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Dokumentation:

Kolonialtagung in Freiburg: Mitgliedertagung des Frauenvereins für Deutsche über See und Vertreterversammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft

Ein Original dieser Artikel befindet sich im Stadtarchiv, C 4/VIII/31/7

Der Alemanne vom 15.06.1935, Nr. 165, 1. Seite

Deutsches Rotes Kreuz

Mitgliedertagung des Frauenvereins für Deutsche über See

Am Donnerstagnachmittag hielt das Deutsche Rote Kreuz, der Frauenverein für Deutsche über See, im Kaufhaussaal unter Leitung der Vorsitzenden, der Herzogin Adolf Friedrich zu Mecklenburg, eine Mitgliedertagung ab, zu der Vertreter der einzelnen Abteilungen des Frauenvereins, der Behörden und befreundeten Organisationen sehr zahlreich eingefunden hatten.

Nach der Eröffnung der Tagung und der Begrüßung der Erschienenen durch die Vorsitzende und einem stillen Gedenken zu Ehren der Verstorbenen und der Opfer von Rheinsberg, gab die Vorsitzende des Gaues Baden, Fürstin von Hohenzollern, ihrer Freude darüber Ausdruck, daß gerade Freiburg als Grenzstadt des deutschen Südwestens als Tagungsort ausersehen worden sei. Ihrem Wunsche, daß der Tagung ein voller Erfolg beschieden sein möge, schloß sich der stellvertretende Präsident des Deutschen Roten Kreuzes, Generaloberstabsarzt a. D. Dr. Hocheisen an.

Es folgte dann der Finanzbericht des Schatzmeisters, aus dem zu ersehen war, daß im vergangenen Jahre auch in finanzieller Hinsicht große Anforderungen gestellt worden waren. Durch die Opferwilligkeit aller Abteilungen konnten aber alle Aufgaben gelöst werden. So konnte der Schatzmeister am Schlusse seiner Ausführungen seiner Ueberzeugung Ausdruck verleihen, daß der Verein im neuen Jahre frohgemut ans Werk gehen könne, da das deutsche Volk seinem Werk die notwendige Achtung entgegenbringe und die obersten Stellen dem Wollen des Vereins weitgehendste Aufmerksamkeit entgegenbringen.

Der Jahresbericht, den die stellvertretende Vorsitzende Frau von Lekow gab, zeigte, wie mit Hingabe und Opferfreudigkeit von Seiten aller Mitglieder daran gearbeitet wird, den Deutschen in Südwest- und Ostafrika, in Angola und in Südamerika zu helfen, indem man ihnen gut ausgebildete Rotkreuz-Schwestern schickt, und Kranken- und Entbindungsstationen, ebenso wie Erholungsheime unterhält. In Gegenden, wie etwa in den Hochländern von Deutsch-Ostafrika und in denen von Angola würden die dort lebenden deutschen Familien so gut wie jede sachgemäße Hilfe entbehren müssen, wäre nicht die Schwesternstationen des Frauenvereins vorhanden. Auch in Südwestafrika bedeuten die Heime und Stationen des Frauenvereins

eine der stärksten Stützen des dortigen Deutschtums.

Es wurde mit Dankbarkeit berichtet, daß die Spenden, die auch im vergangenen Jahr wieder von den Abteilungen aufgebracht wurden, es möglich machten, zwei neue Schwesternstationen zu errichten: eine in Gibeon (Südwestafrika) und eine in Morogoro, im Norden von Deutsch-Ostafrika.

Zur großen Freude der Anwesenden konnte ein lange gehegter Plan im vergangenen Jahr in Angriff genommen werden: für die Schwesternschaft des Vereins wird ein eigenes Mutterhaus eingerichtet, das ihnen einen festen Zusammenschluß und starken Rückhalt geben soll und in dem auch Schülerinnen ausgebildet werden sollen, die von vornherein auf die ihnen bevorstehenden besonderen Aufgaben hingewiesen werden.

Denn wie so ganz anders als in der Heimat die Stellung und die Arbeit einer Rotkreuzschwester in den Kolonien ist, ging so recht deutlich aus dem Bericht hervor, den Schwester Rose Dehl aus ihrer Arbeit im Iringa-Hochland gab. Da werden Anforderungen an ihr Können, an ihre Selbständigkeit, an ihre Dienstfreudigkeit gestellt, wie nur ganz besonders tüchtige und besonders vorgebildete Schwestern sie leisten können.

Die Schwestern aber, die dazu ausersehen werden, in ehemaligen Deutschen Kolonien zu gehen, haben ein unendlich verantwortungsvolles Amt zu erfüllen. Sie sind gleichsam die Pioniere des Deutschtums, die Sendlinge des deutschen Mutterlandes. Sie stellen die Verbindung her zwischen den Deutschen, die so hart fern der Heimat zu kämpfen haben, und sie vermögen es, ihnen neuen Mut und stete Tatkraft für ihren harten Daseinskampf zu geben.

Wie sehr diese Arbeit der Schwestern von den deutschen Farmern anerkannt wird, und wie unendlich glücklich sie sind, wenn ihrem Bezirk eine solche Schwester aus Deutschland zugeschickt wird, ging aus kurzen Worten einer deutschen Frau aus dem ehemaligen Deutsch-Ostafrika hervor, die alle dringend ermahnte, stets der deutschen Brüder in Uebersee zu gedenken, damit diese den Glauben an Deutschland nicht verlieren.

Ueber die Einrichtung, die Aufgaben und Ziele des geplanten Mutterheimes in Berlin gaben Frau Meyer-Waldeck und Frau Götz in anschaulicher Weise Aufschluß. Besonders Frau Meyer-Waldeck verstand es, den Anwesenden klar und eindeutig die hohen Aufgaben vor Augen zu führen, die die Schwestern, deren erste Ausbildung in diesem Mutterhause erfolgen soll, zu erfüllen haben. Jeder wird wohl ihre Feststellung unterstrichen haben, daß nur solche Schwestern dieser Aufgabe gewachsen sind, die wirklich wertvolle Arbeit leisten, und die erfüllt sind von der Bedeutsamkeit ihrer Mission.

Von dem Leben der Deutschen in Südwestafrika, von den politischen und wirtschaftlichen Verhältnissen unserer alten Kolonie, wie sie sich unter der Mandatsherrschaft (das Mandat über Südwest hat die Südafrikanische Union) entwickelt haben, sprach außerordentlich interessant Frau Eva Mac Lean, die im vergangenen Jahr mehrere Monate das Land bereist hat. In beredten Worten wußte sie die Anwesenden davon zu überzeugen, daß das Band zu den deutschen Farmern in den ehemals deutschen Kolonien niemals abreißen darf, damit dem deutschen Volke nicht wertvolle Volkskraft verloren geht. Diese Farmer sind die Vorposten des [Fortsetzung nächste Seite]

 

Der Alemanne vom 15.06.1935, Nr. 165, 2. Seite

[Fortsetzung von der letzten Seite] Deutschtums. Sie zu unterstützen, muß eine edle Verpflichtung jedes aufrechten Deutschen sein.

Die Vorsitzende, Herzogin Adolf Friedrich zu Mecklenburg, sprach dann nochmals allen ihren herzlichen Dank für die Mitarbeit aus und gab der Hoffnung Ausdruck, daß auch der Zukunft die Werbekraft des Vereins immer weitere Volksteile erfassen möge, damit der Erfolg der für die Stärkung des Deutschtums in der Welt so unendlich wichtigen Arbeit des Vereins gewährleistet sei. Mit einem dreifachen Sieg Heil auf den Führer wurde dann die Tagung geschlossen.


Vertreterversammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft

 

Am Freitagnachmittag vereinigten sich die Vertreter der Deutschen Kolonialgesellschaft, um im Beisein von Vertretern der Reichsleitung der NS.DAP. über die Propagandaarbeit zu beraten.Gouverneur Dr. Schnee eröffnete die Tagung und hieß alle Erschienenen herzlich willkommen. Er freue sich, so führte er u. a. aus, daß die Tagung dieses Mal in Freiburg stattfinden könne, da die hiesige Ortsgruppe genau 50 Jahre bestehe. - Aus diesem Anlaß wurde Oberstleutnant Knecht, dem Leiter der Freiburger Abteilung, eine Ehrenplakette überreicht. Anschließend gedachte Dr. Schnee der verstorbenen Mitglieder, zu deren Ehren sich die Anwesenden von den Sitzen erhoben. Mit bewegten Worten dankte Oberstleutnant Knecht für die ihm zuteil gewordene Ehrung. Hierauf sprach Gouverneur Dr. Schnee über die allgemeine kolonialpolitische Lage. Er zeigte den Zuhörern, inwieweit durch die allgemeine Einführung der Wehrpflicht eine neue Lage in Deutschland geschaffen wurde und betonte vor allen Dingen, daß die praktische Gleichberechtigung Deutschlands die Grundlage zu allen weiteren Verhandlungen bilde. Eine praktische Gleichberechtigung, nicht nur die theoretische Feststellung, daß Deutschland zwar geeignet zur Ausübung eines Mandats sei, daß aber im Augenblick kein Mandat frei wäre. Diese Art Gleichberechtigung sei nur eine theoretische. Deutschland sei diskriminiert worden und dieser Zustand könne nur sein Ende finden durch die Rückgabe der Kolonien. Der Redner schloß seine Ausführungen mit den Worten: „Wir wollen uns mit Geduld wappnen und haben Zuversicht, daß unter unserem Führer Adolf Hitler unser Wunsch und die Forderung nach Kolonien erfüllt werden.“Die nächsten Ausführungen handelten von dem Deutschtum in unseren ehemaligen Kolonien. Die Eckpfeiler für das Deutschtum seien vor allem die deutschen Schulen, die deutsche Unterrichtssprache überhaupt. Es müsse soweit kommen, daß alle deutschen Kinder in unseren ehemaligen Kolonien durch die deutsche Schule erfaßt werden. Eine sorgfältige Ausbildung unserer Lehrer in Deutschland in jeder Hinsicht gewährleiste einen einwandfreien Unterricht in den Kolonien. Der Redner zeigte sodann noch die Schwierigkeiten auf, mit denen die deutsche Schulen in Südwest zu kämpfen haben. Die Frage der Jugendorganisationen wurde gleichfalls behandelt.Als nächster Redner sprach Oberbannführer von Oertzen. Er zeigte der Versammlung die Arbeit, die die HJ. in der kolonialen Schulungsarbeit leistet.Anschließend sprach der Leiter der Schulabteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft Hagen über die koloniale Wissens- und Willensbildung in den Schulden. Er hob hervor, daß der koloniale Gedanke lange Zeit von den Männern der Systemregierung totgeschwiegen worden und daß es nur der kleinen Anzahl Pioniere vorbehalten gewesen sei, diesen Gedanken immer und immer wieder zu vertreten. Es sei aber eine Pflicht, der sich niemand entziehen dürfe, unserer Jugend einzuhämmern, welche Arbeit die deutsche Kolonisatoren in allen Teilen der Welt geleistet haben. Die deutsche Jugend müsse daran erinnert werden, daß

durch den Raub der deutschen Kolonien ein Fleck auf dem Ehrenschild Deutschlands der Löschung harrt.

Als letzter Redner sprach Generalsekretär Duems über die Werbung für den kolonialen Gedanken innerhalb des deutschen Volkes. Er berichtete über den Ausbau der Organisation, die jeden deutschen Volksgenossen erfassen soll, sodann über die Schulung unter Einsatz der jüngeren Generation und besprach die Bereitstellung des Werbematerials. Aus der Zusammenarbeit mit der jungen und der älteren Generation gerade der deutschen Arbeiterschaft erwache die Kolonialbewegung immer stärker. -Gouverneur Dr. Schnee schloß sodann die außerordentlich produktiv verlaufene Versammlung.


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