Die Universität Freiburg veranstaltet am Dienstag, den 4. März 2014 eine Übergabezeremonie mit anschließendem Pressegespräch. Dabei werden menschliche Schädel von sechs Herero (Ovaherero), vier Nama und vier Damara, die während der Kolonialzeit aus "Deutsch-Südewestafrika" hierher verbracht wurden, an eine von einem Minister angeführte namibische Delegation übergeben. Nach Jahren des Wartens wurde diese Rückgabe extrem kurzfristig anberaumt. In der Presseankündigung der Universität Freiburg vom 26. Februar 2014 heißt es:
"Die Universität Freiburg hat 2011 ihre Untersuchungen von Schädeln aus ihrer historischen Sammlung abgeschlossen. Sie hat nach aufwändiger Forschungsarbeit 14 Schädel dem heutigen Gebiet von Namibia zuordnen können und in enger Abstimmung mit der Namibischen Botschaft die Rückführung vorbereitet.
In einer auf Wunsch der namibischen Gäste internen feierlichen Zeremonie übergibt Rektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer die Relikte an den Minister of Youth, National Service, Sport & Culture Hon. Jerry Ekandjo, den Botschafter der Republik Namibia in der Bundesrepublik Deutschland S.E. Neville Gertze, den Deputy Chairman of the Council of Traditional Leaders Chief Immanuel /Gaseb (der Schrägstrich symbolisiert einen Klicklaut) und Acting Director of the National Heritage Council Esther Mwoombola-Goagoses.
Im Anschluss stehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Delegation, Rektor Schiewer und die für die Forschungsarbeiten verantwortliche Anthropologin Prof. Dr. Ursula Wittwer-Backofen für ein Pressegespräch zur Verfügung." Weiterlesen…
In Berlin wird an der Charité am folgenden Tag, dem 5. März, eine weitere, ebenfalls geschlossene Rückgabeveranstaltung stattfinden, bei der 21 Schädel übergeben werden. Dort ruft das NGO-Bündnis "Völkermord verjährt nicht!" die Berliner Bevölkerung zum aktiven Gedenken an die Opfer des deutschen Kolonialismus auf. Am 5. März lädt es zu einer Pressekonferenz mit dem Herero Israel Kaunatjike sowie mit Vertretern des Zentralrats der Afrikanischen Gemeinde in Deutschland, der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD-Bund), von AfricAvenir International und Berlin Postkolonial ein (Weiterlesen…)
Die Freiburger Rückgabe ist ein bedeutsames postkoloniales Ereignis. Es ist dabei bedauerlich, dass die namibische Regierung sich so einen geschlossenen Rahmen gewünscht hat und auch die namibischen Komitees der Opfergruppen - anders als im Jahre 2011 (bei der ersten Rückgabe in Berlin) - nicht einbezogen wurden. Jahrelang stockte der Rückgabeprozess unter anderem deshalb, weil eine zentrale Rückgabe aller namibischen menschlichen Überreste in Deutschland im angemessenen Rahmen stattfinden sollte. Nun ist weder dies der Fall, noch eine etwas breitere Beteiligung der hiesigen Bevölkerung (außer der Presse).
In Namibia gab es eine Reihe Meldungen und z. T. sehr kontroverser Kommentare über die bevorstehende Rückgabe und die Begleitumstände, siehe u.a.:
- Theresia Tjihenuna: Thirty-five more skulls to be repatriated from Germany. The Namibian
- Magreth Nunuhe: Germany to send back 35 skulls New Era
- Kae Matundu-Tjiparuro:
Will German government’s chicaneries, shenanigans, Machiavellianism ever end? New Era
An dieser Stelle wird bald ausführlicher von der Rückgabeveranstaltung berichtet werden.
Heiko Wegmann (02.03.2014)