark, geb. Doll, und seiner Tochter Freya Baumstark. Dem Namen nach möglich, aber ungesichert ist eine Verwandtschaft mit dem Freiburger Landgerichtsrat Baumstark, der als Mitglied der Freiburger Abteilung des Deutschen Kolonialvereins im Mitgliederverzeichnis 1884 (Mehr) geführt wird.

[Wird fortgesetzt]


Koloniale Zeitschrift, 8. Jahrgang (1907), Heft Nr. 12, 06. Juni 1907, S. 229

Koloniale Umschau

Ostafrika

Deportation von Strafgefangenen. Oberleutnant Baumstark, der Chef der Station Muanza am Viktoria-Nyanza hatte zehn angesehene Eingeborene als politisch-verdächtige, unsichere Elemente zur Küste geschickt. Sie werden auf der Insel Kwale (vor Kisidju) angesiedelt. Der Transport ist unter Führung des Wirtschafts-Inspektors und Leiters der Aulepp-Schamba Herr G. von Geibler per G.D. „Rufiyi“ nach Kwale abgegangen. Den Gefangenen sind über 100 Leute ihres Anhanges in die Verbannung gefolgt und ebenfalls nach Kwale verschifft.


Zur Übersicht Personen | Zum Seitenanfang