In welcher Form wurde der moderne Kolonialismus in die Geschichtsschulbücher Deutschlands, Frankreichs und Englands und damit in das jeweils nationale Gedächtnis eingeschrieben? Diese Frage steht im Mittelpunkt eines Forschungsprojektes, das die Möglichkeiten und Grenzen der Übersetzung von nationalen kolonialen Vergangenheiten in ein gemeinsames europäisches Gedächtnis untersucht.
Schulbücher nehmen darin eine zentrale Rolle ein: Sie sind als Instrumente politischer Einflussnahme, sozialer Steuerung und kultureller Übersetzung in besonderem Maße relevant für die Auseinandersetzung mit einem der dunkelsten Kapitel der europäischen Geschichte, dem Kolonialismus. Die Auseinandersetzung mit diesem Thema ist in nationalen Kontexten höchst umstritten; parallel zu den jeweiligen nationalen Erinnerungskonflikten wird der Kolonialismus jedoch zunehmend „europäisiert“.
Das Projekt analysiert, inwiefern die Schulbücher den Kolonialismus als einen Ausgangspunkt moderner europäischer Identität verorten oder die kritische Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit als europäischen Auftrag verstehen.
Projektwebsite
Veröffentlichungen (Stand: August 2009)
- Susanne Grindel und Winfried Speitkamp, "Da war doch was. Die europäischen Staaten beginnen, sich ihrer kolonialen Vergangenheit zu stellen", in: Kulturaustausch. Zeitschrift für internationale Perspektiven 4, 2008, S. 71;
auch erschienen unter: http://www.eurotopics.net
- Susanne Grindel (Hg.), Koloniale Vergangenheiten - Colonial Pasts (= Themenheft der Zeitschrift für internationale Schulbuchforschung 3, 2008), Hannover 2008.
- Susanne Grindel, Deutscher Sonderweg oder europäischer Erinnerungsort? Die Darstellung des modernen Kolonialismus in neueren deutschen Schulbüchern, in: Koloniale Vergangenheiten - Colonial Pasts, Themenheft der Zeitschrift für internationale Schulbuchforschung 3, 2008, S. 695-716.
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