Dokumentation:Debatte um Gouverneur Leutwein und dessen Grab in Freiburg, Juli/August 1992 |
Das Grab des Generalmajors und Gouverneurs von "Deutsch-Südwestafrika" zog und zieht immer wieder Bewunderer an, die dessen Tätigkeit in der Kolonie relativieren und verharmlosen. Die Kolonialpost schrieb 1935 über ein Ereignis am Rande der Freiburger Kolonialtagung vom Juni des Jahres: "Als erstes am Sonntagmorgen begab sich eine Fahnenabordnung des Kol.-Kr.-Vereins Freiburg [Kolonialkriegerverein] unter Führung des Kam. Braunagel zu der Grabstätte des einstigen langjährigen Kommandeurs und Gouverneurs von DSWA Oberst Leutwein, an der Major v. Münstermann von der Bundesleitung einen Kranz niederlegte und dabei der toten Kameraden in Uebersee und in der Heimat gedachte und zugleich die in der Nachkriegszeit im Kampf um den Neuaufbau des Reiches gefallenen jungen Kameraden ehrte." 1992 wurde das Grab instand gesetzt und Leutwein gefeiert. Auf einen völlig unkritischen Bericht über diese fragwürdige Veranstaltung folgten drei Leserbriefe unterschiedlicher Ausrichtung, die hier mit dokumentiert werden. HW Artikel zu Theodor Leutwein auf freiburg-postkolonial.de mit Bildern von seinem Grab. Badische Zeitung, 20.7.1992 "Pfadfinder aus Namibia beim Grab des Generals Leutwein. Die wiederentdeckte Grabstätte wurde renoviert. Die erst vor kurzem auf dem Hauptfriedhof wiederentdeckte und seinerzeit in einem völlig ungepflegten Zustand befindliche Grabstätte des ehemaligen Gouverneurs von Deutsch-Südwestafrika, Generalmajor Theodor Leutwein, war am Sonntag mittag Ziel einer Delegation des Deutschen Pfadfinderbundes von Südwestafrika, dem heutigen selbständigen Namibia, und von Vertretern des Traditionsverbandes ehemaliger Schutz- und Überseetruppen. Die Besucher legten an der Grabstätte einen Kranz nieder. Der frühere Bürgermeister von Hugelheim, Günther Nothstein, der die Pflege des Leutwein-Grabs übernommen hat, weil es keine Angehörigen mehr gibt, dankte in seiner Ansprache vor allem auch dem Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge, der Deutsch-Namibischen Gesellschaft Rhein/Nekar, dem Traditionsverband, der Friedhofsverwaltung und dem Freiburger Steinbildhauer Jörg Bollin für die Hilfe bei der Wiederherstellung der Grabstätte. Er erinnerte an Theodor Leutwein, der 1849 in Nordbaden als Sohn eines Pfarrers geboren war, 1868 in das fünfte Badische Infanterieregiment in Freiburg eintrat und 1893 als Major in das damalige Deutsch-Südwestafrika abgeordnet wurde. Leutwein, der elf Jahre Gouverneur in der damaligen Kolonie war und ein Buch über die Zeit geschrieben hat, zog 1919 nach Freiburg, wo er 1921 im Alter von 72 Jahren starb. hdp" Badische Zeitung, zwischen dem 20.7. und dem 12.8.1992 "Pfadfinder und General Leutwein. Rassistische Ziele. Zum Bericht über eine Pfadfindergruppe aus Namibia, die das wieder entdeckte Grab des Generalmajors Theodor Leutwein auf dem Freiburger Hauptfriedhof besuchte, merkt ein Leser an: Was ist das für ein Pfadfinderbund aus 'Südwestafrika', dessen uninformierte Jungen und Mädchen vor dem wiederentdeckten Grab eines Mannes strammstehen, der während der deutschen Kolonialzeit über 60 000 Hereros ermorden ließ? Welche rassistischen Zielsetzungen dieser Pfadfinderbund haben muß, dürfte damit wohl klar sein. Kein kritisches Wort darüber in der BZ. Auch keine Bemerkung darüber, mit welcher Grausamkeit die deutschen 'Schutztruppen' (welcher Zynismus!) unter Leutwein fast den gesamten Stamm der Hereros ausgerottet haben. Ich frage mich, was die Absicht dieses Berichtes war. Mit dieser Art von Journalismus muß ich Ihnen unterstellen, daß Sie entweder inkompetent sind oder 70 Jahre nach Leutweins Tod noch Lobbyarbeit für diesen Rassisten leisten möchten. Thilo Graf, Freiburg" Badische Zeitung, 12.8.1992
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